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Germanwings-CrashDas hätte man doch merken müssen!

Die Aufarbeitung beginnt. Mit unsinnigen Forderungen. Wenn Gesellschaften nach unfehlbaren Vorbildern suchen, ist das selten erfreulich.

Und da man erst hinterher klüger ist, haben Schuldzuweisungen und wohlfeile Appelle einen unangenehmen Beigeschmack. Bild: dpa

Hätte sich diese Katastrophe verhindern lassen? Diese Frage wird nach jeder Tragödie gestellt, und die Antwort lautet fast immer gleich: Ja, natürlich hätte sie sich verhindern lassen. Aber meist eben nur dann, wenn bereits vorher alles bekannt gewesen wäre, was sich danach herausgestellt hat.

Darin unterscheidet sich ein Verkehrsunfall nicht von einem Amoklauf oder einer Gasexplosion. Und da man erst hinterher klüger ist, haben Schuldzuweisungen und wohlfeile Appelle einen unangenehmen Beigeschmack. Zumal neue Lösungen für Probleme auch neue Gefahren in sich bergen können.

Im Falle des Copiloten der Germanwings-Maschine, die bisherigen Erkenntnissen zufolge von ihm absichtlich in einen Berg gesteuert worden ist, gilt das vor allem für die Forderung nach regelmäßiger psychologischer Begutachtung von Piloten.

In stundenlangen TV-Sondersendungen zum Thema zeigten sich Experten verschiedener Fachrichtungen immer mal wieder fassungslos angesichts der Tatsache, dass dies bislang nicht stattfindet. Da konnten Psychologinnen und Psychologen noch so oft darauf hinweisen, dass ihre Disziplin keine mathematisch genaue Wissenschaft ist und eine seriöse Diagnose kaum möglich ist ohne die Bereitschaft der Untersuchten zur Mitarbeit. Niemand schien das hören zu wollen.

Der war depressiv? Das hätte man doch merken müssen!

Schön wär’s. Nach einem Suizid ist das persönliche Umfeld des Toten in den allermeisten Fällen schockiert, selbst dann, wenn „irgendwie“ bekannt war, dass er oder sie „nicht so gut drauf“ war. Was wäre die Folge, wenn Piloten künftig regelmäßig zum Psychologen geschickt würden? Müsste man dann nicht auch Busfahrer, Ärztinnen, Lkw-Fahrer und Elektrikerinnen auf ihren Geisteszustand hin untersuchen – also alle Berufsgruppen, die Menschenleben in Händen halten? Kaminkehrer nicht zu vergessen.

Will man eine diagnostizierte – und, wenn möglich: therapierte – Gesellschaft? Gibt es einen Anspruch der Öffentlichkeit, dass Psychologen oder Psychiater jederzeit über Beziehungsprobleme, Erschöpfungszustände und allgemeine Unlustgefühle informiert werden müssen? Falls sich ein Meinungsbild herauskristallisieren sollte, das diese Fragen bejaht: Dann möchte man doch eigentlich nur auswandern. Möglichst in eine sehr dünn besiedelte Wüste.

Zwangsuntersuchung, dreimal die Woche?

Selbstverständlich wäre es wünschenswert, Mechanismen zu entwickeln, die verhindern, dass Krankschreibungen folgenlos vernichtet werden können, wie das möglicherweise im Fall des Copiloten der zerschmetterten Germanwings geschah. Aber letzte Sicherheit könnten auch neue Prüfungsmethoden nicht gewährleisten.

Der Mann hätte ja einfach beschließen können, medizinische Hilfe gar nicht erst in Anspruch zu nehmen. Und dann? Zwangsuntersuchung, dreimal die Woche? Mit Weitermeldung an den Arbeitgeber? Man möchte sich nicht ausmalen, wer noch bereit wäre, als Pilot zu arbeiten.

Der Wunsch, dass der Freitod ein Zeichen über die eigene Person hinaus setzen möge, ist so selten nicht. Sogar aus der internationalen Luftfahrt sind mehrere Fälle bekannt. Es ist schwer verständlich, dass deutsche Verantwortliche nun immer wieder erklären, ein Fall wie der jetzige habe bislang außerhalb ihrer Vorstellungskraft gelegen. Sie hätten ihre Fantasie doch gar nicht bemühen müssen. Die Lektüre der Tagespresse wäre schon hilfreich gewesen, von einem gut funktionierenden Archiv ganz zu schweigen.

Den Suizid als Fanal gibt es auch in anderen Zusammenhängen. Wenn ein Teenager in einem Einkaufszentrum um sich schießt und offenbar wünscht, irgendwann von Polizisten selbst getötet zu werden. Wenn ein Geisterfahrer sein Fahrzeug auf der Autobahn absichtlich frontal in den Gegenverkehr lenkt. Wenn jemand sein Haus in der erkennbaren Hoffnung in die Luft sprengt, die eigene Familie könne danach nur noch tot geborgen werden.

Vom Prinzip her ist keiner der oben genannten Fälle weniger furchtbar als die absichtsvolle Tötung der Germanwings-Passagiere – schon gar nicht für die jeweiligen Angehörigen. Aber natürlich gibt es Gründe dafür, dass eine Flugkatastrophe erheblich größere Aufmerksamkeit auf sich zieht als andere Formen des erweiterten Suizids.

Weitere Faktoren

Da ist zum einen die hohe Zahl der Opfer. Es gibt im nichtmilitärischen Bereich wohl keine andere Möglichkeit, so viele Leute umzubringen wie mit einem Flugzeug. Weitere Faktoren kommen hinzu. Der Besuch eines Einkaufszentrums ist für die allermeisten Leute weniger angstbesetzt als ein Flug, bei dem man gezwungenermaßen Vertrauen in die Piloten setzen muss. Wenn dieses Vertrauen grundsätzlich erschüttert ist, dann wird es schwierig, dieses Verkehrsmittel zu benutzen. Hinzu kommen Gesichtspunkte, die weitaus weniger leicht definierbar, aber nicht weniger wichtig sind.

Gemeinwesen, in denen Religiosität tief verankert ist, müssen sich weniger häufig mit dem Problem eines solchen erweiterten Suizids – vom Märtyrertod einmal abgesehen – auseinandersetzen als säkularisierte Gesellschaften. Die Angst vor dem ewigen Höllenfeuer kann Wunder wirken. Und so wahr es ist, dass selbst diese Angst einen Freitod nicht verhindern kann, wenn die Verzweiflung nur groß genug ist, so wahr ist auch: Man will im Hinblick auf die Ewigkeit wenigstens nicht noch zusätzliche Schuld auf sich laden. Wenn überhaupt, dann bringt man doch lieber nur sich selbst um, als dass man weitere Leute mit in den Tod reißt.

In säkularen Gemeinwesen, in denen weder der Pastor noch sonst jemand eine absolute Autorität für sich beanspruchen kann, verliert das Höllenfeuer seinen Schrecken. Zugleich wächst – in Ermangelung transzendenter Glaubwürdigkeit – das Bedürfnis nach Helden, deren zumindest weltliche Integrität nicht infrage zu stellen ist. Wohin richtet sich eigentlich dieses Bedürfnis, wenn man nicht mehr sicher sein kann, dass die Helden der modernen Zeit – die Kapitäne von Kreuzfahrtschiffen und die Pilotinnen von Verkehrsflugzeugen – den Ansprüchen gerecht werden?

Vermutungen sind erlaubt

Sicher werden wir das erst nach Jahren wissen. Aber Vermutungen sind erlaubt, und sie stimmen nicht optimistisch. Wenn Gesellschaften sich auf die Suche nach unfehlbaren Vorbildern begeben haben, dann war das Ergebnis selten erfreulich.

Es ist nicht nur nützlich, sondern sogar zwingend geboten, dass Verantwortliche für die Luftfahrt nach der Germanwings-Katastrophe überlegen, wie ähnliche Fälle künftig verhindert werden können. Allerdings stimmt die Geschwindigkeit misstrauisch, mit der jetzt Lösungsmöglichkeiten präsentiert werden. Zumal diese Lösungsmöglichkeiten sehr kostengünstig sind.

Einen Steward ins Cockpit zu setzen, während die Pilotin das Klo aufsucht: das ist billig zu haben. Warum baut man eigentlich nicht einfach ins Cockpit eine Toilettenkabine ein? Weil das den Raum für Passagiere – also für zahlende Kunden – verringern würde? Ja, vielleicht ist schon allein diese Überlegung eine bösartige Unterstellung. Aber, sowenig man auch bisher weiß, etwas steht fest: Nach dem Unfall der Germanwings-Maschine muss alles – alles – überhaupt nur Mögliche geschehen, um Misstrauen gegen menschliches Handeln abzubauen.

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31 Kommentare

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  • Merkwürdig dass der Mann nur nicht als Mörder betrachtet wird, weil er ein Flugzeug statt einer AK benutzte. Ich denke nämlich nicht, dass ein Lufthana Pilot große Probleme haben sollte sich am Wochenende mal ein Sportflugzeug zu leihen, wenn es denn dann unbedingt ein Flugzeug sein muss. Stattdessen wird in der Debatte nicht mehr zwischen einer depressiven Erkrankung und Moral unterschieden. Vielleicht ist das Problem ja nicht ein "falsches Bild" von Männlichkeit, sondern ein falsches Bild von dieser Krankheit. Ich bin mir auf jeden Fall sicher, dass der Druck auf die Betroffenen nicht abnimmt, wenn man ihre Depression zukünftig im Führungszeugnis vermerkt.

  • Es wäre also ein Grund zum Auswandern, wenn es wieder Menschen mit sozialen Bindungen geben würde, die sich nicht vereinsamen müssen in einer Wohnung am Arbeitsplatz fernab des Ortes, an dem sie heimisch sind. Es wäre ein Grund zum Auswandern, wenn wir keinen Kapitalismus mehr hätten, in dem jeder dem Profit sich unterordnen muss und dahin gehen muss, wo der Arbeitgeber es will ohne Familie und Freundeskreis.

     

    Die Vorstellung, dass man ein soziales Umfeld hat, das bemerken könnte, wie es einem geht, scheint in Frau Gaus Vorstellung gar nicht mehr vorzukommen. Wir haben uns eben für den Arbeitsmarkt zu entfremden.

  • Ist doch vollkommen klar, wie man soetwas vorhindern kann:

     

    http://www.emma.de/artikel/frauenquote-fuers-cockpit-318639

     

    Da wird einem speiübel...

  • Frau Gaus entlarvt den Ruf nach mehr psychologischen Untersuchungen, der bei derartigen Ereignissen reflexhaft ausgelöst wird, als ausgemachten bullshit. Das war überfällig. Es gibt übrigens auch unter Psychologen und Psychiatern einen gewissen Prozentsatz an problematischen Persönlichkeiten, von denen ebenfalls erhebliches Unheil ausgehen kann. Mir fällt da spontan Radovan Karadžić ein, den seine Profession als Psychiater auch nicht daran hinderte, einer der übelsten Kriegsverbrecher dieses Jahrhunderts zu werden.

  • Hmm? Die gute Frau Gaus ist in ihrem Text sichtlich bemüht , eine Debatte in gang zu setzen...

    Aber: ihr Argument , .."..das Allgemeinwesen, in denen Religiosität tief verankert sind ,..müssen sich weniger mit Problemen ..erweiterten Suicids .. auseinandersetzen als säkularisierte Gesellschaften.."

    Ohh meine Güte !

    Es ist doch ein `allgemeiner Verdienst´ des Geistes der säkulären Aufklärung, mit Offenheit und Debatten und Dialog für freiheitliche menschliche Entfaltung , Frieden und Hoffnung und Bildungskultur..

    ..das die historisch dunkle Mysterie der Angst des Religiösen , mit ihren Axiomen göttlicher Ethik , dem Menschen als Sünder (der sich Angstvoll unterordnet).. überwunden wird !

    Klar ist m.E. nur, das die Kultur von Wissenschaft und Technologie es sozial notwendig macht , das Frau/Mann menschliche und technisch fachliche Kompetenz erlernen müssen um die Gefahren technologischer Unglücke zu minimieren !

    Allzuoft ist `profitideologischer´ Stress, Übermüdung etc. eine Hauptursache für Unfälle . Die menschliche und technisch/fachliche Urteilsfähigkeit versagt: Es Knallt eben!

    Ich meine das die Psychologie herausgefordert ist !

    Das schreckliche Versagen eigener menschlicher Kompetenz des jungen Co Piloten ist grauenhaft, das seine private psychische Inkompetenz für seinen verantwortungsvollen Job sozial nicht sichtbar war und von ihm selber (aus Angst vor sozialem Abstieg etc.?) verschleiert war..

    ..deutet m.E. darauf hin, das es Fehler in der Struktur der Ausbildung zu menschlicher/psychischer Kompetenz bei Piloten gibt..

    • @vergessene Liebe:

      und überhaupt...welche säkularisierte Gesellschaft meint Frau Gaus , die unsere

      ist immer noch religiös verblendet ....eine Beichte kann es wieder richten!!!Haha!

  • Jetzt wissen wir es also: Die Säkularisierung ist schuld! Das gehört genau zu der Klasse von pseudoanalytisch verbrämten Stammtischparolen, die Frau Gauss doch eigentlich bekämpfen will. Aber auch ihr Journalismus muss wohl von solchen Parolen leben.

  • Es sind es doch immer nur die Medien, die Unglücke über alle Maßen aufblähen, mit ihren schrillen Schlagzeilen, Sonderseiten und in diesem Fall penetrant national-kollektivem Pathos.

     

    Beließe man es bei sachlich knapper Berichtertsattung, fühlte sich auch nicht jeder Hanswurscht berufen, in der Glotze und sonstwo seinen sinnlosen Senf dazuzugeben.

    • @Friedrich Zoller:

      Jipp. Mehr gibt's dazu nicht zu sagen. Vielen Dank!

      • @Karl Kraus:

        Jau - und nicht zu vergessen -

        stattdessen Klavier oder sonst ein

        Instrument spielen -

        oder den Kids oder sich selber

        etwas vorlesen - lesen etc

        von allein geht die Blödelkiste

        ja zum Glück nicht an.

  • In diesem Fall war bestimmt keine grobe Fahrlässigkeit im Spiel. Amokläufe wird es geben, so lange es Menschen gibt.

     

    Ich halte nicht viel von psychologischen Gutachten. Wie man in den letzten Jahren gesehen hat, landen wegen solcher Gutachten schnell mal Unschuldige im Knast, obwohl starke Indizien gegen deren Schuld sprechen.

  • Wie heißt es so schön oder schrecklich: "Eine Waffe will endlich Waffe sein". Seit der Erfindung des Automobils sind mit dieser (...) Waffe angeblich mehr Menschen zu Tode gekommen, als in allen Kriegen zusammen. Bei der Bundeswehr machten sie uns "waffengeil", so unsere Ausbilder um 1965. Gottlob, nicht wie bei den Eidgenossen, gaben sie uns die Waffe nicht mit nach Hause.

    • @Gion :

      Aber: Offen ist noch, ob der Pilot die Maschine willentlich zum Absturz brachte.

      • @Gion :

        Ganz meine Meinung!

        Warum versteifen sich jetzt alle auf die Vermutung, der Co-Pilot habe die Maschine absichtlich zum Absturz gebracht?

        Warum wird nirgendwo in den Medien die Möglichkeit in Erwägung gezogen, dass der Co-Pilot bewusstlos war?

        Mir ist bekannt, dass es in der Vergangenheit Fälle gegeben hat, wo im Cockpit Giftgas ausgeströmt war und sogar einer der Piloten bewusstlos war.

        Gründe, bewusstlos zu werden, gäbe es viele.... nicht nur Giftgas, sondern auch Krankheiten könnten Bewusstlosigkeit auslösen.

        Ich finde es skandalös, dass dem armen jungen Piloten, der so früh sein Leben verlieren musste, nun auch noch posthum die Schuld angehängt wird.

        • @Karin Colombini:

          Es gibt einen technischen Grund weshalb alle Welt vom Suizid ausgeht:

          Der Co-Pilot hat Einstellungen an zwei Systemen des Flugzeugs vorgenommen, die den Crash ausgelöst haben: Er hat die Flughöhe im Autopilot auf nahe null gestellt und der hat die (Terrorpanik)-Türverriegelung aktiviert.

          Für die Einstellung des Autopiloten muss man einen kleinen Drehknopf (etwa die Größe des Reglers einer Sitzheizung im Auto) mit zwei Fingern um mehrere volle Umdrehungen drehen. Dieser Knopf sitzt direkt unter der "Windschutzscheibe", mittig. Selbst wenn der Copilot bewusstlos nach vorne kippt würde er diesen Knopf nie zufällig treffen und schon gar nicht drehen.

          Hätte er dann nicht noch zusätzlich die Türverriegelung aktiviert, hätte der Kapitän die Cockpittür per PIN öffnen können. Nur die zusätzliche Verriegelung hat also zum Absturz geführt.

           

          An dieser stelle möchte ich nochmal Fefe vom 26.03. zitieren:

          "Wenn sich also die Geschichte so bewahrheitet, wie sie gerade aussieht, dann hat es in Deutschland mehr Tote durch Antiterrormaßnahmen als durch Terrorismus gegeben."

          • @Amie:

            Verstehe... Von der zusätzlichen Verriegelung wusste ich nicht. Vielen Dank für die Erklärung.

  • Es sieht wohl so aus, als stünde man vor einem unlösbaren Problem. Da es sich in diesem Kontext auf das berufliche Miteinander bezieht, lässt es nur die Schlussfolgerung zu: Die zwischenmenschlichen Beziehungen unter Kollegen dürfen qualitativ ruhig einen etwas höheren Gang einlegen. Empathische Zuwendung ist auch der Schmierstoff im Berufsleben, in dem aller Art Gemeinheiten und Ignoranzen, wie sie in einer schlechten Ehe betehen, vorkommen. Die Arbeitskollegen könnten dass leisten, was einem Psychologen verborgen bleibt. Dazu bedarf es jedoch einer grundlegenden Fähigkeit der Liebe. Ich beobachte eine zunehmende emotionale Verwahrlosung im Arbeitsleben und darüber hinaus.

  • "..Gemeinwesen, in denen Religiosität tief verankert ist, müssen sich weniger häufig mit dem Problem eines solchen erweiterten Suizids – vom Märtyrertod einmal abgesehen – auseinandersetzen als säkularisierte Gesellschaften.." Mal abgesehen, dass dieser Satz, diese Aussage das Zeug dazu hat, in ein Satireprogramm aufgenommen zu werden, auf welche epidemiologischen Untersuchungsergebnisse genau beruft sich Frau Gaus??

    • @Sabine Reyer:

      Nicht zu vergessen die Höllenqualen (Zitat), die schon jemanden abgehaltenhaben sollen von ... äh ...ja von was denn? Und ist das empirisch erforscht?

  • Das immer wiederkehrende Problem: Man kann in keinen einzigen Menschen hineinschauen. Jeder Mensch hat zwei Gesichter. Die Scheinheiligkeit regiert an der ersten Stelle.

    Dieser Absturz zeigt den menschlichen Absturz geistiger Art in seiner höchsten Form. Bis jetzt.

  • 7G
    774 (Profil gelöscht)

    [... da man erst hinterher klüger ist, haben Schuldzuweisungen und wohlfeile Appelle einen unangenehmen Beigeschmack.] - Richtig! Ob es sich hier um einen "erweiterten Suizid" handelt ist nichts als Spekulation. Was auf dem Voice-Rekorder zu hören ist, kann alles Mögliche bedeuten.

     

    Aber den Flugzeugherstellern und Fluggesellschaften kann es nur recht sein, wenn einem einzelnen Piloten alles in die Schuhe geschoben wird. Doch das Herausfinden der wahren Ursachen wird dadurch nur unterdrückt. Die nächste Flugzeugkatastrophe ist so schon sicher. Den Falschen zu verurteilen war schon immer schlimmer, als einen Schuldigen laufen zu lassen.

  • ...dieser Bundesregierung sind Hunderte von Toten im Mittelmeer egal, ich denke, damit ist alles gesagt.

  • Liebe Frau Gaus, ein Psychologe kann Ihnen etwas über das Seelenleben von gesunden Menschen sagen, nur das lernen diese in Ihrem Studium bevor sie in Wirtschaft, Politik und Sozialbranche ausschwärmen. Nur die wenigen Psychologen, die eine Ausbildung zum Psychotherapeuten abschliessen, dürfen zu einer kleinen Auswahl von psychischen Erkrankungen, die sich mittels Psychotherapie behandeln lassen, äußern. Der große und überwiegende Rest psychischer Erkrankungen liegt in der Hand des Arztes, nämlich des Psychiaters. In dem genannten Fall des Piloten, wäre zudem nur ein Forensischer Psychiater ein wirklich echter Experte.



    Aber schickt nur alle Menschen in Risikoberufen "zum Psychologen", nichts aber auch gar nichts würde damit verhindert werden ... diese Berufsgruppe ist von den Laien die überschätzteste in der Psychobranche. Ein Profiler (ein Kriminalist) könnte wahrscheinlich aus dem Ablauf der Ereignisse mehr über die Persönlichkeit des Co-Piloten ableiten als 90% der Psychologen.

     

     

    Kommentar bearbeitet. Bitte halten Sie sich an unsere Netiquette.

    • @TazTiz:

      Boar, sind Sie toll.

       

      Sie kennen tatsächlich die Unterschiede zwischen einem Psychologen und einem Facharzt für Psychiatrie.

       

      Doll, das wollten Sie uns doch sagen, oder? Denn inhaltlich kann ich sonst nix feststellen.

       

      Aber, weil Sie so klug sind: Stimmt das eigentlich, dass Psychotherapeuten bei Neurosen so einfach behandeln dürfen? Ich wüsste nicht, welche Medikamente die verschreiben dürften, wenn die nötig sein sollten. Ist zwar schon ein bisschen her, dass ich da tätig war, aber mein letzter Kenntnisstand war nach wie vor, dass in dem Bereich nur ein Arzt tätig sein darf.

      • @Age Krüger:

        Das Psychotherapeutengesetz macht es schon seit Jahren möglich, eine Richtlinien-PT ohne Überweisung. Medikamente verschreiben ÄrztInnen, da haben Sie recht.

    • @TazTiz:

      Wer denn nun am besten für die Prävention solcher Blackouts geeignet ist, da Fach-akademelt es mir bei Ihnen wie im Artikel zu stark. Ehe die hierarisch von Ihnen aufgefädelten Experten zum Zuge kommen, ist´s wohl zu spät oder es trifft die Falschen.

      Das der Vertrauen unter den Kollegen und die damit verbundene Sensibilität ist damit meine Nr.1.

    • @TazTiz:

      Genau so ist es!

    • @TazTiz:

      In der Sache sicherlich richtig, aber im Tonfall etwas anmaßend, meinen Sie nicht?

       

      Schöne Grüße aus der Anstalt!

      • @berliner:

        Alles leider nur halbwahr. Es stimmt nicht, dass im Psychologie-Studium nur die gesunde Psyche behandelt wird, im Diplom war die klinische Psychologie eins von den drei wichtigen Hauptfächern, Studenten, die sich für diesen Bereich interessierten, setzten in der Regel dort einen besonderen Schwerpunkt, sodass es in den letzten Semestern ca. die Hälfte der Semesterwochenstunden beinhaltete (von Praktika ganz abgesehen). Im Bachelor-Master-System ist es so, dass die Bachelor bereits im dritten Semester klinische Psychologie lernen, danach gibt es spezialisierte Master in klinischer Psychologie (i.d.R. Voraussetzung für die Weiterbildung zum sog. Psychologischen Psychotherapeuten). Auch handelt es sich nicht um eine "kleine Auswahl" psychischer Erkrankungen, die psychotherapeutisch behandelt werden können. Es geht hier nicht um Ausschließlichkeit, sondern meist um eine parallele psychotherapeutische Behandlung beim (psychologischen) Psychotherapeuten und eine medikamentöse Behandlung beim Psychiater. Zumindest wenn Patienten gut beraten sind. Insbesondere bei Depressionen ist dies in der Regel der beste Weg.

         

        Wenn man sich fragt, wer der Fachmann für psychische Störungen sein sollte, sollte man nicht vergessen, dass Ärzte zwar hochqualifiziert sind und sicherlich gut über physiologische Mechanismen psychischer Störungen und ihrer Behandlung Bescheid wissen, wenn sie sich denn in diesem Bereich weiterbilden, in ihrem Studium Psychiatrie und Psychotherapie jedoch nur in einer winzigen Vorlesung mal haben. Gerade im Bereich der Diagnostik gelten die Psychologen als Experten.

  • Tja. Ein gewisses Misstrauen in menschliches Handeln ist aber stellenweise durchaus gerechtfertigt. Wer wüsste das besser als Linke?

     

    Zum Beispiel Misstrauen gegen die IATA. Die vertritt die Interessen der Airlines. Um genau zu sein: Die KOMMERZIELLEN Interessen. Ander ist es nicht zu erklären, dass man sich nach dem Absturz von Air France 447 bis HEUTE mit fadenscheinigen technischen darum drückt, Blackbox-Daten unterwegs kontinuierlich in die Cloud hochzuladen.

     

    Im gleichen Zeitraum taten sich die Airlines der IATA komischerweise jedoch ÜBERHAUPT nicht schwer, super zügig Elektronik ins Flugzeug zu bringen, die den Passagieren das Telefonieren und Internet ermöglicht.

  • Die, die ihr Leben verloren haben, konnten der Macht des Bestimmenden nichts entgegensetzen.

     

    So passiert auch beim Unglück der Costa Concordia, oder wenn einem ein Geisterfahrer entgegen rast.