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Getreideabkommen mit RusslandDirekte Exporte aushandeln

Bernhard Clasen
Kommentar von Bernhard Clasen

Russland hat den Getreidedeal mit der Ukraine gestoppt. Das heißt nicht, dass die UN nicht weiter Getreide aus der Ukraine exportieren könnte.

Mit ukrainischem Korn beladenes Frachtschiff auf dem Bosporus Foto: Mehmet Emin Caliskan/reuters

R usslands Entscheidung, sich nicht weiter am Getreidedeal zu beteiligen, muss nicht das Aus für den Getreidedeal bedeuten. Wenn Russland nicht mitmachen will, sollen eben einige Länder und die UNO, stellvertretend für die Weltgemeinschaft, direkt Getreide aus der Ukraine exportieren. Russland wird nicht auf diese Getreideschiffe schießen. Schon gar nicht, wenn diese Schiffe mit Fahnen eines mit Russland nicht verfeindeten Staates, wie beispielsweise Ägypten, China, Südafrika oder Brasilien beflaggt sind.

Die USA haben schon verlauten lassen, dass sie nicht mit Kriegsschiffen diese Getreideschiffe begleiten werden. Eine weise Entscheidung. US-amerikanische Kriegsschiffe in dieser sensiblen Region wären kein Beitrag zur Deeskalation. Es ist auch fraglich, ob der Schutz der Getreideschiffe durch das NATO-Land Türkei zielführend ist.

Gleichzeitig sollte weiter versucht werden, Russland wieder mit ins Boot zu holen. Denn wenn Russland Sicherheitsgarantien gibt, kann man davon ausgehen, dass den Schiffen wirklich nichts passieren wird. Außerdem ist es besser, wenn sich Russland selbst davon überzeugen kann, dass keine Waffen an Bord sind.

Fortschritte auf niedrigem Niveau gibt es

Es ist illusorisch an ein zeitnahes Treffen von Selenski und Putin zu glauben. Nicht illusorisch sind hingegen direkte russisch-ukrainische Verhandlungen auf niedrigerer Ebene. Derartige Verhandlungen gibt es aktuell. Zu erinnern ist an die mehrfachen Gespräche der russischen Menschenrechtsbeauftragten Tatjana Moskalkowa und ihres ukrainischen Kollegen Dmytro Lubinez, an die technischen Gespräche, die ein reibungsloses Funktionieren der russischen Gaspipeline durch die Ukraine ermöglichen und eben die bis vor kurzem noch geführten Gespräche zum Getreidedeal. Diese Verhandlungen auf niedriger Ebene sind Fortschritte auf niedrigem Niveau.

Gleichzeitig müssen Länder, wie Brasilien, Südafrika, China bei der Finanzierung der hohen Kosten der Versicherung dieser Getreideschiffe unterstützt werden. Wenn Geld für Waffen da ist, muss auch Geld für das Versichern von Getreideschiffen da sein.

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Bernhard Clasen
Journalist
Jahrgang 1957 Ukraine-Korrespondent von taz und nd. 1980-1986 Russisch-Studium an der Universität Heidelberg. Gute Ukrainisch-Kenntnisse. Schreibt seit 1993 für die taz.
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4 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

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  • "Gleichzeitig müssen Länder, wie Brasilien, Südafrika, China bei der Finanzierung der hohen Kosten der Versicherung dieser Getreideschiffe unterstützt werden. Wenn Geld für Waffen da ist, muss auch Geld für das Versichern von Getreideschiffen da sein."

    Ich bin ja auch der Meinung, dass Russland(!), wenn es schon so viel Geld für Waffen, etwa zur Bombardierung von Städten und Verminung von Feldern ausgibt, auch seinen Verbündeten und Freunden bei der Versicherung ihrer Schiffe gegen die eigene Aggression unter die Arme greifen kann, wenn diese Getreide importieren wollen. Es wäre zugegeben wahnsinnig, wenn der Westen denen, die die Kriegsmaschinerie am laufen halten (Chinas Drohnenexporte) oder nicht verurteilen wollen, das noch vergolden würde. Alle anderen sollten besser durch Schiffe unter UN-Flagge versorgt werden...

  • Ich bezweifle, dass Russland die neutralen Schiffe nicht beschießen oder vielmehr nicht blockieren wird. Denn abgesehen davon, dass Russland der Ukraine möglichst massiv schaden will, hat es, das zeigt das Verhalten in Syrien und Mali und das ständige Drohen mit der Atomwaffe, schon bislang kein Problem damit, den Rest der Welt ins Chaos zu stürzen, wenn dies auch nur indirekt den eigenen Machtinteressen nutzen könnte. Wäre es Moskau nur um Sicherheitsbedenken gegangen, hätte Russland eine Lösung schon früher für viel kleinere Münze bekommen können.

  • Ich denke, dass man mittelfristig wieder einen neuen Vertrag aushandeln wird. Russland will bessere Konditionen, um mehr eigenes Getreide und vor allen Dingen Düngemittel importieren zu können. Letztendlich sind Zugeständnisse gegenüber Russland natürlich unangenehm, aber ich denke, dass man sich dazu unter humanitären Aspekten durchringen können wird.



    Russland hat schließlich kein Interesse daran die Sympathien in der dritten Welt zu verspielen wo man vielfach bisher leider den Westen als HauptSchuldigen ausgemacht hat.

    • @Alexander Schulz:

      "Russland will bessere Konditionen, um mehr eigenes Getreide und vor allen Dingen Düngemittel importieren zu können. ".



      Sie meinen sicher EXportieren.



      Es ist eine russische Propagandamär, dass Russland durch das Sanktionsregime der westlichen Staaten an Getreide- und Düngemittelexporten gehindert würde.



      Russland hat in 2022/23 eine Rekordmenge Weizen exportiert, 10,5 Mio Tonnen mehr als 2021, und mehr als im bisherigen Rekordjahr 2017/18.



      Natürlich kaum an EU-Länder, das liegt an den Sanktionen (so ist das Leben) aber Russland hat seine Ernte, das sieht man an diesen Zahlen, erfolgreich am Weltmarkt untergebracht:



      www.reuters.com/ar...port-idUSKBN2YJ13A



      Bezüglich der Düngemittel hatte ich Ihnen schon im letzten Jahr, als dieselbe Diskussion lief, erklärt, dass Russland selbst durch Exportbeschränkungen seit Ende 2021 die Düngemittelkrise von 2022 mit hervorgerufen hat, und danach an den exorbitant hohen Weltmarktpreisen gut verdient. Nochmal, zum Nachlesen:



      www.agrarheute.com...uer-duenger-588151



      www.agrarheute.com...rt-ammonium-590099



      Mittlerweile hat sich die Lage am Düngemittelmarkt entspannt, Russland hat Probleme, für sein Dünger Käufer zu finden:



      "Ammoniumnitrat (AN) aus Russland hat Schwierigkeiten, Käufer zu finden, und derzeit werden Preise von nur 120 USD/t FOB Russland genannt, berichtet ein Analyst. Brasilien ist derzeit der einzige bedeutende Exportmarkt für die Russen, und angesichts der stark sinkenden Harnstoffpreise reichen selbst diese niedrigen AN-Preise möglicherweise nicht aus, um Verkäufe zu sichern, heißt es weiter."



      Quelle: www.agrarheute.com...fen-einfach-608122



      Der Artikel zeigt auch schön, dass der internationalen Düngemittelmarkt nur sehr am Rande von den EU-Sanktionen gegen Russland beeinflusst ist.