Gedenken an Zwangsprostitution in Korea: Wenn die Erinnerung mitfährt
In Seoul erinnern Statuen in Bussen an Prostituierte im Zweiten Weltkrieg. 200.000 Koreanerinnen sollen in Japans Armeebordellen versklavt worden sein.
Unter diesem Euphemismus werden die Zwangsprostituierten der japanischen Armee bezeichnet, die während des Zweiten Weltkriegs aus den Kolonien verschleppt wurden. Bis zu 200.000 Koreanerinnen sollen in Japans Armeebordellen sexuell versklavt worden sein. Nur noch wenige Dutzende sind am Leben. Noch bis Ende September erinnern die Puppen in Seouls Stadtverkehr an das Leid, bevor sie in einem Museum ausgestellt werden.
Nachempfunden sind sie den sogenannten Mädchenstatuen, deren Original 2011 vor Japans Botschaft in Seoul enthüllt wurde. Mittlerweile haben Aktivisten Kopien solcher Statuen auch andernorts aufgestellt. Für Südkoreas Linke sind sie Symbole einer gebeutelten Nation, für Japans Regierung sind sie ein Ärgernis. Auch wegen der „Bustrostfrauen“ hat sich Tokio eingeschaltet: Kabinettssekretär Yoshihide Suga äußerte vor Reportern seinen Unmut, schließlich habe Südkorea 2015 einem Abkommen zugestimmt, dass die historische Schuld damit abgeglichen sei.
Der unter Südkoreas Expräsidentin Park Geun-hye vereinbarte Deal sah eine offizielle Entschuldigung Japans sowie Entschädigungsgelder von umgerechnet acht Millionen Euro vor. Parks Nachfolger Moon Jae-in und Koreas Zivilgesellschaft akzeptieren die Vereinbarung nicht, zumal immer wieder Regierungsmitglieder aus Tokio die historische Schuld relativieren.
„Die japanische Regierung hat sich bis heute nicht angemessen entschuldigt, deshalb ist es für uns nach wie vor ein großes Thema. Die Geschichte darf sich nicht wiederholen“, sagt die 19-jährige Kim Ji-seon. Die Studentin sitzt jeden Mittwoch vor Japans Botschaft, um die dortige Mädchenstatue „zu bewachen“.
Ein Kampf gegen das Vergessen
Auch der 23-jährige Student Park Sang-hyeon ist extra aus dem 150 Kilometer entfernten Cheongju angereist. Er hockt hier schon seit dem Morgen im Lotussitz auf einer Alumatte. „Ich habe zwei Tage die Woche Dienst, aber wir sehen zu, dass die Statue rund um die Uhr bewacht wird“, sagt er.
Für Kim und Park ist es ein Kampf gegen das Vergessen. Als Teil der Organisation „Schmetterling der Hoffnung“ schützen sie das Trostfrauenmahnmal vor rechtsextremen Randalierern und übergriffigen Gegendemonstranten. Zudem fürchten sie, ihre Regierung könne Tokios Druck nachgeben und die Statuen abmontieren.
Ihr Aktivismus löst aber auch Unverständnis aus. „Die Geschichte ist komplexer, als viele das wahrhaben wollen. Die Männer, die die Frauen damals zusammentrieben, waren meist Koreaner“, sagt der Autor und Landeskenner Michael Breen. Der Brite versteht nicht, warum der Trostfrauendisput solche Wellen schlägt, während sich die meisten Südkoreaner kaum für die Tragödie interessieren, die sich nur wenig entfernt in Nordkoreas Arbeitslagern abspielt.
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