Geschichte schwul-lesbischer Gefühle : Jetzt endlich alles normal und gut?
Ein Talk aus der Reihe „taz Talks meets Queer Lectures“ mit Benno Gammerl und Jan Feddersen über queeren Alltag in der BRD seit den 1950ern.
Von Verfolgung und Verzweiflung in den Nachkriegsdekaden über den Aufbruch der westdeutschen Lesben- und Schwulenbewegung in den 1970ern zur Anerkennung sexueller Vielfalt und zur Ehe für Alle in der Berliner Republik.
So wird die Zeitgeschichte der Homosexualitäten oft dargestellt. Aber wenn man den zwischen 1935 und 1970 geborenen, gleichgeschlechtlich liebenden Menschen, mit denen Benno Gammerl gesprochen hat, genau zuhört, dann verliefen die Dinge weniger geradlinig.
Die Angst verschwand nie ganz aus dem schwul-lesbischen Alltag. Die heutigen Ängste sind schlicht andere als die von vor 70 Jahren. Zugleich gab es mutige Homosexuelle auch schon in den 1950ern. Heute ist das Selbstbewusstsein weiter verbreitet, aber es ist nicht ein für alle Mal errungen, muss immer wieder erstritten und verteidigt werden.
Es gibt eine neue Normalität, aber Beleidigungen gehören ebenfalls zum Alltag. Deswegen hat sich auch der emanzipatorische Kampf alles andere als erübrigt. Mit dieser unübersichtlichen Situation müssen sich queere Menschen und Aktivist*innen heute auseinandersetzen.
Benno Gammerl ist Historiker und arbeitet zu Imperien-, Homosexualitäten- und Emotionsgeschichte. Nach Stationen am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin und am Goldsmiths College in London, lehrt er seit Januar als Professor für Geschlechter- und Sexualitätengeschichte am Europäischen Hochschulinstitut in Florenz. „anders fühlen“ ist sein Sachbuch-Debüt.
Jan Feddersen ist taz-Redakteur für besondere Aufgaben und Kurator der taz Talks sowie des taz Lab.
Anregungen und Fragen nehmen wir mit Freuden entgegen über taztalk@taz.de.
Ein taz Talk in Kooperation mit der Initiative Queer Nations.
Empfohlener externer Inhalt
taz Talk – Anders fühlen