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Gedenktag in DresdenBisher ohne Störung von rechts

Mit zahlreichen Veranstaltungen wird am Samstag der Zerstörung Dresdens vor 71 Jahren erinnert. Am Abend soll eine Menschenkette ein Zeichen gegen Pegida setzen.

So soll es am Abend wieder sein: Foto von der Menschenkette im Vorjahr Foto: dpa

DRESDEN afp | | In Dresden ist am Samstag mit zahlreichen Veranstaltungen an die Bombardierung und Zerstörung der Stadt vor 71 Jahren erinnert worden. Auf dem Heidefriedhof gedachten viele Menschen der Opfer des Krieges und der Luftangriffe von 1945. An dem vom linken Bündnis „Dresden nazifrei“ organisierten Mahngang „Täterspuren“ nahmen nach Schätzung der Veranstalter rund tausend Menschen teil, um an verschiedenen Orten an die Verbrechen der Nationalsozialisten zu erinnern. Die Polizei hatte nach eigenen Angaben etwa tausend Beamte im Einsatz.

Zwischen dem 13. und 15. Februar 1945 hatten alliierte Bomberverbände tausende Sprengsätze und Brandbomben über Dresden abgeworfen. Bis zu 25.000 Menschen starben. Die Altstadt wurde fast vollständig zerstört.

Vielerorts trafen sich am Samstag Menschen zum stillen Gedenken, zum Beispiel in und vor der Frauenkirche, die bei den Luftangriffen zerstört und vor einigen Jahren wieder aufgebaut wurde. Heute gilt die Frauenkirche als Symbol für Frieden und Versöhnung.

Am frühen Abend wollen Dresdner Bürger mit einer Menschenkette durch die Innenstadt nicht nur an die Zerstörung der Stadt erinnern, sondern angesichts der Demonstrationen der fremdenfeindlichen Pegida-Bewegung auch ein Zeichen für Weltoffenheit und Toleranz setzen. Gegen 18.00 Uhr soll sich die Menschenkette auf beiden Seiten der Elbe schließen.

Pegida geht seit Oktober 2014 fast wöchentlich auf die Straße und macht Stimmung gegen Muslime, Flüchtlinge, Politiker und Medien. Erst vor einer Woche hatte das islamfeindliche Bündnis mit bis zu 8000 Anhängern in Dresden demonstriert.

Jahrelang war das Gedenken an die Bombardierung Dresdens von Rechtsextremen für ihre Propaganda missbraucht worden. Zeitweise marschierten sie zu Tausenden durch die Stadt. Auf dem Höhepunkt der rechten Aufmärsche hatten sich 2010 mehr als 6000 Neonazis in Dresden versammelt. Jahr für Jahr hatten sich aber auch tausende Gegendemonstranten mit Blockaden den Rechtsextremen entgegen gestellt.

Im vergangenen Jahr waren rechte Kundgebungen ausgeblieben, auch diesmal gab es zunächst keine offiziellen Anmeldungen. Die Polizei bewertete die Lage zunächst als ruhig.

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8 Kommentare

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  • "...auch diesmal gab es zunächst keine offiziellen Anmeldungen."

     

    Falsch: Am Freitagabend marschierten ca. 600 Menschen beim sogenannten "Gedenkmarsch" durch Dresden-Prohlis. Gegen Protest gab es in geringer Größe an zwei Stellen.

     

    vgl. http://www.sz-online.de/nachrichten/proteste-gegen-neonazi-marsch-in-dresden-3322808.html

     

    vgl. dresden-nazifrei.com

     

    Auch wenn die Nazis diesmal nicht in der Altstadt aufliefen, gehört Prohlis doch noch zu Dresden. Das Rekrutierungspotential ist im Dresdner Südosten sogar höher bei gleichzeitigem geringerem Widerstand.

     

    Die Menschenkette in der Altstadt ist zwar ein schönes Symbol, aber die Politik sollte sich doch ein wenig mehr einfallen lassen.

  • Hauptsache es gibt nicht wieder irgendwelche Idioten die 'Bomber Harris' toll finden!

    • @Johan Schreuder:

      Solange die anderen Idioten kapieren, dass auch dieser Terror zunächst von deutschem Boden, beziehungsweise deutschen Bombern auf die Zivilbevölkerung der europäischen Nachbarn niederging (Guernica, Coventry, Rotterdam, Warschau, London), sie also weder moralisch noch sonst irgendwie ein Recht hätten, sich als "Opfer" und andere als "Verbrecher" darzustellen.



       

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      • @cursed with a brain:

        Die angloamerikansiche strategische Bomberflotte stand schon bereit, als die Luftwaffe noch mit ihren leichten Do17 und mittelschweren He111 operierte. Das Vorhaben, Großstädte auf dem Kontinent zu zerstören, war seit den späten Zwanziger Jahren Bestandteil der angloamerikanischen Luftrüstung und Strategieplanung. Entsprechende Ausschreibungen für langstreckentaugliche, große Lasten tragende und für Flächenbombardements aus großen Höhen (auch bei Nacht) ausgerüstete Bombenflugzeuge, die in Großserien zu produzieren vorgesehen war, ergingen bereits damals an die großen Flugzeugwerften wie Short, Boeing, Avro usw. Der Prototyp der B17 flog schon 1935, der der Wellington 1936. Die Prototypen der Stirling, der Manchester und der Halifax flogen alle erstmals 1939. Dem gingen jeweils jahrelange Entwicklungsarbeiten voraus.

         

        In Deutschland dagegen kam die Entwicklung eines vergleichbaren strategischen Großbombers niemals richtig in die Puschen, da man sich vom Konzept des Luftterrors nicht so viel versprach, wie es die angloamerikanische Militärführung tat.

         

        Die angloamerikanischen "strategischen Bombardements" gegen deutsche und japanische Städte als reine Re-Aktion und Rache zu rechtfertigen, zeugt leider von Unkenntnis der militärhistorischen Fakten.

         

        Es gibt eine ganze Flut von Literatur internationaler Autoren über die Luftrüstung des WKII, aus der sich diese Daten und Fakten entnehmen lassen.

         

        Ich bitte Sie also um historische Korrektheit. Damit werden die Verbrechen Hitlers und der Wehrmacht nicht im geringsten relativiert.

  • Der Luftterror der angloamerikanischen Bomberflotte war gezielt gegen Zivilisten gerichtet. Es ging nicht mehr darum, Hitler zu besiegen: Die Bemühungen der Wehrmacht waren bereits 1943 völlig aussichtslos gescheitert. Aber es zeichnete sich schon der kalte Krieg zwischen West und Ost ab. Es galt, den künftigen Gegner abzuschrecken. Die skrupellose Bombardierung Dresdens diente also demselben Zweck wie die Atombomben auf Japan und das folgende nukleare Gleichgewicht des Schreckens.

     

    Nun, da ich diese unerwünschte und doch unleugbare Einsicht vertrete, bin ich wohl auch ein Nazi? Oder hat die TAZ wenigstens ein einziges mal die Eier, zu argumentieren anstatt zu zensieren?

    • @DR. ALFRED SCHWEINSTEIN:

      Dresden war ein wichtiges militärisches Ziel, gerade im Hinblick auf die Versorgungslinie zur Ostfront. Die Bombardierungen halfen den Krieg zu verkürzen und das Leben allierter Soldaten zu schützen. Das deutsche Volk erwies sich generell als zutiefst unfähig, selbst für ein Ende der nationalsozialistischen Schreckensherrschaft und eine Befreiung Deutschlands zu sorgen.

       

      Zudem waren Terrorangriffe aus der Luft gegen die Zivilbevölkerung die Erfindung der nationalsozialistischen Kriegsführung. Und die Deutschen wollten ja den "totalen Krieg", den sie dann auch bekamen.

    • @DR. ALFRED SCHWEINSTEIN:

      Wer hat den Krieg eigentlich angefangen? Ah ja richtig, die Deutschen!

      Und: Sind Sie eigentlich auch so aufgebracht über die toten Russen, Polen, Engländer, Franzosen und und ...

      • @Berrichon:

        Jedes Kriegsopfer ist eines zu viel - auch die, die angefangen haben.

         

        Auszuknobeln, welche Schuld das Dresdner Kind, das im Feuersturm verbrannte oder die Hamburger Oma, die schon 1870 und dann 1914 wieder den Krieg verdammt hat und bei Operation Gomorrha im Luftschutzkeller erstickte, trifft, überlasse ich Ihnen. Mir sind solche ultraverrohten Aufrechnungen zuwider.

         

        Es war und ist jeder Kriegsmitanfänger, der nach dem WK I noch an Nationen, Grenzen, Völker und den angeblichen Sinn solch sinnloser und menschenverachtender Kategorien glaubte und glaubt - denn sie tragen den Keim des Krieges in sich.