Geberkonferenz für Sudan: Regierungen sagen Millionen zu
Eine Geberkonferenz in Paris sichert umfangreiche Zusagen für die Sudan-Hilfsappelle der UN zu. Aber wie der Krieg zu beenden ist, bleibt unklar.
Insgesamt war zu Konferenzbeginn von 840 Millionen Euro die Rede und es wurde das Überschreiten der Milliardengrenze im Laufe des Tages erwartet. Vor der Konferenz hatte der Financial Tracking Service der UN für den Sudan-Hilfsappell in einem Umfang von 2,695 Milliarden US-Dollar (2,53 Milliarden Euro) Zusagen in Höhe von gerade mal 166 Millionen Dollar registriert, also knapp über 6 Prozent. Zur Deckung des regionalen Appells des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR liegen keine Angaben vor.
Die „Internationale humanitäre Konferenz zu Sudan und seinen Nachbarländern“ im Außenministerium in Paris richteten Frankreich, Deutschland und die EU-Kommission gemeinsam aus, zum Jahrestag des Ausbruchs der Kämpfe zwischen Sudans Regierungsarmee und der aufständischen paramilitärischen Truppe RSF (Rapid Support Forces) am 15. April 2023. Der Krieg hat über acht Millionen Menschen in die Flucht getrieben und eine beispiellose humanitäre Krise hervorgerufen.
Nach neuen Zahlen, die Frankreichs Außenminister Stéphane Séjourné vorlegte, sind mittlerweile 27 Millionen Menschen in Sudan auf humanitäre Hilfe angewiesen und 18 Millionen befinden sich in „akuter Ernährungsunsicherheit“, also kurz vor der Hungersnot – jeweils mehrere Millionen mehr als bisher vermeldet. Der Sudankrieg sei „unter unseren Augen die größte Flüchtlingskrise der Welt“ geworden, sagte Bundesaußenministerin Annalena Baerbock und warnte: „Schlimmstenfalls werden in diesem Jahr eine Million Menschen verhungern“.
Geld allein reicht nicht aus
Doch mit neuen Finanzzusagen ist es nicht getan, wenn zugleich der Krieg ungehindert weitergeht. „Es reicht nicht, allein weitere Millionenbeträge zu verkünden“, sagte Baerbock, nachdem sie Deutschlands Millionenbetrag verkündet hatte. „Nur wenn alle Akteure an einem Strang ziehen, können wir den nötigen Druck auf die Konfliktparteien aufbauen und diese an den Verhandlungstisch bringen.“
Konkrete Druckmittel wurden allerdings nicht genannt, jedenfalls nicht öffentlich. Weder Sudans Regierung noch die RSF waren zur Konferenz geladen – eine bewusste Entscheidung, wie Frankreichs Regierung klarstellte. Auf einem politischen Treffen vor Beginn der Geberkonferenz kamen hinter verschlossenen Türen stattdessen die diversen internationalen Vermittler zusammen, um eine gemeinsame Grundsatzerklärung zu verabschieden. Parallel tagten im Pariser Institut du Monde Arabe Vertreter der sudanesischen Zivilgesellschaft.
Freier Zugang für humanitäre Hilfe, ein nachhaltiger Waffenstillstand und die Rückkehr zu einem demokratischen Übergang unter einer zivilen Führung nannte Frankreichs Außenminister Séjourné als Grundprinzipien. EU-Chefaußenpolitiker Josep Borrell forderte darüber hinaus eine „humanitäre Feuerpause“, um unmittelbare Hilfe zur Vermeidung einer Hungersnot zu ermöglichen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Utøya-Attentäter vor Gericht
Breivik beantragt Entlassung
Böllerverbot für Mensch und Tier
Verbände gegen KrachZischBumm
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin
Entlassene grüne Ministerin Nonnemacher
„Die Eskalation zeichnete sich ab“