Gewalt gegen Frauen: Wieder mehr Hilferufe

Die Anzahl der Beratungen zum Thema häusliche Gewalt sind gestiegen. Das zeigt der aktuelle Jahresbericht des „Hilfetelefons Gewalt gegen Frauen“.

Eine geballte Faust, auf die vier Finger ist das Wort "LOVE" tätowiert

Häusliche Gewalt gegen Frauen nimmt zu, das hat das „Hilfetelefon“ festgestellt

BERLIN taz | Die Anzahl der Beratungen durch das „Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen“ ist im Jahre 2021 im Vergleich zu 2020 um fünf Prozent gestiegen. Pro Woche wurden rund 1.000 Beratungen durchgeführt. Insgesamt waren es 54.000. Das geht aus dem am Montag veröffentlichten Jahresbericht des Hilfetelefons hervor. Bereits 2020 wurde ein 15-prozentiger Anstieg der Beratungen verzeichnet.

Das beim Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben (BAFzA) angesiedelte Hilfetelefon berät Hilfesuchende zu den Themen physischer, sexualisierter und psychischer Gewalt. Das Angebot steht online sowie telefonisch rund um die Uhr zur Verfügung. Anneka Klamt, Pressereferentin des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ), erklärte gegenüber der taz, dass zur Zielgruppe des Hilfetelefons nicht nur Frauen und nicht nur selbst betroffene Personen gehören, sondern auch Angehörige, Fachkräfte sowie Ratsuchende mit generellen Informationsanfragen.

2021 ging es jedoch in 60 Prozent aller Anrufe um häusliche Gewalt. Alle 20 Minuten erreichte das Hilfetelefon eine Anfrage, bei der Gewalt durch den (Ex-)Partner eine Rolle spielte, so die Angaben des aktuellen Jahresberichts. Bundesfrauenministerin Lisa Paus (die Grünen) erschrecken diese Zahlen. Sie unterstreicht in der Pressemitteilung zur Veröffentlichung des Jahresberichts, wie wichtig Hilfe für betroffene Frauen ist. Petra Söchting, die Leiterin des Hilfetelefons, erklärt außerdem: „Der anhaltend hohe Anteil von Beratungen zu häuslicher Gewalt unterstreicht die Bedeutung dieses Themenfeldes in unserer täglichen Arbeit“. Söchting führt aus, dass die Coronapandemie hierbei eine Rolle spiele. Zwar seien die pandemiebedingten Beschränkungen nicht die Ursache für häusliche Gewalt, sie erhöhen jedoch das Risiko, dass Konflikte eskalieren.

Neben dem Anstieg an Beratungen zum Thema häuslicher und sexualisierter Gewalt haben auch die Beratungen zu allgemeinen Lebenskrisen 2021 um 13 Prozent zugenommen. Auch das wird in dem Jahresbericht mit der Coronapandemie im Zusammenhang gebracht. Die Pandemie habe bei vielen Menschen finanzielle Sorgen, gesundheitliche Unsicherheiten und Zukunftsängste ausgelöst oder verstärkt. Deshalb würden Menschen vermehrt das telefonische Hilfsangebot wahrnehmen.

Das Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ ist rund um die Uhr unter der Nummer 08000/116016 kostenlos erreichbar. Hilfsangebote gibt es auch per Chat oder in einer Onlineberatung unter www.hilfetelefon.de. Die Beratungen werden in 18 Sprachen sowie in Leichter und Gebärdensprache angeboten.

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