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Geplante „Klönbänke“ in HamburgMehr Sitze, mehr Ausgrenzung

André Zuschlag
Kommentar von André Zuschlag

Bald sollen Sitzbänke kommen, die dazu da sind, dass Menschen miteinander ins Gespräch kommen. Dadurch wird die Stadt auch nicht lebenswerter.

Sie tun's auch: Sitzbänke an der Hamburger Außenalster Foto: Georg Wendt/dpa

Z ur Ausdifferenzierung von Banken ist es in den vergangenen Jahrzehnten ja schon erheblich gekommen: Es gibt Handelsbanken, Direktbanken, Investmentbanken und natürlich schon lange die Sparbanken. Und seit einiger Zeit gibt es auch reine Onlinebanken … Klar, dass die norddeutschen Hansestädte Hamburg und Bremen in angestammter Konkurrenz die Treiber der nächsten Weiterentwicklung sind: Bremen ging schon kürzlich voran mit der Seniorenbank, Hamburg zieht nun nach mit dem Typus „Klönbank“.

Und das ist ja nur verständlich, nachdem es in den vergangenen 15 Jahren mit dem Typus Landesbank hier im Norden nun wirklich keine schöne Entwicklung zu verzeichnen gab. Von einer „Bankenkrise“ war da seitens der Hamburgischen CDU in den vergangenen Jahren schon die Rede, das Thema ist den Konservativen wirklich und glaubhaft wichtig und offenbar haben das jetzt auch endlich die regierenden Sozis und Grünen erkannt. Der Hamburger Senat plant, mehr Geld in kommunikationsfreundliche Sitzbänke zu investieren.

Bunt gekennzeichnet werden sollen die neuen Banken, pardon: Bänke, sodass jedem klar ist: Wer hier Platz nimmt, muss sich auf Gespräche gefasst machen. Nur rumsitzen und Tauben füttern, das wird hier nicht geduldet. Mindestens ein kurzer Klönschnack übers Wetter muss schon drin sein!

Doch ist das ausreichend durchdacht, macht das den öffentlichen Raum tatsächlich wieder lebenswerter? Ist das gar endlich der große Befreiungsschlag gegen Kommerz und Konsum, wo es doch traditionell für den öffentlichen Raum galt, einzig ein gutes Geschäftsklima für Unternehmen herzustellen? Man mag es der CDU kaum glauben, dass sie mit ihrer penetranten Forderung nach Klönbänken – und überhaupt nach mehr Sitzgelegenheiten – dieses Ziel forciert.

Einseitiges Altersbild

Doch werden hier nicht viel mehr Sitzgelegenheiten mit einer ganz konkreten Erwartung zugewiesen? Wie gesagt: Einfach rasten ist hier nicht. Außerdem: Explizit altersfreundlich sollen sie sein, ganz bewusst mit altersgerechter Rücken- und Armlehne. Doch was ist denn das für ein Altersbild? Nur freundliche, aktive und gesellige ältere Menschen soll es geben? Alte gibt es nicht, die allein und grummelnd und schnaufend und platt mal eben einen Moment von den Beinen müssen?

Derlei Ausgrenzung wäre wiederum nur eine weitere Fortsetzung bestehender Stadtraumpolitik: Längst gibt es kaum noch Bänke, auf denen sich liegen lässt. Nicht im Park, nicht an der Bushaltestelle – da sind die Sitzflächen in Hamburg so schmal und so abgerundet, dass man beim Liege-Versuch zwangsläufig herunterrutscht.

Natürlich hat das nichts mit obdachlosenfeindlicher Stadtpolitik zu tun, bestimmt nicht!

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André Zuschlag
Redakteur taz nord
Jahrgang 1991, hat Politik und Geschichte in Göttingen, Bologna und Hamburg studiert. Von 2020 bis August 2022 Volontär der taz nord in Hamburg, seither dort Redakteur und Chef vom Dienst. Schreibt meist über Politik und Soziales in Hamburg und Norddeutschland.
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3 Kommentare

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  • Die Klönbank ist eine kleine und einfache Idee für mehr Dialog und weniger Einsamkeit. Da kann ich wirklich nix falsches dran finden.

  • Was ist das denn hier für ein wilder Kommentar. Seit 10 Jahren sitzt die CDU in der Opposition, aber klar wenn sie jetzt Sitzmöglichkeiten fordert, dann kann man ihr auch gleich noch Obdachlosenfeindlichkeit vorwerfen. Den Zusammenhang verstehe oder konstruiere wer will, nachvollziehbar ist er nicht.

  • Mehr "neue" Sitzbänke, gefordert von der CDU dienen nur der Ausgrenzung von Obdachlosen, da die Bänke ob ihrer Konstruktion schon nicht zum Verweilen einladen.



    Mehr wahrliche Sitz- und Liegemöglichkeiten in einer Stadt wie Hamburg zu haben ist sinnvoll und dringend notwendig. Doch das klingt in den Worten der CDU-Inititive nur sozial. Wie so oft spricht hier die Stadtregierung und -verwaltung mit "gespaltener" Zunge. Das erhoffte und erwartbare sagen, das Gegenteil tun.

    Darüber hinaus (ob das Geld wohl noch reichen wird?) sollten auch mehr öffentliche WC mit Duschmöglichkeit errichtet werden, da die Immobilienhaie es nicht einmal für notwendig erachten den stadtgesellschaftlich ausgegrenzten wohnbedürftigen Mitbürgern diese Grundversorgung zu ermöglichen. Von der Stadtverwaltung nicht zu reden.