Geschlechtergerechtigkeit Skispringen: Eine Freude zum Anfassen
Die Skispringerin Selina Freitag hat Shampoo und Handtücher statt Preisgeld bekommen. Ein Plädoyer für mehr Sachpreise im Profisport, auch für Männer.
M it ungewollten Geschenken kennen sich die meisten von uns saisonal bedingt ja aus. So lässt sich derzeit vielleicht besonders tief nachempfinden, wie es Selina Freitag erging. Die Skispringerin erhielt für ihren Sieg in der Qualifikation zur „Two Nights“-Tour ein Präsent, von dem die Funktionäre annahmen, dass es eine Frau von Herzen freut: Shampoo.
„Die Herren bekommen für einen Sieg in der Quali 3.000 Schweizer Franken – und ich habe gestern für meinen Quali-Sieg ein Partnerbag mit Duschgel, Shampoo und vier Handtüchern bekommen. Nach dem Motto: ‚So, hier, wir hatten leider keinen 500er übrig‘“, klagte die 23-jährige Athletin.
Die Ungleichbehandlung hat System. Schon der ganze Wettbewerb, in dem Selina Freitag antrat und einen Podestplatz (mit ebenfalls höchst ungleichen Prämien) verpasste, ist ein ungeliebter Kompromiss. Eigentlich nämlich wollen die Frauen seit Jahren eine Vierschanzentournee wie die Männer springen. Stattdessen sollen sie vorläufig eine halbe Tour springen – vor jenem Restpublikum, das noch nicht weggefroren ist. Anschließend gibt es die Haarwäsche geschenkt. DSV-Sportdirektor Horst Hüttel kommentierte den Kaffeeservice-Moment des Skisprungs so: „Handtuch und Duschgel ist ein bisschen unglücklich gewählt. Da ist wahrscheinlich gescheiter, man gibt gar nichts.“
Dabei ist das mit dem Schenken grundsätzlich keine schlechte Sache. Statt Tausende, Zehntausende oder im Fußball gar Millionen von Euros als Preisgelder an die Männer (und zunehmend Frauen) zu zahlen, warum nicht mal bodenständige Sachleistungen? Auch den Männern mal eine Freude zum Anfassen machen? Das hat im Spitzensport durchaus Tradition: Die Fußball-Helden von Bern freuten sich 1954 über Fernseher und Kühlschränke, Skirennläuferin Lindsey Vonn entschied sich einst für eine Kuh statt 5.000 Euro Siegprämie. Im Männerfußball gab es neben den unvermeidlichen Autos auch schon Pornos und lebenslang Freibier. Felgen, Titten, Saufen?
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