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Gesellschaftliche VerantwortungWir haben versagt

Das Gewaltvideo von Halle zeigt, dass der Täter in jeder Hinsicht ein Idiot ist. Und, auch das ist erschütternd, ein Deutscher wie Du und Ich.

„Wir haben zugelassen, dass eine Stimmung entstand, die diese Tat ermöglicht hat“ Foto: dpa

E s gibt so viel, worüber man schreiben könnte und sollte, wenn man einen Kolumnenplatz zur Verfügung hat. Über den Verrat an den Kurden beispielsweise und über tote Kinder, die Recep Erdogan, Präsident unseres Nato-Verbündeten Türkei, mit seinem Angriff auf syrisches Staatsgebiet zu verantworten hat. Oder darüber, dass der ägyptische Demokrat Alaa Abd-el Fattah – dem nichts anderes als eben das vorgeworfen wird: dass er nämlich Demokrat ist – offenbar im Gefängnis gefoltert wurde und seine Familie um sein Leben fürchtet.

Ja, es gibt vieles, worüber geschrieben werden muss. Aber manchmal, ganz selten, gibt es Nachrichten, die lähmen und so verstörend sind, dass im Kopf vorübergehend kein Platz mehr ist, um sich auf andere Themen zu konzentrieren. Der versuchte Angriff auf eine Synagoge in Deutschland ist eine solche Nachricht.

Ich kann nichts für den Holocaust. Mir ist die „Gnade der späten Geburt“ widerfahren, wie mein Vater, der Publizist Günter Gaus, es genannt hat: zu spät auf die Welt gekommen, als dass ich mich noch hätte mitschuldig machen können. Aber die Verantwortung dafür, dass es gilt, Anfängen zu wehren und Sorge zu tragen, dass so etwas nie, nie wieder geschehen kann – die trage ich, die tragen wir alle in Deutschland. Für immer. Meldungen über unzureichenden Schutz einer Synagoge und eine zunächst zögerliche Reaktion der Polizei auf den Angriff beweisen, dass wir dieser Verantwortung nicht gerecht geworden sind. Sie nicht, ich nicht, wir alle nicht. Wir haben zugelassen, dass in manchen Kreisen eine Stimmung entstand, die diese Tat ermöglicht hat. Wir haben versagt.

„Döner – neh´m wer“

Vielleicht ist das der Grund dafür, dass in diesen Tagen so wenig die Rede vom Mord im Döner-Laden ist, den der Täter verübt hat, nachdem es ihm nicht gelungen war, in die Synagoge einzudringen. Aber es sollte die Rede davon sein, genau so oft und genau so eindringlich wie von dem Angriff auf die Synagoge. Denn das Video, das der Täter ins Netz gestellt hatte, beweist, dass er sein nächstes Ziel absichtsvoll ins Visier genommen hatte.

„Döner – neh´m wer“, sagte er, als er nach seinem ersten Mord an einer Passantin frustriert und zunächst planlos in Halle herumfuhr. Döner – den nehmen wir: Ja, natürlich. Es geht nicht nur um Angriffe auf Juden, sondern um Hass auf alle und alles, was nicht deutsch ist. Angriffe auf gastronomische Einrichtungen haben in dieser Hinsicht Tradition. Siehe NSU.

Stichwort Video. Gewaltvideos zu sperren ist grundsätzlich eine gute Idee. Ich bin nicht ganz sicher, ob das für das Video des Mörders von Halle auch gilt. Es wird vermutlich nie Kultstatus erreichen, ganz egal auf welchen Plattformen es anzusehen ist. Dafür zeigt sich auf den Aufnahmen zu deutlich, dass der Mann ein Idiot ist. Nicht nur wegen seiner Geisteshaltung, sondern auch, weil er nicht einmal in technischer Hinsicht weiß, was er tut.

taz am wochenende

Dieser Text stammt aus der taz.am wochenende. Immer ab Samstag am Kiosk, im eKiosk oder gleich im praktischen Wochenendabo. Und rund um die Uhr bei Facebook und Twitter.

Das allerdings entlastet beim Hinsehen nicht. Das Video ist erschütternd. Nicht nur wegen der widerlichen Morde und der unfassbaren Gefühlskälte, mit denen sie verübt werden. Sondern auch wegen der langen Passagen, in denen nichts, gar nichts, geschieht. Außer, dass sich der Mörder verhält, wie wir alle das auch hundert, tausend, zehntausend Mal getan haben: Er hält brav vor einer roten Ampel. Er fragt höflich „wie bitte?“ als ihm ein Mann etwas zuruft, was er nicht versteht. Er ist ein Deutscher. Wie ich eine Deutsche bin. Wir beide sind ganz und gar integriert in diesem Land. Wir haben vieles gemeinsam. Es wäre mir lieber, ich hätte das Video nicht gesehen.

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19 Kommentare

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  • Ich lebe seit vielen Jahren auf dem Lande in Westdeutschland. Der braune Bodensatz war immer präsent. Genauso wie das Wegsehen und Verharmlosen. Ist doch nur ein Scherz, wenn Andersdenkenden erklärt wird, unter Adolf wäre man vergast worden. Ha ha ha.



    Nein, die schäbige Grundeinstellung ist in einem Großteil der Bevölkerung immer da gewesen, wer hätte dagegen etwas unternehmen wollen?

  • „Ich kann nichts für den Holocaust. Mir ist die „Gnade der späten Geburt“ widerfahren“

    Dieser Satz, der nie komplex galt, klingt im aktuellen Kontext für mich unsäglich abgedroschen hingeworfen, dazu den Täter von Halle Stephan B. in jeder Hinsicht als Idioten hinzustellen und damit unwillentlich zu exkulpieren.



    Übrigens sind Idioten jene, die mit anderen nicht in Beziehung treten, auf sich beschränkt bleiben, schon gar nicht schlagend, schießend Verbindungen mit tödlichem Ausgang eingehen, eher bei Opfern von Gewalt sind

    Der Holocaust hatte einen Vor-, einen Nachlauf. Im Nachlauf hat Ralph Giordano die zweite Schuld diagnostiziert, in die nun auch die Spät-, Nachgeborenen verstrickt sind, weil es ihnen weder gelang, nach innen, außen, sozial Frieden zu stiften, Überlebende des Holocaust, der Zwangsarbeit zu entschädigen, wie es den Deutschen unter Deutschen mit dem Lastenausgleich 1953 halbwegs gelang.

    Rechtsextremismus geschieht nicht aus leerem Raum, erwächst meist aus Kriegs- , Nachkriegszeiten, Zeiten asymmetrischer Kriege wie der Kolonialismus, der Krieg gegen Internationalen Terrorismus seit Nine Eleven 2001, in denen Gewalt in Echokammern Ansporn zu Radikalisierung, Suche nach nächst höherer Gewalt Adrenalin Dosis ist, sei es, zu überleben, sei es in Gewaltakt Events wie in Halle mit hochgepeitscht angedrillten Omnipotenzgefühlen zu verschmelzen.

    Täter Stephan B. in Halle, 27, war an Waffen in der Bundeswehr geschult. Die Öffentlichkeit weiß bisher nicht, wie diese Zeit auf ihn gewirkt hat. Bei einer in gegenwärtig 11 Auslandseinsätzen geforderten Bundeswehr steht zu erwarten, dass Erfahrung mit Ausübung von Waffengewalt, Ängsten, selber Opfer dieser Gewalt zu sein, bzw. gewesen zu sein, intransparenter Zahlen heimkehrender Soldaten mit Posttraumatischem "Terminator Prägung asymmtrischer Krieg" Belastungssyndrom deren seelische Unterversorgung zentrales Thema in der Bundeswehr, die die Bundeswehr verlassen

  • In ein paar Tagen wird dann wieder vor dem bösen Linksextremismus gewarnt, der auch bekämpft werden muss. Die AfD wird immer noch nicht überwacht. Der Staat und sein Verfassungsschutz halten Linksextremismus weiterhin für die größere Gefahr. Das Gefasel bei Terrorristen und der AfD vom großen Austausch wird ignoriert. Daran werden auch noch etliche rechtsextreme Terrorakte nichts ändern!

    • 6G
      64984 (Profil gelöscht)
      @Anna Minerva:

      Genau richtig. Wer die Linke im gleichen Atemzug wie die AfD nennt und sie in den gleichen Topf wirft, der verharmlost Rechtsextremismus und ist mit Schuld daran, dass manche AfD Politiker einen fatalen Einfluss auf manche Menschen haben

  • .„Er ist ein Deutscher. Wie ich eine Deutsche bin. Wir beide sind ganz und gar integriert in diesem Land“

    An diesem Satz wird mir deutlich, um welche Art der Integration es, anders als wir es uns vermitteln, wirklich geht, nicht um die soziale, sondern voran um die personenbezogen Integration innerer Instanzen, die uns beherrschen, vorhandene, nichtvorhanden rein fantasierte Gewalterfahrung in legitimen, nicht legitimen, ungesetzlichen Zusammenhängen, dem Streben nach deren Verwirklichung bzw. Verhinderung, die uns, unabhängig von Zugehörigkeit, unterscheidet.

  • Ich möchte bei diesem "wir" nicht mit eingerechnet werden.



    Die Politiker, die Medien und die Herrschenden haben versagt.



    Sowie alle, die es nicht geschafft haben, Parteien zu wählen, die sich ganz klar von auch noch so leichtem Kuschelkurs mit angeblichen "Demokraten" deutlich distanzier(t)en.



    Seit Jahren wird hier im Forum gegen Rechts geschrieben, und genau so lang wird immer wieder gefordert, frauman müsse mit diesen Brandstiftern reden.



    Nein, muss frauman NICHT. Darf frauman m. E. gar nicht. Worüber hätten aufrechte Demokraten wohl mit Rechten zu sprechen?



    Frauman muss eine klare Haltung, klare Abgrenzung und klare Ablehnung gegenüber diesen "Leuten" haben und vertreten.



    Das Interview mit Meuthen ist m. E. mal wieder das beste Zeichen dafür, dass die Öffentlichkeit schlicht versagt, und es nicht schafft, diesen "Leuten" jedes Forum, wo es nur möglich ist, zu verweigern.

  • Sie schreiben zurecht "Wir haben versagt." Dem kann ich nur zustimmen.



    Ihre Kollegin Hannah Bethke schrieb im Feuilleton der faz unter der Überschrift "In der Mitte wird es eng" folgende Passage:

    "Weder ist es angebracht, das politische Profil der AfD zu verharmlosen, noch überzeugt es, sie als einzig Schuldigen für eine Entwicklung zu brandmarken, die ein gesamtgesellschaftliches Problem darstellt: das Zurückdrängen der gesellschaftlichen Mitte."

    Mir stieß diese Passage sauer auf. Ursprünglich hatte ich nur die Frage stellen wollen, ob denn der amtierende sächsische Landesbischof der evangelischen Kirche, Carsten Rentzing, Mitglied einer schlagenden Verbindung und Redner bei der Neuen Rechten im Jahr 2013, für die Autorin zu dieser "gesellschaftlichen Mitte" gehört.

    Dafür fehlten dann nach folgendem Text die "Zeichen", im Blatt der "gesellschaftlichen Mitte", dessen Leserforum zu einer Heimat für geistige Dreckschleudern mutiert ist:







    "Hilfreich wäre der Versuch, den Begriff der "bürgerlichen Mitte" einmal klarer zu definieren. Wer zählt dazu? Und schon bei dieser Frage fällt ein Problem auf: Er ist ausgrenzend. Ausgrenzung von Mitbürgern, die nicht so sind wie man sie sich selbst vorstellt, oder akzeptieren möchte: Wegen ihrer anderen Religion, ihrer anderen Herkunft, ihres anderen Denkens, ihrer anderen politischen Überzeugungen, ihres anderen Aussehens oder Hautfarbe, ihrer anderen sexuellen Präferenzen. ihres anderen Geschlechts, ihres anderen sozialen Status oder Einkommen...

    Wer hat ein Interesse an dieser Ausgrenzung von Mitbürgern? Wem nützen diese "Feindbilder", die nur zur Spaltung der Gesellschaft und zu ihrer Endsolidarisierung führen?

    Es wird zu viel über die "bürgerliche Mitte" schwadroniert, ohne die ausgrenzende Funktion zu bedenken, und ohne die dies fördernden Strukturen zu hinterfragen. Die AfD mag Pluralität nicht. Ohne aus der "bürgerlichen Mitte" heraus erzeugten "Feindbilder, wäre ihr Wählerpotential kaum bei 25% einzuschätzen."

    • @Drabiniok Dieter:

      Der Begriff der Mitte ist nur dann ausgrenzend, wenn Sie Ihn so definieren. Denn grundsätzlich können alle dazu gehören, die mit dem politisch Extremen nichts am Hut haben, und das liegt, trotz aller materiellen Einschränkungen, bei jedem einzelnen selbst. Und wer außer Ihnen behauptet eigentlich, dass z.B. LGBTI nicht zur Mitte gehören können? - Bloß, weil Sie ausgehend von Frau Bethkes Text zu Ihrem Post ganz unvermittelt vom Begriff "gesellschaftliche Mitte" zu "bürgerliche Mitte" wechseln (supergeschickter Kniff, fein gemacht!), muss Ihre Behauptung nicht stimmen.

      • 6G
        64984 (Profil gelöscht)
        @Ewald der Etrusker:

        Aha, alle mit dem politisch extremen etwas am Hut haben, gehören Ihrer Meinung nach ausgegrenzt.



        Ich nehme an, dazu gehören Ihrer Meinung nach AfD-Wähler und Linke-Wähler. Und vermutlich auch viele Hartz-IV Empfänger.



        Also gehören i.w. eigentlich nur Wähler der etablierten Parteien zur gesellschaftlichen Mitte



        Damit grenzen Sie 20-40% der Bevölkerung aus, vielleicht sogar mehr, wenn man einen Teil der Nichtwähler hinzuzählt.



        Und Sie glauben, ein Staat kann auf Dauer funktionieren, wenn so viele Menschen ausgegrenzt werden?



        Da würde ich noch weniger als 0,0001



        Cent drauf wetten.

  • Wo bekomen denn deutschen Atheisten wie du und er ihre Ethik her? Hat nicht jeder das Recht auf seine eigene Ethik? Wenn es nichts absolutes gibt, gibt es auch keine absolut richtige Ethik. Wenn wir nur zufällig hier auf der Erde sind, ist doch sowieso alles egal. Oder kommt da auf einmal eine Besinnung auf christliche Werte auf?

  • 0G
    07400 (Profil gelöscht)

    Verzeihung.

    Wie bei Frau Merkel auch.



    Wer ist Wir? Was ist Wir?



    Wer wurde für die Verantwortung bezahlt?

    Ich war es nicht. Ich gehöre nicht zu diesem Wir.



    Bitte schreiben sie "Wir die drei Affen von ...".

    Wenn sie eine Gesellschaft hatten 1989 Gegenwartsgesellschaft BRD, mal lesen hilft, 10 Krisen waren dort Bestandteil der "Marktwirtschaft".



    Da steht doch alles.

    Diese Regierung hat mir Arm(in) Disput geschenkt.



    Die Klimadebatten hatte ich Frau Merkel 2013 geschickt mit Fragen an Obama. Danke für das Nichts. Wer die Würde eines Menschen verwirkt, auf Ewig in Dummheit stirbt. Ciao Bella. Manch ein Wesen ganz verzückt, hat viel mehr Macht als ein Statusstück. Deswegen der die das Teufel steckt im Detail, und deswegen haben sie kreiiert, was sie nicht kapieren und merken nicht das sie das Heft des Handels nicht haben, sondern schmieren.

    Ich gehöre nicht zu diesem Wir. Sorry. Bezahlen müssen die bezahlten Verantwortungslosen. Die steckten sich Geld in ihre Hosen und Betrügen, Lügen und Rügen in die Hosen aller anderen. Und straften sie trotz ihrer Rechte ab.

    Ciao Bella



    Bella Ciao

    • @07400 (Profil gelöscht):

      Schön konfus formuliert, so dass alle von ganz links bis ganz rechts ihre Ansichten bestätigt sehen können. Herzlichen Glückwunsch zu gar nix. Ciao be..., äh, na jedenfalls ciao. Hoffentlich für längere Zeit, bis Sie mal in sich gegangen und - wiederum hoffentlich - nicht enttäuscht zurückgekommen sind.

      • 6G
        64984 (Profil gelöscht)
        @Ewald der Etrusker:

        Ich finde den Kommentar von Hartzer 2017 wesentlich aussagekräftiger als Ihren.

        Ich finde nach dem Lesen des Kommentars auch, dass Frau Gaus deny Begriff „Wir“ zu Unrecht benutzt hat.

        Ich hatte dies ursprünglich so verstanden, dass Frau Gaus damit sich und die taz und vielleicht noch andere „Qualitätsmedien“ gemeint hat.

        Vielleicht auch noch Politiker, die meinen, dass man genauso viele Mittel in den Kampf gegen Linksextremismus stecken müsse wie gegen Rechtsextremismus.

        Dann fand ich das „Wir haben versagt“ berechtigt.



        Aber es jedem in der Bevölkerung vorzuwerfen, ist absolut nicht gerechtfertigt. Denn es gibt viele, die sich gegen Rechts absolut engagiert haben und noch mehr, die absolut keine Möglichkeit hatten irgendwas dagegen zu tun.

  • Frau Gaus, ich verbitte mir entschieden, dieses anmaßende "Wir". Wir, unsere ehemalige Großfamilie, von welcher ich nun einer der letzten Lebenden bin, hat immer gegen den Nationalsozialismus, gegen Ihren reaktionären Staat, wo man nach 1945 auf dem Entschädigungsamt und anderen Ämtern dieselben Beamten angetroffen hat, welche meine Verwandten mit einer 10 Dollar-Note im besten Falle, oder nur mit einem Stehplatz nach Auschwitz via Theresienstadt aus dem deutschen Reich entfernten, gekämpft - und verloren.

    Die BRD hat sich nicht geändert. Nach 1945 versank man in grenzenlosem Selbstmitleid, stilisierte sich zum Opfer und der neue alte Feind war der Kommunismus, das Druckausgleichsventil für ehemalige Nazis und deren Mitläufer.

    Einen Feind hat man aber vergessen, einen Feind, der in der DDR das große Kampfziel darstellte: den Kapitalismus. Aus wirtschaftlichen Gründen hat man die Bewachungskosten den jüdischen Gemeinden aufgebrummt. Aus wirtschaftlichen Gründen sind die Kriegsverbrecher und Konzernführer nicht bestraft worden, aus wirtschaftlichen Gründen investiert man nichts in die Löschung der Lunten an der Fassbombe zur Gesellschaftsspaltung und wartet deren Detonation ab. Der Markt wird es schon regeln.

    Im Westberlin der späten Siebziger Jahre stand das jüdische Gemeindehaus in der Fasanenstr. unter ständiger Bewachung mit hotline zur Friesenstr. - es war die Polizei, welche den Schutz wahrnahm.

    Aber die Wiederauferstehung des homo oeconomicus et aricus teutonus ist eine Folge des geistigen Bankrottes, das Ende eines Unfehlbarkeitswahnes den einzig deutschen demokratischen Rechtstaat geschaffen zu haben, ein Wahn, der sich gerade derzeit an der abgewickelten DDR delektiert und sich selbst feiert.

    Der Familientradition folgend habe ich dieses Land aus politischen Gründen verlassen. Dabei sind Familientraditionen für mich stets nebensächlich gewesen. Aber Ihr Kommentar hat mich doch in der Richtigkeit dieses Schrittes bestärkt.

  • 6G
    64984 (Profil gelöscht)

    Frau Gaus schreibt einen sehr richtigen Satz:

    „Wir haben zugelassen, dass in manchen Kreisen eine Stimmung entstand, die diese Tat ermöglicht hat. Wir haben versagt.„

    Stellt sich erstens die Frage, was das für eine Stimmung ist. Frau Gaus gibt an anderer Stelle die Antwort: Wut.



    Ich glaube, auch das ist richtig.

    Stellt sich nun noch die Frage, was man hätte tun können, dass eine solche Wut entsteht.

    Ich weiß nicht, wie bei dem Attentäter diese Wut entstanden ist.

    Aber wer mit wachen Augen in die Welt schaut, hat in den letzten 20 Jahre viele Beispiele gesehen, bei denen Wut erzeugt wurde:



    Dass Immer mehr von Menschen gefordert wird, sie aber im Fall des Falles wie Abfall behandelt werden, sowohl vom Staat wie auch von Unternehmen.



    Dass man die Sorgen von jungen Menschen um ihre Zukunft für weniger wichtig hält als die Gewinnerwartungen von Unternehmen.



    Dass man die Wünsche der unteren 30% dieser Gesellschaft in den politischen Entscheidungen zum erheblichen Teil missachtet hat.



    Aber für Banken ruckzuck zig Milliarden parat hat.



    Dass man bezüglich der Migranten sagt“Wir schaffen das“, aber bezüglich der HartzIV Empfänger i.w. sagt :Ihr müsst es selber schaffen. Wir geben Euch nur genug zum Überleben Und wenn ihr nicht pünktlich zum Termin kommt, noch nicht einmal das.“



    Vielleicht hätte es ja auch gereicht, den Attentäter und viele andere mit den Ausländern oder Menschen anderer Religionen in Kontakt zu bringen.

    Ich habe keine Ahnung, ob irgendwas vom obigen geholfen hätte.



    Aber wenn Frau Gaus und andere nicht sagen, wie Sie die Wut in Zukunft verhindern wollen, die zu solchen Taten führt oder zumindest mitverantwortlich ist, so versagt sie und versagen diese auch jetzt.

    Eins wird meiner Meinung nach nicht helfen, diese Wut zu besiegen, denn das ist in den letzten Jahren schon ziemlich schief gegangen: Schimpfen auf die AfD und ihre Wähler.

    • @64984 (Profil gelöscht):

      Sicher, diese Wut, dass "die Juden" alles lenken, die wird bestimmt aufhören, wenn wir die Gesellschaft nur so umgestalten, dass die J..., na jedenfalls, dann wird diese Wut enden. Sofort. Darauf wette ich 0,0001 Cent. Mindestens.

      • 6G
        64984 (Profil gelöscht)
        @Ewald der Etrusker:

        Sie haben es offensichtlich nicht verstanden. Nichts von dem, was ich oben gesagt habe, hat irgendwas mit Juden zu tun.



        Aber Wut sucht sich oft Sündenböcke, die oft kaum etwas mit dem zu tun haben, weswegen die Wut entstanden ist. Im Augenblick sind dies oft Migranten, Muslime oder auch Juden.

    • 6G
      64984 (Profil gelöscht)
      @64984 (Profil gelöscht):

      Sollte heißen:

      Stellt sich nun noch die Frage, was man hätte tun können, dass eine solche Wut NICHT entsteht.

  • Offensichtlich war dieser Zombie-Braune nicht dumm genug, um Waffen anzufertigen!



    Die meisten dieser Dumpfbacken haben bekanntlich nicht viel Hirn oder gar Empathie...



    Um den Arm zum DEUTSCHEN GRUẞ zu erheben oder ein paar Geschosse in Wehrlose zu feuern, reichen mutmaßlich relativ wenig Synapsen im Glatzenschädel!