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Frist verlängertGrundsteuer-Erklärung bis Januar

Die Abgabe soll neu berechnet werden. Jetzt haben die Fi­nanz­mi­nis­te­r*in­nen entschieden, den Ei­gen­tü­me­r*in­nen mehr Zeit zu geben, um die Daten einzureichen.

Häuser in Hattingen Foto: Hans Blossey/imago

Berlin/Mainz dpa | Die Abgabefrist für die Grundsteuererklärung soll bundesweit einmalig von Ende Oktober bis Ende Januar 2023 verlängert werden. Das haben die Finanzminister der Länder entschieden. Zuvor hatte das Handelsblatt berichtet.

Bayerns Finanzminister Albert Füracker (CSU) erklärte am Donnerstag, mit der Verlängerung der Abgabefrist bei der Grundsteuererklärung um drei Monate würden die Bürger, die Wirtschaft sowie die Steuerberater deutlich entlastet.

Vor einer Woche hieß es, nicht einmal jeder dritte Haus- und Wohnungsbesitzer habe seine Unterlagen online abgegeben. Finanzminister Christian Lindner (FDP) hatte sich für eine Verlängerung der Abgabefrist stark gemacht. „In diesen Zeiten haben wir alle anderes und Wichtiges zu tun, andere und größere Sorgen“, hatte Lindner gesagt. Er hatte angekündigt, das Gespräch mit den Ländern zu suchen, um die Abgabefrist um mehrere Monate zu verlängern. Die Entscheidung lag bei den Ländern.

Ab 2025 soll die neue Grundsteuer-Berechnung gelten. Beschlossen wurde die Neuregelung 2019. Das hatte das Bundesverfassungsgericht gefordert, denn zuletzt kalkulierten die Finanzämter den Wert einer Immobilie auf Grundlage völlig veralteter Daten, von 1935 in Ostdeutschland und von 1964 in Westdeutschland. Für die Neuberechnung müssen jetzt fast 36 Millionen Grundstücke neu bewertet werden.

Technische Schwierigkeiten seit Beginn

Die Steuerbehörden brauchen von allen Eigentümern Daten. Meist geht es um die Grundstücks- und Wohnfläche, die Art des Gebäudes, Baujahre und den sogenannten Bodenrichtwert, die die Besitzer in einer Art zusätzlicher Steuererklärung über die Steuersoftware „Elster“ oder ein Portal des Finanzministeriums hochladen müssen – Behörden-Steuersprache inklusive. Schon vor dem Start warnten Experten, das könne schiefgehen, weil es viel zu kompliziert sei.

Seit dem 1. Juli nehmen die Finanzbehörden die Daten entgegen. Wenige Tage später offenbarten sich bereits technische Schwierigkeiten: Vorübergehend war „Elster“ lahmgelegt, weil viele Bürger gleichzeitig die Grundsteuer-Seite aufrufen wollten. Selbst Eigentümer von Kleingärten müssen eine Erklärung abgeben, zusätzlich zu Millionen Hausbesitzern und Eigentümern einer Wohnung.

Für die Kommunen ist die Grundsteuer eine der wichtigsten Einnahmequellen. Es ist eine jährliche Steuer auf den Besitz von Grundstücken und Gebäuden – doch ein Vermieter kann sie über die Nebenkostenabrechnung auch auf die Mieter umlegen. Bei den meisten Wohnungseigentümern geht es um einige Hundert Euro im Jahr, bei Eigentümern von Mietshäusern dagegen oft um vierstellige Beträge.

Wie viel Grundsteuer die einzelnen Eigentümer ab 2025 tatsächlich zahlen müssen, wird noch eine Weile offen bleiben. Denn das hängt entscheidend von den sogenannten Hebesätzen der Gemeinden ab.

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5 Kommentare

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  • Ein Musterbeispiel für die Rückständigkeit Deutschlands bei der Digitalisierung. Alle abgefragten Daten kommen aus Ämterbeständen. Trotzdem müssen wir Bürger:innen sie für das Finanzamt zusammenstellen und abtippen. Willkommen im 21. Jahrhundert. :(

  • Und leider kein Wort über das sehr komplizierte Verfahren. Kaum zu bewältigen, anwenderunfreundliches Aktzenzeichenwirrwarr und natürlich nur digital! Die Steuerberaterinnen können sich jedenfalls freuen.

    • @aspera:

      Das sehr komplizierte Verfahren hat mich sogar glatte 30 Minuten meiner Lebenszeit gekostet....

  • Die nächste Mieterhöhung ausgehend vom Gesetzgeber. Wird man dann aber auch wieder irgendwie uns Vermietern in die Schuhe schieben wollen. Bei uns in der Provinz ist die Erhöhung relativ gering aber die Mieter in den teuren Innenstadtlagen können sich schonmal auf eine Überraschung gefasst machen.

    • @Šarru-kīnu:

      Wir leben in Deutschland halt in einer Solidargemeinschaft, wir finden eine Überarbeitung und Reformierung der Grundsteuer längst überfällig und ok, auch wenn wir erstmal schauen müssen wie die etwas reduziert bekommen werden.