: Gebete und Proteste gegen US-Bomben
Hunderttausende Muslime demonstrieren nach den Freitagsgebeten friedlich. Bombenanschlag in Indonesien
MEDINA ap/dpa ■ In vielen Ländern Asiens und Afrikas haben Muslime gestern gegen die Luftangriffe auf Aghanistan Stellung bezogen. Im saudischen Medina, einer der heiligsten Stätten des Islams, beteten zehntausende Muslime für das afghanische Volk. Die Moschee, die 167.000 Menschen fasst, war voll. Weitere Gläubige nahmen in einem angrenzenden Hof am Freitagsgebet teil. Dabei ging Scheich Hussein Ali Scheich nicht direkt auf die Terroranschläge und die Angriffe auf Afghanistan ein. Stattdessen bat er mehrmals, Gott möge „alle Muslime in Afghanistan und Palästina“ schützen.
In Ramallah im Westjordanland protestierten mehrere hundert Palästinenser nach dem Freitagsgebet friedlich gegen die Tötung von Zivilisten durch die USA. Sie trugen ein Poster mit der Aufschrift „Das Töten von Amerikanern ist Terrorismus. Aber das Töten unschuldiger Palästinenser und Afghanen ist Gerechtigkeit.“ Zuvor hatte die Autonomiebehörde im Gaza-Streifen eine Moschee aus Furcht vor Solidaritätsbekundungen für Ussama Bin Laden geschlossen. Die radikale Gruppe Islamischer Dschihad hatte dort eine Kundgebung geplant. Im Iran riefen Hunderttausende vor der palästinensischen Botschaft in Teheran „Tod den Amerikanern, Tod den Israelis“. Für Terrorbekämpfung sei die UNO zuständig.
In Malaysias Hauptstadt Kuala Lumpur forderten 2.000 Anhänger der oppositionellen islamistischen PAS-Partei „Zur Hölle mit den USA“, bis die Polizei sie mit Wasserwerfern auseinander trieb. Im Nachbarland Indonesien gab es zum wiederholten Mal Proteste vor der US-Botschaft in Jakarta. Die Polizei ging mit Wasserwerfern gegen Demonstranten vor, die eine Puppe von US-Präsident Bush verbrannten. In Yogyakarta demonstrierten 3.000 Menschen, in Surabaya einhundert. In Makassar zerstörte eine Bombe ein US-Schnellrestaurant. Eine zweite Bombe vor einem australischen Büro konnte entschärft werden.
Bei der Stadt Cox‘s Bazar in Bangladesch starben sechs Menschen, als ein Bus versehentlich in einen Protestzug fuhr. In Sri Lanka protestierten 25.000 Muslime, im ostafrikanischen Kenia mehrere hundert. Im mittelanatolischen Konya löste die Polizei eine Kundgebung von 500 Personen auf und verhaftete 50. Im indischen Delhi verbrannten dagegen 500 Hindu-Extremisten Puppen Bin Ladens und des pakistanischen Präsidenten.
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