Gefährdete Koalas in Australien: Vom Aussterben bedroht
Der Koala ist bedroht. Die australische Regierung will nun mehr für den Schutz der Tiere tun. Doch Tierschützern geht das nicht weit genug.
Der drastische Rückgang der Koalapopulation hängt jedoch auch mit den katastrophalen Buschfeuern der jüngsten Vergangenheit sowie der sexuell übertragenen Krankheit Clamydia zusammen. Eine Studie des Bundesstaates New South Wales warnte bereits vor Monaten, dass Koalas im Jahr 2050 bereits ausgestorben sein könnten.
Die australische Regierung hat den Koala nun am Freitag offiziell als eine vom Aussterben bedrohte Tierart eingestuft. In den Bundesstaaten Queensland, New South Wales und im australischen Hauptstadtterritorium um Canberra soll dem Schutz der Koalas eine höhere Priorität eingeräumt werden, teilte Umweltministerin Sussan Ley mit. Laut Schätzung des staatlichen Forschungsinstitutes CSIRO leben noch etwa 180.000 Koalas entlang der australischen Ostküste.
Ley erklärte zwar, die Regierung habe keine konkreten Ziele für eine Erhöhung der Koalapopulation festgelegt. Allerdings wolle sie im Vorfeld zukünftiger Naturkatastrophen „widerstandsfähige“ Populationen aufbauen. Vor Kurzem hatte bereits Premierminister Scott Morrison versprochen, in den kommenden vier Jahren 50 Millionen Australische Dollar (rund 31 Millionen Euro) in Maßnahmen zum Schutz der Koalas zu investieren.
NGOs bezweifeln Zahlen
Umweltorganisationen, die seit Jahren vor dem Aussterben der Koalas warnen, begrüßten den Schritt am Freitag zwar als „notwendig“, äußerten aber auch Kritik. Eine Sprecherin der Koala Foundation bezeichnete die von Ley genannte Zahl von 180.000 Koalas als „Unsinn“. Landesweit werde die Population wilder Koalas auf gerade mal 50.000 bis 80.000 geschätzt. Die Diskrepanz bei den Zahlen illustriert ganz gut die unterschiedlichen Ansichten zwischen der konservativen Regierung und Umweltorganisationen über Ausmaß und Notwendigkeit für Schutzmaßnahmen.
Hauptgründe für den drastischen Rückgang der Kaolapopulation sind der Klimawandel und seine Folgen. Während der katastrophalen Feuer zur Jahreswende 2019/2020 kamen mindestens 5.000 Koalas in den Flammen um. Hunderte weitere verhungerten später, weil sie in der ausgebrannten Landschaft keine Nahrung mehr fanden. Eine mindestens so große Bedrohung ist die Verdrängung durch den Menschen: Rodungen tragen maßgeblich zur Zerstörung von Koala-Habitaten bei, wenn Wälder neuen Wohnsiedlungen, Straßen und Minen weichen müssen.
Der Sprecher des WWF in Australien, Stuart Blanch, mahnte deshalb am Freitag, die Aufwertung des Gefährdungsstatus werde das drohende Aussterben dieser Tiere nicht aufhalten, „außer es gibt zusätzlich strengere Gesetze für Landbesitzer, um Waldgebiete zu schützen“. Das Umweltministerium hat laut der Australian Conservation Foundation in den letzten zehn Jahren die Abholzung von über 25.000 Hektar Koala-Lebensräumen bewilligt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Scholz bezeichnet russischen Raketeneinsatz als „furchtbare Eskalation“