Friedrich Merz will Parteichef werden: Alles wie gehabt
Neustart heißt für die CDU, alte Männer aufzustellen, die zuvor bereits gescheitert sind. Doch vielleicht reicht es diesmal für Friedrich Merz, um Parteichef zu werden.
D ie CDU hat drei Kandidaten für den Parteivorsitz aufgestellt, und weit und breit gibt es kein neues Gesicht. Stattdessen drei Männer, von denen zwei bei dem Versuch Parteichef zu werden, bereits gescheitert sind. Und der dritte steht so sehr für die Kanzlerin wie kaum ein anderer. Neustart? Fehlanzeige. Ein Hoffnungsträger? Nicht in Sicht. Oder gar eine Frau? Die eine, die bereit war, sich in den Wettbewerb zu stürzen, hat ihr eigener Kreisverband gleich umgehend ausgebremst.
Chancen hätte Sabine Buder aus Biesenthal in Brandenburg in der CDU ohnehin nicht gehabt. Möglicherweise wäre sie keine gute Vorsitzende geworden. Aber ihre Kandidatur hätte für Irritation sorgen und Eingefahrenes zum Tanzen bringen können.
Stattdessen alles wie gehabt: Die einen in der Partei wollen Friedrich Merz an der Spitze im dritten Anlauf endlich durchsetzen, die anderen genau das unbedingt verhindern. Eine neue Runde in dem alten Konflikt, der die Partei seit Jahren blockiert, nur dass dieses Mal die Mitglieder abstimmen dürfen. Die drei Kandidaten zeigen, wie festgefahren die Lage der CDU wirklich ist – und wie desolat.
Nun kann man anführen, dass Norbert Röttgen sich wirklich um Aufbruch bemüht. Aber der Ex-Umweltbundesminister ist in der Partei kaum vernetzt und gilt als Solist, der zu echter Teamarbeit nicht fähig ist. Helge Braun wiederum, dem freundlichen und klugen Noch-Kanzleramtsminister, nimmt man zwar ab, dass er sich in den Dienst der Partei stellen will. Doch als enger Vertrauter der Kanzlerin ist er in die alten Grabenkämpfe verstrickt. Und als Mitglied der abgewählten Regierung kann er auch nicht für Aufbruch stehen.
Bleibt Merz, der sich bei der Vorstellung seiner Kandidatur überraschend mittig präsentierte, der wirtschaftsliberale Rechte schien plötzlich verschwunden. Mit dem Sozialpolitiker Mario Czaja holte er sich gar einen potenziellen Generalsekretär vom anderen Ende der Partei an seine Seite, lobte potenzielle Parteivizes, die ihm alles andere als nahestehen, und betonte, dass nur ein Team die Partei retten könne.
Es wäre eine irre Wendung in der neueren Geschichte der CDU: Dass ausgerechnet Merz, der wie kaum ein anderer für die Spaltung der Partei steht, diese einen könnte. Nicht nur seine Unterstützer:innen, die die zwei Niederlagen nicht verschmerzten, gäben endlich Ruhe. Auch das Merkel-Lager ließe sich einbinden. Damit wäre Merz zweifellos der Beste unter den drei Kandidaten. Nimmt man seine Ankündigungen vom Mittwoch ernst, man könnte fast daran glauben.
Doch die Erfahrung mit Merz spricht dagegen. Selbst wenn er will: Sein übergroßes Ego wird diese Wendung kaum zulassen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Israel, Nan Goldin und die Linke
Politische Spiritualität?
Matheleistungen an Grundschulen
Ein Viertel kann nicht richtig rechnen
Innenminister zur Migrationspolitik
Härter, immer härter
Nikotinbeutel Snus
Wie ein Pflaster – aber mit Style
Prozess gegen Letzte Generation
Wie die Hoffnung auf Klimaschutz stirbt
Börsen-Rekordhoch
Der DAX ist nicht alles