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Geplante Personalkürzungen bei BayerSpätfolge von Glyphosat

Simon Poelchau
Kommentar von Simon Poelchau

Der Bayer-Konzern will weniger Personal und schließt auch Kündigungen nicht aus. Die Beschäftigten müssen die Fehler der Vergangenheit ausbaden.

Einsparungen: Bei Bayer sind die Personalkosten eine der relevantesten Kostenschrauben Foto: Rupert Oberhäuser/imago

B ayer will seine „Performance“ steigern, teilte der Chemiekonzern am Mittwochabend mit. Was er mit diesem BWL-Sprech eigentlich meint: massive Kürzungen beim Personal, damit der Konzern wieder profitabler wird. Die Angestellten sollen ausbaden, was die Chefetage jahrelang verkehrt gemacht hat. Schließlich kam Bayer-Chef Bill Anderson im vergangenen Jahr nach Leverkusen, um den Konzern im Sinne seiner An­teils­eig­ne­r*in­nen wieder auf Kurs zu bringen.

Auch wenn Bayer nun mitteilt, dass es unterschiedliche Gründe für seine missliche Lage gebe, fällt der mit Abstand größte und wesentliche Grund in die Verantwortung von Andersons Vorgänger Werner Baumann. Dieser fädelte die Übernahme des berüchtigten Glyphosat-Herstellers Monsanto ein. 63 Milliarden US-Dollar kostete Bayer die Übernahme des US-Unternehmens.

Mit eingerechnet sind da noch nicht einmal die milliardenschweren Strafen und Schadensersatzzahlungen, die sich Bayer mit dem Monsanto-Deal einhandelte, weil Glyphosat nach Auffassung mehrerer US-Gerichte Krebserkrankungen verursacht hat. Kein Wunder also, dass der Konzern jetzt profitabler gemacht werden soll. Der nun anstehende Unternehmensumbau und die Personalkürzungen sind quasi eine Spätfolge der Monsanto-Übernahme.

Dass sie diesen Fehler ausbaden müssen, ist für die Beschäftigten mehr als ärgerlich. Es ist aber auch erwartbar. Wie bei anderen Unternehmen sind die Personalkosten bei Bayer eine der relevantesten Kostenschrauben, an denen das Management drehen kann. Über 3,4 Milliarden Euro gab der Konzern im Jahr 2022 für seine Beschäftigten aus. Wie viel er jetzt an ihnen sparen will, bezifferte er zwar noch nicht. Der Einschnitt wird aber gewaltig sein. So schließt die Konzernspitze erstmals seit Langem betriebsbedingte Kündigungen nicht aus.

Diesem Plan hat der Betriebsrat nur zugestimmt, weil er hofft, damit Schlimmeres zu verhindern. Nämlich die Aufspaltung des Konzerns. Das würde unterm Strich vermutlich noch mehr Arbeitsplätze kosten. Die Frage ist, ob eine Aufspaltung damit endgültig abgewendet ist.

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Simon Poelchau
Redakteur
ist für Ökonomie im taz-Ressort Wirtschaft und Umwelt zuständig.
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1 Kommentar

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  • Für die Kündigungen gibt es dann sicherlich wieder Boni für das Management am Ende des Jahres, wegen des guten Jahresabschlusses. Zuvor gab es reichlich Boni für den tollen strategischen Einkauf von Mosanto. So verdient das Management immer, auch wenn es Fehler macht. Und der Aufsichtsrat, in dem auch die Gewerkschaft mitredet lässt sie gewähren. Perfekte Mitarbeitervertretung, oder? Denn es könnte noch schlechter kommen. take it - not earned. But anyway.



    Denn der schlaue Mitarbeiter bestimmt seinen Stundenlohn noch immer selbst.