piwik no script img

Getöteter Journalist Jamal KhashoggiErdogan beschuldigt Saudis

In einem Gastbeitrag in der „Washington Post“ schreibt der türkische Präsident Erdogan, die Tötung Khashoggis sei von höchster Ebene angeordnet worden.

Khashoggis Verlobte, Hatice Cengiz, bittet die USA um Mithilfe bei der Aufklärung Foto: ap

Ankara ap | Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat die saudische Regierung beschuldigt, die Tötung des Journalisten Jamal Khashoggi angeordnet zu haben. In einem am Freitag von der Washington Post veröffentlichten Gastbeitrag schrieb Erdogan, der Auftrag sei von höchster Regierungsebene erteilt worden. Er glaube aber nicht, dass König Salman sie angeordnet habe. Ein Berater Erdogans sagte, er glaube, dass Khashoggis Leiche in Chemikalien aufgelöst worden sei.

Nach saudi-arabischer Darstellung wurde Khashoggi von einer Gruppe getötet, die auf eigene Faust und ohne entsprechenden Befehl von oben handelte.

Erdogan schrieb: „Wir müssen die Identitäten der Puppenspieler hinter der Tötung Khashoggis enthüllen.“ Die türkische Freundschaft mit Saudi-Arabien bedeute nicht, dass die Türkei im Hinblick auf die Tötung ein Auge zudrücken könne.

Erdogans Berater Yasin Aktay sagte, er glaube, dass Khashoggis Leiche in Säure oder anderen Chemikalien aufgelöst worden sei, nachdem sie zerstückelt worden sei. Es könne keine andere Erklärung dafür geben, dass die sterblichen Überreste einen Monat nach der Tötung noch nicht gefunden worden seien, sagte er der Nachrichtenagentur AP.

Khashoggis Verlobte Hatice Cengiz bat US-Präsident Donald Trump um politische Mithilfe bei der Suche nach der Leiche. Trump solle Druck auf Saudi-Arabien ausüben, damit das Königreich offenbare, wo die Leiche stecke, sagte sie in einer Videobotschaft. Ohne die sterblichen Überreste könnten seine Angehörigen keine Bestattungsgebete abhalten. „Unser Schmerz ist immer noch so aktuell wie am ersten Tag“, sagte sie.

Khashoggi war im saudischen Konsulat in Istanbul getötet worden, wo er Dokumente für seine anstehende Hochzeit mit Cengiz abholen wollte. Nach Angaben der türkischen Staatsanwaltschaft wurde er direkt nach dem Betreten des Konsulats erwürgt. Sein Leichnam wurde den Ermittlern zufolge im Anschluss zerstückelt und beseitigt.

Khashoggi war unter anderem Kolumnist der Washington Post.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

3 Kommentare

 / 
  • 7G
    76530 (Profil gelöscht)

    Das Verhalten Erdogans ist weit verbreitet. Von daher eigentlich nicht der Rede wert. Nicht nur Autokraten wie ihn betrifft dies. Es ist bekannt unter dem Begriffen Scheinheiligkeit, Selbstblindheit, Heuchelei u.a.m. Auch unter normal Sterblichen. Also uns allen.

  • Erdogan ist jetzt also unter die 5 Freunde der ungeklärten Morde gegangen. Um den Saudis als gutes Beispiel voranzugehen, könnte er mal anfangen.

    Mich würde immer noch interessieren, wer angeordnet hat, das Fidan Doğan, Leyla Şaylemez und Sakine Cansız am hellichten Tag 2013 in ihrem Pariser Büro erschossen wurden. Woher der Verdächtige Ömer Güney, obwohl er offiziell von Transferzahlungen im nicht mal 4 stelligen Bereich lebte, die Mittel hatte alleine 2012 9 mal in die Türkei zu fliegen, 3 Handys hatte und mit einem davon immer eine Nummer in der Türkei angerufen hat, die es offiziell nicht gibt.

    Und ob er die Person ist, die der türkische MIT unter dem Decknamen Legionär geführt hat.

    • 8G
      84935 (Profil gelöscht)
      @Sven Günther:

      Interessant, danke für die Hinweise!



      Zwischen dem willkürlichen Einsperren und dem Ermorden von Journalisten ist auch nur ein gradueller Unterschied. Und Erdogan ruft ja laut genug nach der Todesstrafe, die dann sicher nicht rechtsstaatlicher ausgeübt wird, als jetzt die Haftstrafen wegen sog. Terrororpropaganda...