Friedensverhandlungen in Kolumbien: Gespräche mit der Farc ausgesetzt

Nach dem Verschwinden eines Generals bleibt die Regierungsdelegation vorerst zu Hause. Präsident Santos verlangt eine rasche Freilassung.

Präsident Juan Manuel Santos (m.) möchte so einige Dinge erklärt haben. Bild: dpa

BUENOS AIRES taz | In Kolumbien sorgt das Verschwinden eines Generals der Armee für Verwirrung. Klar ist bisher lediglich, dass Präsident Juan Manuel Santos die Friedensverhandlungen zwischen seiner Regierung und der Guerilla-Organisation Farc mit sofortiger Wirkung ausgesetzt hat. Die Gespräche hätten am Montag in der kubanischen Hauptstadt Havanna fortgesetzt werden sollen.

Nach Bekanntwerden der mutmaßlichen Entführung sorgte Santos dafür, dass die Regierungsdelegation zu Hause blieb. „Diese Verhandlungsrunde wird solange ausgesetzt, bis die Umstände geklärt und die betroffenen Personen frei sind“, sagte Santos. „Wir verlangen von den Kidnappern (alles deutet daraufhin, dass es die Farc sind), dass sie so schnell wie möglich freigelassen werden,“ twitterte er.

Das Verschwinden des Generals wirft bisher vor allem Fragen auf, die auch der Präsident nicht beantworten kann. Nach Angaben von Provinzgouverneur Efrén Palacios war der General am Sonntag in der nordwestlichen Pazifikprovinz Chocó in einem Boot unterwegs. Er soll vorgehabt haben, ein Projekt zur Energiegewinnung in der Nähe der Provinzhauptstadt Quibdó am Rio Atrato zu besichtigen. Beim Anlegen wurden er und seine Begleiter von Bewaffneten überrascht. Der General, die Projektberaterin sowie ein weiterer Soldat wurden verschleppt. Der Soldat, der das Boot steuerte, konnte fliehen.

Präsident Santos räumte ein, es gäbe „Umstände, die aufgeklärt werden müssen.“ So sei der General in ziviler Kleidung in einem als rot markiertem Gebiet, womit die Präsenz der Farc gekennzeichnet ist, unterwegs gewesen. Unklar sei auch, warum der General seinem Wachschutz befohlen habe, ihn nicht zu begleiten, und zudem die warnenden Hinweise des steuernden Soldaten ausschlug. „Ich möchte, dass man mir erklärt, warum Brigadegeneral Alzate alle Regeln des Sicherheitsprotokolls verletzt hat und in Zivil in einer roten Zone unterwegs war“, verlangte Santos von seinem Verteidigungsministerium.

In Zivilkleidung unterwegs

„Das ist eine Entführung, man muss die Sache beim Namen nennen“, sagte Verteidigungsminister Juan Carlos Pinzón. Er bestätigte jedoch lediglich, dass der General in Zivilkleidung unterwegs war und vermutet, die Entführer könnten Mitglieder der 34. Front der Farc sein. Den genauen Ort der Entführung könne er jedoch nicht angeben. Dass Pinzón das Internationale Komitee des Roten Kreuzes um eine Vermittlung bei der Freilassung bat gebeten hat, deutet zudem auf seine vorläufige Ratlosigkeit hin.

Rubén Darío Alzate Mora, 55 Jahre alt, ist verheiratet und Vater von zwei Kindern. Der mit zahlreichen Auszeichnungen und Medaillen behaftete Brigadegeneral hat eine bisher erfolgreiche 31-jährige Karriere hinter sich. Zeitweise war er für die Bekämpfung von Entführungen in ländlichen Gebieten zuständig. Im Januar diesen Jahres wurde er in das Kommando La Fuerza de Tarea Titán aufgenommen, unter dessen Führung die Farc im südöstlichen Kolumbien bekämpft werden soll.

Nach Angaben der kolumbianischen Zeitung Semana hatte der General das Boot geordert, um zu einem abgelegen Gutshaus bei einem als Las Mercedes benannten Ort zu fahren. Begleitet wurde er von der Koordinatorin für spezielle Projekte des Militärs im Chocó, Gloria Urrego. Als sie das Boot verließen und zu dem Gehöft unterwegs waren, seien sie von Farc-Rebellen überrascht worden, die sich offensichtlich auf dem Gut eingenistet hatten, so Semana.

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