„Friday for Future“-Protest in New York: „Gredda“ im Trump-Tower-Schatten

Von viel Medienaufmerksamkeit begleitet, protestierte „Friday for Future“ vor dem UN-Hauptquartier. Vor allem Mädchen waren unterwegs.

Greta Thunberg und viele andere

Die erste „FFF“-Veranstaltung in den USA: Greta Thunberg am Freitag in New York Foto: Thomas Kummerow

NEW YORK taz | Der „Greta-Effekt“ ist in New York angekommen: Zwei Tage nachdem die 16jährige Klima-Aktivistin aus Schweden in einem Yachthafen am Südende von Manhattan gelandet ist, sitzt Greta Thunberg bei ihrem ersten „Friday for Future“-Protest auf amerikanischem Boden vor dem UN-Hauptquartier.

Ihre Anwesenheit hat der Klimabewegung in den USA Aufschwung gegeben. Hunderte von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen sind gekommen, um „Gredda“ zu sehen. Die jüngsten sind unter zehn, die ältesten knapp über zwanzig. Während sich die Schwedin klein macht und meist schweigt, skandieren die anderen ihre Wünsche und ihre Wut über die Erwachsenen heraus. „Sagt und lehrt die Wahrheit“, rufen sie: „Unser einziges Zuhause steht in Flammen“.

Seit Ende letzten Jahres hat die heute 14jährige New Yorkerin Alexandria Villaseñor wie Greta Thunberg in Schweden jeden Freitag in New York vor der UNO protestiert. Doch meist war sie allein. An diesem Freitag ist zum ersten Mal der Bürgersteig breit genug. Die Menschenmenge bewegt sich ein paar Blöcke weiter zum Dag-Hammarskjöld-Platz, der sowohl von der UNO, als auch von einem Trump-Tower überschattet wird.

Die Mehrheit der jungen DemonstrantInnen sind Mädchen. Für viele ist es die erste Demonstration ihres Lebens. Aber sie haben schon vorher viel über den Klimawandel gelesen, Umweltclubs an ihren Schulen gegründet und die Tweets von Greta Thunberg verfolgt.

EinMädchen, Sima Nisenbaum

Sima Nisenbaum hat bei FFF teilgenommen Foto: Dorothea Hahn

„Das berühmte Mädchen aus Schweden“, sagt die 16jährige Schülerin Sima Nisenbaum aus der Bronx, die mit anderen viele der Transparente dieses Tages gemalt hat: „Wir schwärmen für sie, weil sie es geschafft hat, gehört zu werden.“

Die jungen DemonstrantInnen sind besser informiert als die meisten Erwachsenen in den USA. Sie sind hellwach, haben große Pläne und reden wie eine künftige Elite. Aber zugleich bezweifeln viele, ob sie überhaupt eine Zukunft haben. „Ich bin angsterfüllt“, sagt der 13jährige Daniel Weintraub aus New Jersey. Wenn er im Jahr 2030 mit Schule und Studium fertig ist, möchte er ein Unternehmen für hurrikansichere Häuser gründen: „Vorausgesetzt, wir schaffen es, bis dahin, auf einen guten Weg zu kommen“.

Die jüngeren DemonstrantInnen sind mit ihren Eltern gekommen. Zu ihnen gehört die elfjährige Chiara, die aus Pennsylvania angereist ist. „Leider mussten wir mit dem Auto fahren, bei uns gibt es keine Züge“, entschuldigt sie sich. Vor der UNO ist Chiara auf Greta Thunberg gestoßen, die ihr gesagt hat: „Es gibt viele Wege den Klimawandel zu stoppen.“ In Zukunft will auch Chiara „aufklären“. Zusätzlich erwägt sie, freitags in Harrisburg, vor dem Sitz der Regierung ihres Bundesstaates, zu demonstrieren.

Ein Junge, Daniel Weintraub

Daniel Weintraub Foto: Dorothea Hahn

Bis vor wenigen Tagen haben die jungen US-KlimaaktivistInnen über mangelndes Medieninteresse geklagt. Aber an diesem Freitag sind so viele JournalistInnen wie AktivistInnen gekommen. Die Kameraleute halten ständig auf Greta Thunberg und haben ihre Leitern wie eine Mauer rund um sie aufgestellt. Manche junge AktivistInnen finden das „respektos“.

Nach zwei Stunden verlassen Alexandria Villaseñor, Greta Thunberg und die 17jährige mexikanische Umweltaktivistin Xiye Bastida die Gruppe. Sie haben ein Treffen mit UN-Generalsekretär António Guterres. Mehrere Erwachsene in blauen Hemden schließen einen dichten Kreis um die drei Mädchen und eskortieren sie. Mit Greta Thunberg verschwinden schlagartig auch die Kameraleute.

Die zurückgebliebenen Jugendlichen diskutieren den nächsten Protestfreitag. Den „globalen Streik“ für den 20. September. Und die „Gier“ von Tech-Konzernen wie Google und Facebook. Und ein Junge sagt: „Wir wollen nicht die letzte Generation sein“.

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