Geld aus China, Rohstoffe aus Afrika: Speeddating mit Xi Jinping
Beim China-Afrika-Gipfel hofiert Präsident Xi Jinping die afrikanischen Staats- und Regierungschefs und inszeniert sein Regime als größten Freund.
Schließlich besteht China auch als zweitgrößte Wirtschaftsmacht der Welt und als seit Jahrzehnten Afrikas größter Handelspartner immer noch darauf, selbst als Entwicklungsland bezeichnet zu werden.
„Das Treffen in Peking ist das wichtigste diplomatische Ereignis des Jahres und wird ein neues Kapitel der Einigkeit und Zusammenarbeit des sozialen Südens schreiben“, erklärte Außenminister Wang Yi vollmundig.
Peking betont, dass das Kooperationsforum, das seit dem Jahr 2000 alle drei Jahre abwechselnd in der Volksrepublik oder in Afrika stattfindet, jetzt in seiner neunten Ausgabe das größte diplomatische Treffen in China seit der Coronapandemie ist.
Auch China besteht auf harten Kreditkonditionen
Bis auf das Königreich Eswatini (früher Swasiland), das als einziger anerkannter Staat Afrikas noch diplomatische Beziehungen zu Taiwan pflegt und deshalb nicht teilnehmen darf, sind Vertreter aller afrikanischen Staaten nach Peking eingeladen.
Der Honeymoon der FOCAC-Anfänge ist allerdings einer gewissen Ernüchterung gewichen. Galt China zunächst als willkommener Investor und Kreditgeber, sitzt das Geld in der inzwischen mit eigenen Wirtschaftsproblemen kämpfenden Volksrepublik längst nicht mehr so locker.
Vielmehr besteht auch Peking mindestens so hart wie westliche Staaten und Banken auf der Bedienung seiner Kredite, was manche inzwischen als „Schuldenfalle“ geißeln. Erst kürzlich kam es auch deshalb in Kenia zu sozialen Unruhen.
Auch waren nicht alle von den Chinesen finanzierten und gebauten Projekte sinnvoll, manche entpuppten sich als „weiße Elefanten“, die viel kosten und wenig bringen.
Afrikas Rohstoffe locken auch China
Deutlich wurde längst auch, dass China wie westliche Länder und frühere Kolonialmächte hauptsächlich an Afrikas Rohstoffen interessiert ist und den Kontinent allenfalls noch als Absatzmarkt sieht, aber kaum bereit ist, in dortige Produktionskapazitäten zu investieren und Technologien zu transferieren.
Auch realisiert China in Afrika Projekte oft lieber mit chinesischen als mit lokalen Arbeitskräften. In manchen Ländern ist es deswegen schon zu antichinesischen Protesten gekommen.
Der jetzige Gipfel in Peking hat vier thematische Schwerpunkte: Regierungsführung, Industrialisierung und Modernisierung, Frieden und Sicherheit sowie Chinas „Belt and Road-Initiative“, also die Neue Seidenstraße, als deren Teil viele der chinesischen Projekte in Afrika gelten.
Als wichtiges Modernisierungsthema gilt der Aufbau erneuerbarer Energien in Afrika und der chinesische Export grüner Technologien. Angesichts eines wachsenden westlichen Protektionismus gegenüber China drängt Peking mit seinen Produkten und Technologien verstärkt auf den afrikanischen Markt.
China sucht Afrikas diplomatische Rückendeckung
Weiter prägen aber Infrastrukturprojekte die Zusammenarbeit. So haben Tansanias Präsidentin Samia Suluhu Hassan, Sambias Präsident Hakainde Hichilema und Chinas Xi am Mittwoch in Peking vereinbart, die Tazara-Eisenbahnverbindung aus Sambia über Tansania an den Indischen Ozean wiederzubeleben. Die hatte China Anfang der 1970er Jahre gebaut, doch die Instandsetzung und Modernisierung war in den letzten Jahren schon mehrfach vereinbart worden.
China sieht Afrika auch wichtige als politische Unterstützungsbasis in seinem Hegemoniekonflikt mit den USA und dem Westen und etwa bei Abstimmungen in der UNO an. Die Volksrepublik investiert stark in afrikanische Medien und bietet großzügig Stipendien.
Pekings Afrika-Gipfel haben inzwischen viele Nachahmer: So hofieren auch Russland, Japan, Indien und Südkorea afrikanische Führer auf öffentlichkeitswirksam inszenierten Treffen.
Zuletzt fand zu Wochenbeginn auf Bali das zweite Indonesien-Afrika-Forum statt. In Indonesien erinnert man gern an die erste asiatisch-afrikanische Konferenz 1955 in Bandung. Sie brachte ehemalige Kolonien beider Kontinente zusammen und führte zur Gründung der Blockfreienbewegung.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Haftbefehl gegen Netanjahu
Sollte die deutsche Polizei Netanjahu verhaften?
Buchpremiere von Angela Merkel
Nur nicht rumjammern
Deutscher Arbeitsmarkt
Zuwanderung ist unausweichlich
Deutschland braucht Zuwanderung
Bitte kommt alle!
#womeninmalefields Social-Media-Trend
„Ne sorry babe mit Pille spür ich nix“
Sourani über das Recht der Palästinenser
„Die deutsche Position ist so hässlich und schockierend“