Fußball-WM und Propaganda: Nato kickt mit
Vier Halbfinalisten, vier Nato-Mitglieder: Die westliche Militärallianz feiert sich. In Russland ist der Spott groß – Fußball in Zeiten der Propaganda.
Rausballern ist kein schlechtes Wort, wenn es um die Nato geht. Auf jeden Fall hat die Militärallianz am Samstagabend um kurz vor elf Uhr, unmittelbar nach dem Ende der Partie Russland gegen Kroatien, einen Tweet rausgeballert, über den man sich vor allem in Russland doch sehr wundert. „The remaining 4 @FifaWorldCup squads are from #NATO countries. Good luck to all the teams!“
Dazu gibt es ein kleines Video, das zeigt, wie in der Brüsseler Nato-Zentrale gekickt wird. Die Fußball-WM als erfolgreiches Manöver des nordatlantischen Bündnisses.
Ist von der Erfolg der vier Mannschaften aus Frankreich, Kroatien, Belgien und England von Brüssel aus gesteuert worden? Hat die Nato den Sieg der Teams mit militärischen Mitteln befördert? Verschwörungtheoretiker aufgepasst: Es gibt neuen Stoff für euch!
Oder war das Ganze nur ein wohl vorbereiteter Gag des Social-Media-Teams des Militärbündnisses, eine kleine Provokation unter Gegnern? Dann könnte man sich jetzt in etwa vorstellen, worüber man so lacht bei der Nato in Brüssel. Die Frage, warum die Nato ein Social-Media-Team braucht, sei an dieser Stelle mal ausgeblendet.
In Russland wird der Tweet jedenfalls genüsslich verbreitet. Die Nachrichtenagentur RIA-Nowosti hat umgehend eine Meldung daraus gebastelt. Es gibt so gut wie kein Online-Medium in Russland, das nicht auf die Nato-Einlassung reagiert hat. Alle haben sie dankbar angenommen, die Vorlage aus Brüssel. So ist Fußball in Zeiten der Propaganda.
Links lesen, Rechts bekämpfen
Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!