Gabriel Clemens bei Darts-WM: Amors Pfeilewerfen

Der Weltmeisterbesieger Gabriel Clemens ist bei der Darts-WM ausgeschieden. Aber das Profi-Darts ist nicht nur wegen üppiger Bierbäuche ein Vergnügen.

Dart Spieler peilt mit einem Pfeil sein Ziel an

Runde Körper, schräge Shirts: Gabriel Clemens aus Deutschland Foto: Kieran Cleeves/PA Wire/dpa

Der „deutsche Gigant“ ist gefallen! Gabriel Clemens, 37, Spitzname Gaga, Kampfname German Giant, ist als Weltmeisterbesieger im Achtelfinale der Darts-WM, die diesmal mit dem Finale am 3. Januar endet, gescheitert. Er unterlag dem Polen Krzysztof Ratajski, genannt The Polish Eagle, also „der polnische Adler“, denkbar knapp am Dienstagabend im Londoner Alexandra Palace mit 3:4. Er war so weit gekommen wie noch nie ein Deutscher bei dieser Weltmeisterschaft im Pfeilewerfen, und er hatte dabei sogar den amtierenden Weltmeister, den Schotten und Irokesenschnittträger Peter Wright, aus dem Turnier, ja tatsächlich, geworfen.

Nun könnte man verächtlich brummen, dass das professionelle Darts, das dieser Tage wie alle anderen Sportarten unter Ausschluss anwesender Zuschauer auskommen muss, ein genuiner „Sport“ für alte, weiße Sitzsäcke ist, die entsprechend aussehen: Sie tragen bequeme, dunkle Schuhe, eine bequeme, dunkle Hose und irre geschmacksverirrte Oberteile mit Kragen, die mit irren kleinen Werbeaufnähern und komischen Mustern versehen sind und aussehen wie Stoff gewordene Erotikbarspiegel, mit Autos, räkelnden Frauen oder sonst was Komischem verziert.

Ansonsten tragen sie vornehmlich noch was? Ja, genau, einen Bierbauch. Auch das Duell zwischen dem deutschen Giganten und dem polnischen Adler war ungefähr das Duell zwischen einem Weizenbiertrinker und einem, der mindestens gern mal ein kleines Feierabendbier zwischen Milz und Leber klemmt. Doch tatsächlich sind die oberen zehn echte Leistungssportler, die viel trainieren und schon ordentlich kassieren; auch weil das Pfeilewerfen normalerweise ein Publikumssport geworden ist, der fernsehtauglich und zwischen den Jahren sehr klug platziert wurde.

Im Londoner Alexandra Palace, kurz Ally Pally, feiern sich normalerweise trinkfeste Fans, die Pfeilewerfer haben ihre eigenen Einlaufmusiken und werden auf der Bühne – derzeit, da der Jubel des Publikums vom Band kommt, merkwürdigerweise immer noch – von Cheerleaderinnen erwartet, bevor es mit der konzentrierten Arbeit am Brett losgehen kann. Ein echtes Männervergnügen, aber auch für Frauen, denn von denen starten auch welche im Wettbewerb. Wir freuen uns auf den 3. Januar.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.