Friedensprozess in Libyen: Einheitsregierung vorerst gescheitert
Die Regierung in Tobruk lehnt den Friedensplan des UN-Vermittlers ab. Der Krieg zwischen islamistischen Gruppen und der Armee geht weiter.
Denn trotz der einjährigen Friedensverhandlungen geht der Krieg zwischen der Armee und den islamistischen Gruppen in Bengasi weiter. Unterstützt werden die Extremisten von Kämpfern des „Islamischen Staats“ (IS), die per Schiff an der ostlibysche Küste landen. Viele vor der Fadschr-Allianz aus Tripolis geflohene Parlamentarier lehnen Leons Vorschlag ab, weil er Milizen aus Misrata mit der Sicherung der Hauptstadt beauftragen will. Im letzten Jahr brachten diese Milizen aus Unzufriedenheit über die Ergebnisse der Parlamentswahl Tripolis mit einem Sturmangriff unter ihre Kontrolle.
„Zudem beliefern einige Milizen aus Misrata die Islamisten der Schura-Allianz in Bengasi mit Waffen, während die Bürger Bengasis, die jahrelang friedlich gegen die Milizenwillkür protestierten hatten, vergeblich auf Hilfe warteten. „Deshalb haben sie sich hinter General Hafter gestellt“, sagt der Parlamentsabgeordnete Ali Tekbali, ein liberaler Politiker aus der Altstadt von Tripolis. Hafter versucht im Auftrag des Parlaments, die Extremisten aus den letzten von ihnen gehaltenen beiden Stadtteilen zu vertreiben.
Dass sich Vermittler Leon und die Delegationen aus Tobruk und Tripolis bei den Friedensgesprächen vor allem auf die Sicherheit einer zukünftigen Einheitsregierung in der Hauptstadt konzentrierten, stellt sich nun als Fehler heraus. Denn immer mehr Libyer fordern ein Ende des Kriegs, der neben Bengasi an verschiedenen Orten immer wieder aufflammt.
„Daher sollten die EU und die UNO die Waffenlieferungen von Misrata und der Türkei an die Extremisten in Bengasi beschlagnahmen“, schlägt der Abgeordnete Tekbali vor. In Brüssel sorgt man sich jedoch eher über Lieferungen aus Ägypten und den Emiraten an die Armee Hafters. So ist es derzeit noch offen, in welcher Form die Verhandlungen über die Bildung einer Einheitsregierung weitergehen werden.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Kanzler Olaf Scholz über Bundestagswahl
„Es darf keine Mehrheit von Union und AfD geben“
Weltpolitik in Zeiten von Donald Trump
Schlechte Deals zu machen will gelernt sein
Einführung einer Milliardärssteuer
Lobbyarbeit gegen Steuergerechtigkeit
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Trump macht Selenskyj für Andauern des Kriegs verantwortlich
Wahlarena und TV-Quadrell
Sind Bürger die besseren Journalisten?
Werben um Wechselwähler*innen
Grüne entdecken Gefahr von Links