Führungswechsel bei IG Metall: Der Nachlass ist geregelt
Im November verlässt Berthold Huber die Spitze der mächtigsten Gewerkschaft Deutschlands. Der Vorstand bestätigt seine Nachfolgepläne.
BERLIN taz | Ende November wird die Ära Berthold Huber in der IG Metall zu Ende gehen. Dann nimmt Huber, der die mächtige Industriegewerkschaft die letzten sechs Jahre geführt hat, auf einem außerordentlichen Gewerkschaftstag in Frankfurt am Main offiziell Abschied. Zwei Jahre, bevor seine Amtszeit regulär endet.
Der 63-Jährige hat diesen vorzeitigen Wechsel lange vorbereitet und angekündigt, er verbinde damit auch eine Verjüngung des insgesamt siebenköpfigen geschäftsführenden Vorstands. Seine Personalvorschläge hat ihm nun der Gesamtvorstand der Gewerkschaft am Montag abgenickt. Im November müssen die Delegierten des Gewerkschaftstages darüber endgültig abstimmen.
Hubers Nachfolger soll der 60-jährige Siegerländer Detlef Wetzel werden, bisheriger Vizechef der IG Metall. Wetzel hat in den letzten Jahren maßgeblich den Umbau der IG Metall voran getrieben: die Zentrale in Frankfurt wurde verkleinert, die Organisation erfolgreich auf Mitgliedergewinnung getrimmt.
Seit 2011 wächst die Gewerkschaft wieder und zählt jetzt über 2,2 Millionen Köpfe. Wetzel ist aber auch der Mann hinter der erfolgreichen Kampagne gegen den Missbrauch der Leiharbeit, die die IG Metall ab 2007 bundesweit startete. Bei allen Erfolgen gibt es aber auch kritische Stimmen. Sie werfen Wetzel beispielsweise vor, den allgemeinpolitischen Anspruch der Organisation zu vernachlässigen.
Neue Gesichter
Neu in den Vorstand aufrücken soll als Vizechef Jörg Hofmann. Er leitet derzeit den mächtigsten IG Metall-Bezirk in Baden-Württemberg. Der gemütlich wirkende 57-Jährige, dem beste Verbindungen zu Huber nachgesagt werden, darf sich damit Hoffnung machen, eines Tages Detlef Wetzel zu beerben. Denn dass der zweite Vorsitzende dem Chef nachfolgt, ist in der IG Metall immer noch ungeschriebenes Gesetz.
Neben Hofmann neu in den Vorstand aufsteigen sollen auch die 49-jährige Irene Schulz, Bezirkssekretärin aus Berlin-Brandenburg, sowie Wolfgang Lemb (51), Erster Bevollmächtigter der Verwaltungsstelle Erfurt. Lemb, SPD-Mitglied, wird dem linken Flügel in der IG Metall zugerechnet und dürfte damit die Position von Vorstandsmitglied Hans-Jürgen Urban stützen. Neben Urban bleiben Christiane Benner (45) sowie Jürgen Kerner (44) im Amt.
Ihren Abschied nehmen hingegen die 62-jährige Helga Schwitzer sowie Bertin Eichler (60). Eichler war Anfang des Jahres in die Kritik geraten, weil er sich für seine Dienstreisen als Aufsichtsratsmitglied bei ThyssenKrupp vom Konzern Erste-Klasse-Tickets nach Kuba, China, Thailand und in die USA hatte finanzieren lassen. Seine Verdienste um die Buchhaltung der IG Metall sind jedoch anerkannt: Er verwaltet erfolgreich nicht nur die wieder vollen Kassen der gewachsenen Organisation, sondern manövrierte die Gewerkschaft und ihre Erspartes auch gut durch die Finanzkrise ab 2008.
Huber bleibt im Spiel
Der Nachlass ist also nach diesem Montag weitgehend geregelt. Doch so ganz Abschied nehmen will Berthold Huber trotzdem nicht. So hat er angekündigt, seine beiden Aufsichtsratsmandate in den wichtigen Industriekonzernen VW und Siemens noch bis zum Ablauf der regulären Amtszeit 2017 und 2018 wahrnehmen zu wollen. Das legt die Lesart nahe, Huber wolle seinen Nachfolger Wetzel auf uncharmante Art und Weise ausbremsen. Um das Verhältnis der beiden steht es nicht zum Besten, ist immer wieder zu hören.
Aus der Zentrale in Frankfurt heißt es jedoch, die beiden hätten diese Aufgabenteilung einvernehmlich abgesprochen. Da könnte etwas dran sein. So sind Hubers Verhandlungsgeschick und seine diplomatische Begabung, in den Kreisen der Manager zu agieren, weithin bekannt. Als der Siemenskonzern ab 2006 von Korruptionsskandalen gebeutelt wurde, nutzte Huber die Gunst der Stunde: dem neuen Vorstandsvorsitzenden Peter Löscher bot er damals an, konstruktiv bei der Aufarbeitung der Skandale mitzuarbeiten, statt in Frontalopposition zu gehen. Im Gegenzug verpflichtete er Löscher dazu, die arbeitnehmerfreundliche Gewerkschaft AUB, die von Siemens Gelder erhalten hatte, im Unternehmen ein für alle mal abzusägen. Und so geschah es.
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