Gastkommentar Equal Pay Day: Vorbilder sind notwendig
Das einzig richtige Datum für den Equal Pay Day wäre der 1. Januar, sagen Elke Holst und Aline Zucco vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung.
A n diesem Montag ist „Equal Pay Day“, der auf den Gehaltsunterschied zwischen Männern und Frauen aufmerksam macht. Durchschnittlich liegt dieser „Gender Pay Gap“ bei unverändert 21 Prozent. Das entspricht 77 Tagen, die Frauen seit Jahresbeginn unentgeltlich arbeiteten, wenn sie ab heute den gleichen Bruttostundenverdienst bekämen wie Männer. Eine Studie des DIW Berlin zeigte kürzlich, dass sich diese Verdienstlücke je nach Beruf teils erheblich unterscheidet. So wäre der Equal Pay Day für Sprechstundenhelferinnen schon am 4. Januar erreicht, Frauen im Beruf Unternehmensorganisation und -strategie, in dem viele Führungskräfte tätig sind, arbeiten hingegen 128 Tage im Jahr symbolisch „unentgeltlich“.
Gesellschaftliche Konventionen, Unternehmenskulturen und Geschlechterstereotype spielen hier eine große Rolle. Sie halten Frauen – nicht aber Männer – oft genug davon ab, ganz selbstverständlich eine gut bezahlte (Führungs-)Position anzustreben, Erwerbsunterbrechungen möglichst kurz zu halten oder Vollzeit zu arbeiten. Im Ergebnis versammeln sich Frauen in wenigen, schlechter bezahlten Berufen, etwa in der Pflege.
Dass sich in deutschen Vorständen sehr homogene Gruppen immer wieder reproduzieren, zeigte die AllBright-Stiftung 2017 sehr eindrücklich mit dem „Thomas“-Kreislauf. Es ist kein Zufall, dass heute trotz der Frauenquote in Aufsichtsräten der Frauenanteil in den Vorständen der Top-200-Unternehmen in Deutschland noch bei 8 Prozent herumdümpelt. Hier besteht dringender Änderungsbedarf.
Auch die Bundeskanzlerin hat sich kürzlich für Parität in Führungspositionen in Wissenschaft und Politik ausgesprochen. Um Augenhöhe in Machtpositionen und beim Verdienst zu erreichen, sind mehr Frauen auf allen Hierarchieebenen und insbesondere in gut bezahlten hohen Positionen als Vorbilder notwendig – für Unternehmen, aber vor allem für junge Mädchen und Frauen. Ziel ist, dass Frauen und Männer gemeinsam am 1. Januar eines jeden Jahres den Equal Pay Day feiern.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
Bis Freitag war er einer von uns
Elon Musk und die AfD
Die Welt zerstören und dann ab auf den Mars
Anschlag in Magdeburg
Der Täter hat sein Ziel erreicht: Angst verbreiten
Tarifeinigung bei Volkswagen
IG Metall erlebt ihr blaues „Weihnachtswunder“ bei VW
Nordkoreas Soldaten in Russland
Kim Jong Un liefert Kanonenfutter
Bundestagswahl 2025
Parteien sichern sich fairen Wahlkampf zu