Fusion Bayer und Monsanto: Wer stoppt Baysanto?
Die Aktionäre des US-Saatgutkonzerns Monsanto haben der Fusion mit Bayer zugestimmt. Aktivisten hoffen auf Einsprüche der Kartellämter.
Monsanto und Bayer liefern zusammen rund 30 Prozent des kommerziellen Saatguts weltweit. Da auch ihre Konkurrenten Dow und Dupont sowie Chem China und Syngenta fusionieren, würden am Ende drei Firmen 60 Prozent des Saatguts und zwei Drittel aller Pestizide verkaufen. Die Gegner befürchten, dass wegen der geringeren Konkurrenz weniger Pflanzen entwickelt werden, obwohl wegen des Klimawandels dringend neue Sorten nötig sind.
Der Bayer-Konzern hat auf diese Einwände in der taz vom 29. 11. geantwortet, er stehe mit Monsanto bei Saatgut kaum in Wettbewerb. „Monsanto arbeitet auf Märkten und in Bereichen, wo wir kaum oder gar nicht vertreten sind“, sagte Agrarvorstand Liam Condon.
Doch dieses Argument hält Georg Janßen, Bundesgeschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL), für unglaubwürdig. Wenn Bayer und Monsanto selbstständig blieben, könnten sie sich in der Zukunft durchaus auch auf Märkten Konkurrenz machen, wo sie das bisher nicht tun, sagt Janßen. „Aber wenn es zu einem Zusammenschluss kommt, dann gibt es nur noch eine Konzernstrategie.“
Bayer würde kartellrechtliche Einwände wahrscheinlich durch den Verkauf von Teilen des Geschäfts etwa mit Baumwollsaatgut in den USA begegnen. Dort haben die Deutschen und Monsanto zusammen rund 70 Prozent Marktanteil. Doch Janßen kontert: „Das große Potenzial, das dahintersteckt, wird das nicht aufwiegen.“ Der fusionierte Konzern werde immer noch zu stark sein. Und es würden sich nur noch drei große Unternehmen Konkurrenz machen. „Damit gibt es keinen Wettbewerb mehr. Wettbewerb ist, wenn ich noch eine Auswahl habe.“
Stig Tanzmann, Agrarreferent der evangelischen Hilfsorganisation Brot für die Welt, weist Bayers Argument zurück, der Konzern habe kein Interesse daran, Bauern in Entwicklungsländern von seinem Saatgut abhängig zu machen und dann die Preise zu erhöhen. „Falls die Ernte ausfällt oder die Marktpreise fallen, hat man natürlich ein Problem, wenn man mittlere oder hohe Investitionskosten für Saatgut getätigt hat“, sagt Tanzmann.
Risikoärmer als teures Saatgut von multinationalen Konzernen sei welches aus eigener oder bäuerlicher Züchtung und agrarökologische Anbaumethoden mit keinen oder wenig Chemikalien. „Aber solche Ansätze werden geschwächt, wenn sich alle darauf verlassen, dass Bayer und Monsanto schon die Welt ernähren werden.“
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