Geschlechterrollen in der Pandemie: Care-Arbeit bleibt Frauensache
Eine neue Studie zeigt, dass Corona nur kurz an traditionellen Geschlechterrollen rüttelte. Männer sind schnell wieder „in alte Muster verfallen“.
Weil vor allem Frauen unbezahlte Care-Arbeit leisten, dazu zählen Kinderbetreuung oder Pflege, seien Frauen und Männer nicht gleichgestellt. Zwar ist der Gender Pay Gap, der Einkommensunterschied zwischen Männern und Frauen, in den letzten Jahren geschrumpft, aber Frauen verdienen durchschnittlich immer noch 18 Prozent weniger pro Stunde als Männer. Ein Grund: Frauen arbeiten viermal so häufig in Teilzeit – oft, weil sie gleichzeitig für die Familie sorgen.
Der Pay Gap schrumpfe wegen der Einführung des Mindestlohns 2015. Weil deutlich mehr Frauen im Niedriglohnsektor arbeiten, wirke sich der Mindestlohn vor allem positiv auf ihr Gehalt aus, so die Studie.
Noch drastischer als der Pay Gap ist die Rentenlücke, der „Gender Pension Gap“: 49 Prozent weniger Rente erhalten Frauen im Vergleich zu Männern. Die Verfasser:innen des Reports befürchten, dass sich die Pandemie negativ auf den Pension Gap auswirken könne. Denn Frauen hätten während der Lockdowns, Kita- oder Schulschließungen häufiger auf ihre Erwerbsarbeit verzichtet als Männer.
Die Frauenquote für Aufsichtsräte wirkt
Der Einkommensunterschied hänge auch damit zusammen, dass es immer noch „typisch männliche“ und „typisch weibliche“ Berufe gebe. Frauen arbeiten eher in der Pflege oder im Handel, Männer üben vermehrt handwerkliche oder technische Berufe aus, die besser bezahlt sind. Daher fordern die Autor:innen des Reports, Kindern und Jugendlichen geschlechteruntypischen Berufe vorzustellen.
Eine positive Entwicklung zeichnet sich beim Frauenanteil in Aufsichtsräten ab, hier zeige die eingeführte Frauenquote Wirkung. Im Bildungsbereich überholten die Frauen sogar und schlossen ihre Schullaufbahn häufiger mit einem Abitur oder der mittleren Reife ab.
Der Report nennt außerdem Maßnahmen, die zur Gleichstellung von Frauen und Männern beitragen könnten: eine Reform des Ehegattensplittings, der Ausbau von (ganztägigen) Betreuungseinrichtungen für Kinder und ein Ende der weit verbreiteten Überstundenkultur.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation
Utøya-Attentäter vor Gericht
Breivik beantragt Entlassung
Entlassene grüne Ministerin Nonnemacher
„Die Eskalation zeichnete sich ab“