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Gebrauch von SchusswaffenWen Polizeikugeln treffen

In Berlin erschießt ein Polizist einen psychisch kranken Mann. Er ist das vierte Opfer in diesem Jahr. Sind Beamte auf solche Situationen zu schlecht vorbereitet?

Die Polizei sichert den Tatort am Neptunbrunnen in Berlin. Bild: dpa

BERLIN taz | Der am Freitag in Berlin unter noch ungeklärten Umständen getötete 31-jährige Mann ist in diesem Jahr das vierte Opfer polizeilichen Schusswaffengebrauchs. Mitte März erschoss ein Polizist in Frankfurt einen 62-Jährigen, der in alkoholisiertem Zustand einen Nachbarn mit einem Messer angegriffen hatte. Als er auch die Beamten angriff, fiel der tödliche Schuss.

Der nächste Schuss fiel am 25. Mai im oberbayerischen Geltendorf. Dort wollte eine Polizeistreife an einem Waldrand ein Fahrzeug überprüfen. Aus dem Wagen heraus wurde sofort geschossen, beim anschließenden Schusswechsel wurde ein Beamter verletzt, der Täter getötet.

Ebenfalls in Bayern kam im Juni ein psychisch kranker 73-Jähriger auf die Polizeistation Starnberg und fuchtelte mit einem Messer herum. Mehrere Polizisten schießen, sie treffen den Mann tödlich.

Im Jahr 2012 starben insgesamt acht Menschen durch Polizeikugeln. Im Februar ein 57-Jähriger im hessischen Maintal, im Mai ein 47-Jähriger im bayerischen Aichach, im Juli ein 43-Jähriger im baden-württembergischen Wiesloch, im August ein 51-Jähriger im niedersächsischen Elsfleth, im September ein 38-Jähriger im sachsen-anhaltinischen Bitterfeld, im Oktober ein 50-Jähriger in Berlin, im November ein 64-Jähriger im baden-württembergischen Singen, im Dezember ein 31-Jähriger im hessischen Lindenfels. Alle acht Getöteten waren bewaffnet und hatten die Beamten massiv bedroht oder angegriffen. In zwei Fällen wurden Polizisten verletzt, einer schwer.

Richtig ausgebildet?

Auf den ersten Blick scheint dies das regelmäßige Klagelied der Polizeigewerkschaften zu bestätigen, wonach die Gewalt gegen Polizeibeamte seit Jahren zunimmt. Auffällig ist allerdings, dass in sieben von acht Fällen die Personen psychisch erkrankt waren oder sich in psychischen Ausnahmesituationen befanden. So war in einem Fall das spätere Opfer schwer betrunken, in einem anderen waren Suizidabsichten bekannt worden.

Auch bei den diesjährigen vier Toten scheint es sich so zu verhalten. Es wird also zu beobachten sein, ob sich hier ein gesellschaftliches Problem auftut. Andererseits stellt sich die Frage, ob Polizeibeamte und -beamtinnen für solche Situationen noch richtig ausgebildet werden oder ob sie durch Arbeitsüberlastung in stressigen Situationen schlicht überfordert sind.

Insgesamt wurden im letzten Jahr von Polizisten bundesweit 10.353 Schüsse abgegeben. Das geht aus den Schusswaffengebrauchsstatistiken der Innenministerkonferenz hervor, die der Berliner Informationsdienst Bürgerrechte & Polizei/CILIP auswertet. 2011 waren es noch 8.936. Die Zahlen wirken erschreckend. Doch bei näherem Hinsehen liegt die massive Zunahme am Schusswaffengebrauch zur Tötung gefährlicher, kranker oder verletzter Tiere.

Nahezu gleich geblieben ist die Zahl der Warnschüsse. 2012 waren das 54, im Jahr davor 49. Der Schusswaffengebrauch gegen Sachen ist sogar zurückgegangen. Wurde 2011 noch 30-mal auf „Sachen“ geschossen, so war dies 2012 nur 14-mal der Fall. Hinter dem euphemistischen Begriff der Polizeistatistiker verbirgt sich nicht selten die Schussabgabe auf Fahrzeuge, etwa um eine Flucht zu verhindern. Schnell kann hier die Grenze zwischen „Sachen“ und Personen verschwimmen. Mit möglicherweise fatalen Folgen.

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27 Kommentare

 / 
  • N
    Netzwelten
  • P
    PeterWolf

    @von Butter bei die Fische:

     

    Ich bin froh, dass Sie kein Polizeibeamter sind.

    Von Ihnen möchte ich lieber nicht beschützt werden, bis der psychologische Dienst in so einer Situation eintrifft, wäre ich ja schon tot.

     

    Ich hätte erstens auch versucht, den Verwirrten von seiner Selbstschädigung abzubringen und zweitens bei einem Angriff auf mich auch geschossen.

  • BB
    Butter bei die Fische

    Der läuft ja ncht "rum", der sitzt in einem Brunnen, der von Polizisten umstellt ist. Fremdgefährdung war also gleich Null. Die Beamten vor Ort hätten SEK anfordern und Abstand zur Eigensicherung einhalten MÜSSEN! Der Beamte der auf eigene Faust und gegen die Dienstvorschriften in den Brunnen steigt um "mal eben" einem Verwirrten das Messer abzunehmen und ihm mal so richtig zu zeigen, wer hier das Sagen hat und wer gehorchen muss. Ein potentieller Selbstmörder steht ohnehin unter extremen emotionalen und psychischen Stress. In diesem Ausnahmezustand weiter Druck aufzubauen heißt alles falsch zu machen was man nur falsch machen kann. Aber der tolle "Superbulle" hat ja ein Schiesseisen und somit den längeren Hebel. Pech für den Verwirrten das seine Verwirrung "keine Ausrede" und er selbst durch sie auch kein Mensch mehr ist - oder zumindest kein "vollwertiger mehr mit stark gemindertem Anspruch auf Schutz seiner Existenz. Er ist nackt, blutüberströmt und nicht ansprechbar - ein Monster, ein Zombie par excellence. Es hat unter den im Internet veröffentlichten Videos auch den Ausdruck des Bedauerns gegeben. Bedauern darüber, dass dem "Freak" kein "Heady", also Kopfschuss verpasst wurde. Wenn schon Hinrichtung, dann aber auch mit allem drum und dran, inklusive abgesprengter Schädeldecke und austretender Hirnmasse.

     

    Aber die "Perversen" sind ja wir; diejenigen, die sich noch trauen, ein solches Vorgehen kritisch zu beleuchten, die Defizite der polizeilichen Arbeit zu benennen und die reflexartig aus dem gutbürgerlichen Giftschrank wieder hervorgeholten politischen Forderungen nach noch mehr Waffen und Freibriefen zu hinterfragen.

  • H
    highks

    Zitat von Telefon:

    "Die Fälle von unnötiger Polizeigewalt häufen sich. Man sollte der Polizei endlich die Waffen abnehmen."

     

    Genau, am besten die Polizei gleich ganz abschaffen, damit wir endlich so friedliche Verhältnisse wie z.B. in den Slums von Rio bekommen. Dort traut die Polizei sich nicht mehr rein, sollte also genau der Ort sein, den du dir wünscht!

  • H
    highks

    Wenn jemand also psychisch krank oder schwer betrunken (und damit besonders schützenswert?) ist, dann soll die Polizei ihn ruhig weiter Amok laufen lassen?

     

    So verstehe ich nämlich den Artikel: es sei schon in Ordnung, wenn die Polizei auf gefährliche Gewalttäter schießt, aber bitte nur, wenn diese nicht psychisch krank oder betrunken sind.

    Psychisch Kranke oder Betrunkene Gewalttäter sind ja praktisch "schützenswert", wie ein seltenes Wildtier, oder wie habe ich das zu verstehen?

     

    Wir sollten uns mal nicht in die Hose machen: in Deutschland werden von der Polizei im ganzen Jahr insgesamt so viele Kugeln abgefeuert, wie in L.A. von einem einzigen Beamten in einer Woche.

     

    Waffengegner in den USA nehmen genau diese deutschen Zahlen, die jährlich abgefeuerten Schüsse der deutschen Polizei, als leuchtendes Beispiel dafür, wie schön es doch sein könnte.

    Es kommt also immer auf die Perspektive an! :)

  • J
    Justin

    Nee nee, so einfach ist das auch wieder nicht: In dem Moment, in dem ein Messerfuchtler mitten in Berlin rumläuft ist, z.B. damit zu rechnen, dass dieser unter Drogeneinfluss steht. Da hilft Pfefferspray oft garnichts (z.B. bei Kokain)

    Wäre das jetzt irgendwo im Wald gewesen, hätte man abwarten und allerlei Gesprächstherapien versuchen können, aber in der Stadt bin ich ehrlich gesagt froh, dass Messerstecher schnell und effektiv aus dem Verkehr gezogen werden.

    Mit der Frage, warum der Polizist überhaupt in diesem Brunnen war, sollte sich natürlich beschäftigt werden, was mich aber nervt sind die zwei Reflexe: Viele "Linke" wissen schon bei der Überschrift, dass die Polizei schuld ist, die Polizeigewerkschaft auf der anderen Seite fordert warscheinlich gleich wieder Kampfdrohnen.

  • BB
    Butter bei die Fische

    Natürlich hat der Beamte vor Ort grob fahrlässig und schlicht und ergreifend gegen jede Vorschrift gehandelt! Es bleibt zu hoffen, dass er nie wieder eine Waffe tragen darf, sollte er tatsächlich im Dienst verbleiben.

     

    Nach Dienstanweisung hätte hier nach der Sicherung des Geländes und Ausschluss von Gefährdung Dritter zumindest das SEK angefordert werden müssen, besser noch angesichts der offensichtlichen psychischen Verfassung des Mannes im Brunnen ein sozialpsychologischer Dienst. Aufgabe der Beamten vor Ort wäre gewesen, die Situation zu beruhigen und deeskalierend auf die Zielperson zu wirken ohne sich dabei selbst zu gefährden.

     

    Die Beamten des SEK sind für die Überwältigung und Entwaffnung potentieller Gewalttäter besonders ausgerüstet und trainiert (z.B. verfügt in Berlin nur das SEK über die sogenannten "Taser"). Bei einer solchen Entwaffnungsaktion gehen die SEK-Beamten MINDESTENS zu dritt - bei gegenseitiger Absicherung - und in ENTSPRECHENDER MONTUR (Schutzkleidung, Helme, falls nötig Schilde) vor. "Von A bis Z rechtswidrig" nennt denn auch ein renommierter Polizeirechtler im Berliner tagesspiegel das Vorgehen des einzelnen, ungeschützen und ungesicherten Beamten. "Er hat selbst die Notwehrsituation erzeugt", so das Urteil von Juristen und Polizeiexperten angesichts der Bilder.

  • NN
    nein, nicht nachvollziehbar

    01.07.2013 08:57 UHR

    von Urlauber:

    Gehe mal davon aus, dass Sie tatsächlich Polizist sind.

     

    Was Sie hier anführen, das es Situationen mit psychisch Kranken gibt, wo es nur darum geht, der oder ich, rechtfertigt dennoch nicht, so einen Menschen zu erschießen. Kampfunfähig machen ist klar, dafür habt ihr ja Pfefferspray. Man kann auch auf das Bein schießen, dann fällt die Person hin und kann niemanden mehr angreifen.

     

    Ich verstehe einerseits, das die Polizei manchmal in Situationen kommt, wo sie Angst hat, sind auch nur Menschen, aber in dem Fall hier standen 12 Polizisten um diesen kranken Mann herum, der schon verletzt war (durch eigene Hand) wo ist da noch die große Gefahr die eine Tötung rechtfertigt.

  • JB
    Jochen Braun

    Aus eigener Erfahrung weiss ich, wie schnell eine Situation mit einem psychisch Kranken eskalieren kann, vorallem wenn dieser noch bewaffnet ist. Die Ausbildung der Polizei für solche Fälle kenne ich nicht, aber es gibt sicherlich die Vorgabe eventuelle Gefahren für sich selbst und Dritte zu vermeiden, eine Gefährdung Dritter war hier für mich aus dem Film!!! aber nicht ersichtlich. Dass ein "Ausschalten" von einem mit einem Messer bewaffneten eine heikle Sache ist, war sicherlich jedem Beamten vor ort klar, deshalb ist mir unbegreiflich wieso ein Beamter zu dem Mann in den Brunnen gestiegen ist.

    Die Diskussion wird sicherlich kommen, ob es für solche Fälle nicht besser sei, Polizisten mit "nicht" tödlichen Waffen wie Tasern auszustatten. Ich weiss allerdings nicht was mir mehr Angst macht, ein potentiel gefährlicher "Durchgeknallter", oder dass jeder Polizist einen Taser rumschleppt und als ungefährlich ansieht.

     

    Ich möchte in so einer Situation weder der psychisch Kranke noch der Polizist sein, der stellt sich nämlich sicherlich die selben Fragen wie wir alle.

  • M
    Muhmann

    @ Mirko A.

     

    ...die Statistik darüber ist auch nich all zu aussagekräftig weil darin viele "Verletzungen" eingehen die gerade zu lächerlich sind bzw oft auch durch falsches Handeln der Beamten zustande kommen.

    So z.B. Schürfwunden die entstehen wenn sie mal wieder jemanden zu unrecht zu Boden drücken und misshandeln (Festnahme von Grillern http://www.youtube.com/watch?v=m5rDDnPAC-o)

    Oder auch bei Demonstrationen bei denen Beamte ihre Kollegen mit dem Schlagstock oder Pfefferspray erwischen. Oder selbst von ihrern Hunden gebissen werden.

    Oder, oder...

  • H
    Holger

    Natürlich sind Polizisten/Polizistinnen unzureichend ausgebildet im Bereich der klinischen Psychiatrie. Allerdings gehört das auch gar nicht zu ihren Aufgaben.

    In der jeweiligen Einsatzsituation ist es für den involvierten Beamten auch völlig unerheblich, ob die ihn oder andere akut bedrohende Person alkoholisiert, psychisch krank oder sonstwie gestört ist. Wenn er eine akute Bedrohung für Leib und Leben des Beamten oder eines dritten darstellt wird er abzuwägen haben, ob der Schusswaffengebrauch gerechtfertigt ist und ob ein Schuss ins Bein ausreicht oder ob es ein möglicherweise tödlicher Schuss sein muss.

    Diese Entscheidung ist für den Beamten schwer genug und er wird sich hinteher oft genug selbst fragen, ob sein Handeln gerechtfertigt war. Von der seelischen Belastung einen Menschen getötet zu haben mal ganz abgesehen.

     

    Aber es ist natürlich einfacher von schlecht qualifizierten Polizisten zu sprechen als das Problem der Verrohung der Gesellschaft und der sinkenden Hemmschwelle zur Gewaltanwendung gegenüber Polizisten zu berichten.

  • BG
    Bernd Goldammer

    Ich kenne viele Polizisten. Alle sind wunderbare Menschen. Das muss auch so sein. Es handelt sich schließlich um die Polizei unseres demokratischen und rechtsstaatlichen Landes. Wir sind Mitglied der europäischen Wertegemeinschaft. Der Job wird nicht schlecht bezahlt. Dafür dürfen wir Steuerzahler erwarten, das die Grundrechte gesichert sind, wenn Polizei eingreifen muss. Todesschüsse dürfen nur dann möglich sein, wenn angesichts einer Bedrohung keine andere Möglichkeit besteht das eigene Leben zu retten. Gut absperren und beruhigend auf die Gefährder einwirken. In den Dienststellen müssen dafür genügend Polizisten vorhanden sein. Nur dann können Einsatzkräfte ihre berufliche Qualifikationen und Berufserfahrungen überhaupt einbringen. Psychologie gehört zu den Ausbildungszweigen an Polizeischulen. Nein! Rumballern ist nicht die hohe Kunst der Polizeiarbeit, auch wenn es jeden Abend mehrmals im Fernsehen so rüberkommt. Im Gegenteil! Ungeeignete Personen sind aus dem Polizeidienst zu entfernen und auch der Waffenschein muss ihnen entzogen werden. Dafür hat die Politik zu sorgen.

  • P
    PeterWolf

    @ aujau:

     

    "Die Polizei ist auf jeden Fall unzureichend auf solche Situationen vorbereitet."

     

    Wieso? Die haben doch getroffen und die Angriffe erfolgreich abgewehrt.

     

    Ich vermute, Sie meinen das Recht auf körperliche Unversehrtheit für die Angreifer, welches nicht gewährleistet wurde.

     

    Das ist aber in akuten Notwehr- bzw. Nothilfesituationen nicht mehr gegeben, das ändert auch keine wie auch immer geartete Vorbereitung.

  • D
    D.J.

    Ich möchte dies nicht Herrn Diederichs selbst unterstellen (obwohl ich meine, in seinen Worten eine gewisse Herablassung zu spüren), doch viele sehr Linke halten per se jeden von Polizisten abgegebenen Schuss für einen Mord(versuch). Die einzige Chance, die man hat, dem Gegeifer solcher Leute zu entgehen ist, sich als Polizist abstechen oder erschießen zu lassen.

    Schild am Brunnen am Roten Rathaus "Sein Tod war nicht umsonst". Doch, war er. Der Mann war psychisch krank und eine unmittelbare Bedrohung. Und man spare sich die eklige Selbstgerechtigkeit, den Polizisten zu verurteilen, während man sich mit seinem dicken Hintern auf dem Sofa wälzt.

  • U
    uschi

    "Auffällig ist allerdings, dass in sieben von acht Fällen die Personen psychisch erkrankt waren oder sich in psychischen Ausnahmesituationen befanden"...

    hmm, überraschend: jemand, der einen bewaffneten Polizisten mit nem Messer angreift hat könnte evtl. psychische Probleme haben.

  • QD
    "Klagelied der Polizeigewerkschaften"

    Über 400 Verletzte, darunter mind. 4 Schwerverletzte, 2 erblindete Augen, 1 Schädelbruch, 6 gebrochene Nasen, bis heute Gliederschmerzen sowie traumatisierte Kinder durch Schlagstöcke, Reizgas ("Pfefferspray") und Wasserwerfer - das war/ist die Bilanz vom Schwarzen Donnerstag in Stuttgart.

     

    http://img594.imageshack.us/img594/8185/mdgl.jpg

    http://img23.imageshack.us/img23/4917/hn65.jpg

    http://img855.imageshack.us/img855/2755/0jni.jpg

     

    Dazu der Bundesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt: "Polizeiliche Einsatzmittel müssen Waffen sein, die weh tun, nur dann wirken sie."

  • U
    Urlauber

    Selbstverständlich ist die Polizei auf solche Situationen unzureichend vorbereitet ... wie jeder andere Mensch übrigens auch. Ich bin Polizeibeamter und meine Kollegen und ich fahren in schöner Regelmäßigkeit auf die psychiatrischen Stationen des in unserem Bereich gelegenen Krankenhauses. Da sind immer Psychiater und Psychologen anwesend und selbst die rufen um Hilfe, wenn sich einer ihrer Patienten irgendwie bewaffnet hat und auf das Personal und Mitpatienten losgeht. Das ist so lange verhältnismäßig harmlos, so lange es nur ungefährliche Werkzeuge wie z.B. Stühle oder Infusionsständer sind. Einen Treffer mit so was, kann man ohne dauerhafte Folgen wegstecken. Sobald aber Messer, Scheren oder andere Stichwerkzeuge ins Spiel kommen, ist eine Grenze erreicht, an der es nur noch heißt er oder ich. Dann geht es nur noch darum, den anderen angriffsunfähig zu machen. Da ist das Risiko, bei einem einzigen Treffer fatale Folgen zu erleiden, viel zu groß. Das ist unschön; wie man es mit der bei der Polizei verfügbaren Ausstattung allerdings anders machen kann, wüsste ich auch gerne.

    Von der Vorstellung "Reden hilft immer" darf man sich aber getrost verabschieden. Und für Forderungen a la "Psychologen hinzuziehen" habe ich aufgrund dieser Erfahrungen nur ein gequältes Lächeln übrig. Bei solchen Krankheitsbildern fängt man selbstverständlich mit Reden an, sobald aber klar ist, dass das nichts bringt, muss man zusehen, dass man das Gegenüber so schnell wie möglich handlungsunfähig macht. DANN kann man weiter reden. So eine Situation in der Öffentlichkeit kann fast nur unbefriedigend enden.

  • C
    cheez

    Furchtbarer Artikel. Nur weil jemand psychisch krank ist, ist er nicht weniger gefährlich. Suicide by cop halt. Was sollen die denn machen, wenn da einer mit einem Küchenmesser auf sie zurennt? Erstmal reden? Ich gehe den Damen und Herren in Dunkelblau nach Möglichkeit aus dem Weg, und was die sich bei Demos gerne leisten, geht auf keine Kuhhaut. Aber da jetzt darauf herumreiten, weil in einer Notsituation geschossen wurde, das ist nicht fair.

  • L
    lisa

    "Statt dessen wird den Beamten mangelnde Qualifikation und unverhältnismäßiges Verhalten unterstellt. Die Ausbildung ist mit 3 Jahren schon mehr als ausgefüllt, dazu wohl am besten noch ein Studium der Psychiatrie und mehrjährige praktische Erfahrung als Sozialarbeiter... danach Scharfschützen- und Nahkampfausbildung, um ja niemanden "unnötig" zu verletzen."

    @Mirko A.: ganz genau! Ansonsten sollte niemand eine (Schuss)waffe in die Hand bekommen, wenn er so ein Teil nicht im Schlaf von vorne bis hinten bedienen kann und sich nicht im klaren darüber ist, was er damit anrichten kann.

  • AE
    Auch einer

    Ich dachte für solche Fälle wie den aktuellen hätten Polizisten eine Kampfsportausbildung.

  • D
    Demokratin

    Die Polizisten in Deutschland sind aus meiner Sicht viel zu zurückhaltend beim Einsatz von Gewaltmitteln.

     

    Aus den USA kenne ich da ein ganz anderes Auftreten. Dort beleidigt man einen Polizisten nur ein einziges Mal und danach wird es richtigerweise sehr schmerzhaft.

     

    In Deutschland wollen die Polizisten dann deeskalierend auf den Pöbler einwirken. Was soll das? Respekt verschafft man sich so nicht.

     

    Zero Tolerance ist in New York ein voller Erfolg. Berlin ist leider weit davon entfernt.

     

    Die Videos beweisen, daß für den Polizisten im Neptunbrunnen akute Lebensgefahr bestand. Er hat abgewogen und konsequent gehandelt. Meine Hochachtung.

  • T
    Telefon

    Die Fälle von unnötiger Polizeigewalt häufen sich. Man sollte der Polizei endlich die Waffen abnehmen. In Berlin dürften alle Parteien durch die unkritischen Äußerungen zum Polizeieinsatz vertrauen verlieren.

  • GB
    Gute Besserung

    Ich habe selten so einen einseitigen Bericht gelesen. Von Reflexion keine Spur! Es gibt Situationen in denen die, definitiv gute, Ausbildung der Polizei keine Wirkung zeigen kann. Wenn ein Mensch bewaffnet auf mich zukommt der völlig psychotisch wirkt, ist mir jede Hilfe recht. Wenn ich als Polizist aus einem Fahrzeug beschossen werde, dann darf das Feuer ja wohl erwidert werden um mich selbst zu schützen. Soll die Polizei in solch einer brisanten Situation vielleicht mit empathischer Pädagogik vorgehen?

    Wenn die Täter widerum Polizisten umbringen, ist danach nicht der Hauch von einem derartigen Versuch Schlagzeilen zu machen, zu hören.

    Wo Menschen sind, passieren Fehler. Polizisten müssen Entscheidungen in Sekunden treffen. Situationen in denen wir uns sicher nicht freiwillig aufhalten wollen.

  • A
    Analyst

    auf dem Video ist eindeutig zu erkennen, dass keine (!) Notwehr-Situation vorliegt. Der Beamte wird aus dem Brunnen gedrängt, ohne dass ihm der Nackte folgt. Dann dreht er sich um, und drückt aus ca. 2 Meter Entfernung einfach mitten auf den Körper des Nackten ab. (ohne auf die Beine zuerst zu zielen)

  • MA
    Mirko A.

    Der Artikel ist recht einseitig und nur von mittelmäßiger Qualität.

     

    Viele Statistische Angaben... aber wo bleiben die Zahlen über im Dienst verletzte Polizeibedienstete? Die würden aber wohl nicht zum avisierten Meinungsbild passen.

     

    Statt dessen wird den Beamten mangelnde Qualifikation und unverhältnismäßiges Verhalten unterstellt. Die Ausbildung ist mit 3 Jahren schon mehr als ausgefüllt, dazu wohl am besten noch ein Studium der Psychiatrie und mehrjährige praktische Erfahrung als Sozialarbeiter... danach Scharfschützen- und Nahkampfausbildung, um ja niemanden "unnötig" zu verletzen.

  • DM
    Die Maike

    Die Zunahme des Schusswaffengebrauch von 8.936 auf 10.353 ist eine Zunahme um 16 Prozent und wird von Otto Diederichs "massiv" genannt. Den Zunahme der Warnschüsse von 49 auf 54 entspricht einer Zunahme um 10 Prozent und Otto Diederichs redet von "nahezu gleich geblieben".

     

    Die Maike

  • A
    aujau

    Die Polizei ist auf jeden Fall unzureichend auf solche Situationen vorbereitet.