Gabriel soll neuer VDA-Präsident werden: Ex-SPD-Chef bald Autolobbyist?
Der ehemalige Vize-Kanzler und SPD-Chef Sigmar Gabriel wird einem Zeitungsbericht zufolge als neuer VDA-Präsident gehandelt.
Das zumindest berichtet die Bild am Sonntag (BamS). „Sollten keine unüberbrückbaren Differenzen mit Gabriel auftreten, wird er der neue Präsident“, zitiert die Zeitung ihre Quelle. Ein anderer Topmanager sagte demnach, Gabriel sei zu 99 Prozent sicher. Neben Gabriel gilt jedoch auch die ehemalige Staatsministerin im Kanzleramt, Hildegard Müller (CDU), als Kandidatin für den Spitzenposten.
Während Gabriel der Bams zufolge Wunschkandidat der Autokonzerne und damit praktisch gesetzt sei, ist das Rennen zwischen den beiden laut Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung offen; die Konzerne würden über diese Frage noch streiten. Die formelle Entscheidung will der VDA-Vorstand in der ersten Novemberwoche treffen.
Gabriel hatte erst vor wenigen Wochen angekündigt, im November sein Bundestagsmandat vorzeitig niederzulegen. Der wichtigste Grund dafür sei das Gefühl, „dass ich mit 60 Jahren jetzt noch einmal die Chance habe, etwas Neues anzufangen“, begründete er seinen Rückzug.
Aus Sicht der Autolobby spricht einiges für ihn: Als Ministerpräsident von Niedersachsen saß er zwischen 1999 und 2003 im Aufsichtsrat von Volkswagen. Weder hinterher als Umwelt- noch später als Wirtschafts- oder Außenminister zeigte er sich besonders kritisch gegenüber der Autoindustrie. Der bisherige VDA-Präsident Bernhard Mattes hat im September angekündigt, dass er sein Amt Ende des Jahres niederlegen werde. Mattes war offenbar mürbe von der Kritik an seiner Amtsführung.
Ist Gabriel wirklich schon gesetzt?
Die deutsche Automobilindustrie steht angesichts der in vielen Ländern anstehenden Verkehrswende mit neuen Antriebssystemen und autonomem Fahren vor ihrem größten Wandel der Nachkriegszeit. Jeder siebte Arbeitsplatz in Deutschland hängt von der Autoindustrie ab. Für Gabriel spricht, dass er über gute Kontakte im In- und Ausland verfügt.
Allerdings wird der VDA-Chefposten gern an jemanden vergeben, der der Regierung nahesteht. Das Ausscheiden der SPD aus der Großen Koalition wird angesichts miserabler Umfrageergebnisse immer wahrscheinlicher. Einige VDA-Mitglieder sprechen sich daher für Hildegard Müller aus. Sie hat ein CDU-Parteibuch.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Pelicot-Prozess und Rape Culture
Der Vergewaltiger sind wir
++ Nachrichten zum Umsturz in Syrien ++
Baerbock warnt „Assads Folterknechte“
100 Jahre Verkehrsampeln
Wider das gängelnde Rot
Trendvokabel 2024
Gelebte Demutkratie
Rechtsextreme Demo in Friedrichshain
Antifa, da geht noch was
Mord an UnitedHealthcare-CEO
Gewalt erzeugt Gewalt