Führungswechsel in Großbritannien: Die Tories bitten zur Wahl
Nach dem Brexit-Votum stimmen die britischen Konservativen über eine neue Führung ab. Zwei Frauen liegen derzeit vorn.
Das Rennen um den Vorsitz der Tories hatte der angekündigte Rücktritt des Premierministers David Cameron eröffnet, der nach seiner Niederlage beim Brexit-Referendum in den kommenden Monaten abtritt. Insgesamt treten fünf Kandidaten an. Zunächst haben die Abgeordneten das Wort – am Ende entscheidet die Parteibasis.
May, die beim Referendum eher verhalten für den Verbleib in der EU plädierte, hat laut Medien bei den Abgeordneten die mit Abstand stärkste Unterstützung. Über 120 Parlamentarier stünden hinter ihr, lediglich etwa 40 hinter Leadsom, hinter Justizminister Michael Gove gar nur 25 Abgeordnete, berichtete die Agentur PA.
Leadsom und Gove gehören dem Austritts-Lager an. Die Chancen für die Energie-Staatssekretärin haben sich laut Medien nach der Unterstützung durch den Brexit-Wortführer und Londoner Ex-Bürgermeister Boris Johnson erhöht – er hatte überraschend auf eine Kandidatur verzichtet. Bewerber ohne eine realistische Chance sind Ex-Verteidigungsminister Liam Fox und Arbeitsminister Stephen Crabb.
May und Gove wollen – falls sie gewählt werden – sich bei Austrittsverhandlungen mit der EU Zeit lassen und mit der formellen Prozedur erst im nächsten Jahr beginnen. Leadsom will dagegen aufs Tempo drücken.
Zunächst müssen die Tory-Abgeordneten in mehreren Wahlgängen zwei der fünf Kandidaten auswählen, dies dürfte sich bis zum nächsten Dienstag hinziehen. Später müssen die rund 150.000 Parteimitglieder über die zwei Spitzenreiter abstimmen. Bis spätestens September soll die Personalfrage gelöst sein.
Corbyn will nicht von sich aus gehen
In der Labour-Partei macht der massiv unter Druck geratene Chef Jeremy Corbyn weiter keine Anstalten, von sich aus zu gehen. Zwar signalisierte die Abgeordnete Angela Eagle Bereitschaft, den 67-Jährigen herauszufordern. Sie hat aber noch keine offiziellen Schritte unternommen.
Corbyn beharrt darauf, dass er erst vor neun Monaten von der Parteibasis mit breiter Mehrheit an die Spitze gewählt wurde. Er sei bereit, sich erneut einer Urwahl zu stellen. Kritiker fürchten, mit Corbyn an der Spitze künftige Wahlen zu verlieren. Sie werfen ihm auch vor, sich beim EU-Referendum nicht genug für den Verbleib Großbritanniens in der EU eingesetzt zu haben.
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