piwik no script img

Für Autofahrer gut, für Russen schlechtÖlpreis sackt in Richtung 30 Dollar

Die Rohstoffkosten sinken auf Rekordtief. Das macht Diesel in Deutschland supergünstig. Russland dagegen muss seinen Haushalt radikal kürzen.

Hier ist zurzeit günstig Sprit zu haben: Historische Tankstelle in Bad Homburg Foto: dpa

Berlin taz | Die Ölpreise sind auf ein Rekordtief abgesackt. Nachdem sie am Dienstag zeitweise unter 30 Dollar sackten, stiegen die Preise für Rohöl am Mittwoch in New York wieder leicht auf 30,78 Dollar für ein Fass (159 Liter) der Referenzsorte WTI an. Das ist immer noch der niedrigste Stand seit Ende 2003. Mitte 2014 lag der Preis pro Fass noch bei über 100 Dollar.

Das Angebot für den Rohstoff ist derzeit viel zu hoch. Schuld daran ist die Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec). Sie kann sich nicht darauf einigen, ihre Fördermenge zu drosseln. Das Ölkartell ist zerstritten, deshalb gibt es keine gemeinsame Angebotsstrategie.

Mächtige Mitglieder wie Saudi-Arabien wollen mit einem Preiskampf andere Anbieter wie aufstrebende Produzenten aus den USA aus dem Markt drängen. Dieses Kalkül geht bisher aber nicht auf. Die amerikanische Ölproduktion, die wegen neuer Fördertechniken wie Fracking in den letzten Jahren stark gestiegen ist, schwächt sich derzeit nur langsam ab.

Diesel nur noch knapp über der 1-Euro-Marke

Der Preisverfall ist weltweit spürbar: In Deutschland liegt der Preis für einen Liter Diesel derzeit nur noch 0,2 Cent über der 1-Euro-Marke. Das zeigte am Mittwoch eine aktuelle ADAC-Auswertung. Gegenüber der Vorwoche bedeutete dies ein Rückgang von 2,3 Cent. Auch Benzin ist günstiger geworden: Für einen Liter Super E10 müssen die Autofahrer im Schnitt 1,243 Euro hinlegen, 1,9 Cent weniger als vergangene Woche.

In den Förderländern hat der Ölpreisverfall drastische Auswirkungen. Die staatlichen Ausgaben für dieses Jahr würden um 10 Prozent gekürzt, sagte der russische Finanzminister Anton Siluanow am Mittwoch in Moskau. Die Ministerien und die Regierungsbehörden müssten Vorschläge einreichen, wie dies erreicht werden könne. „Wir müssen gut durchdachte Vorschläge vorlegen, um den Haushalt den neuen Realitäten anzupassen.“

Wir müssen den Etat der Realität anpassen

Anton Siluanow, Finanzminister

Russland ist stark von Einnahmen aus dem Energiegeschäft abhängig. Der diesjährige Staatshaushalt basiert auf einem Ölpreis von 50 Dollar pro Fass und einem Defizit von 3 Prozent, das nach Maßgabe von Präsident Wladimir Putin zwingend eingehalten werden soll.

Für einen ausgeglichenen Haushalt Russlands müsste der Ölpreis auf 82 Dollar steigen, rechnete Siluanow vor. Allerdings sei in „unmittelbarer Zukunft“ nicht mit einem Preisanstieg zu rechnen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

2 Kommentare

 / 
Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • 8G
    86548 (Profil gelöscht)

    Ich fahre nicht mehr Auto, nur weil der Ölpreis niedrig ist, denn Autofahren ist auch bei den aktuellen Preisen sehr teuer, jedenfalls für mich.

  • Vor allem ist der niedrige Ölpreis auch schlecht für Klima und Umwelt! Ich finde, dass dieser Aspekt zu unrecht regelmäßig ausgelaßen wird, wenn über den Ölpreis berichtet wird.