Freie Universität Berlin: Studis wollen Prof verhindern
Der AStA der Freien Universität Berlin wirft einem Dozenten vor, rechtes Gedankengut verbreitet zu haben. Nun will er dessen Habilitation verhindern.
Unter dem Slogan „Rechte Ideologien exmatrikulieren“ starteten der AstA der FU und weitere politische Hochschulgruppen eine Kampagne gegen diskriminierende Lehre und Strukturen an der FU sowie anderen Berliner Hochschulen. Kürzlich wurden Banner am Institutsgebäude für Biologie aufgehängt und mittels Flyern und Plakaten auf die Aktion aufmerksam gemacht. Der Anlass war der Protest gegen Grünstäudl.
Universitäten gelten als Orte des freien Diskurses. Über verschiedene Meinungen darf und soll dort gestritten werden. Die persönlichen politischen Einstellungen der Dozierenden stehen dabei allerdings meist im Hintergrund. Laut AStA FU soll das im Fall Michael Grünstäudls nicht so gewesen sein: Es heißt, der Dozent und wissenschaftliche Mitarbeiter am Institut für Biologie der FU Berlin habe auf seiner Website auf GitHub Links zu neofaschistischen Videos – zum Beispiel von Martin Sellner aus der „Identitären Bewegung“ verbreitet – die Website GitHub wird eigentlich zum Austausch wissenschaftlicher Daten genutzt. Zudem soll Grünstäudl laut AStA eine als rassistisch geltende „Gemeinsame Erklärung 2018“ unterzeichnet und verbreitet haben. Zu den ErstunterzeichnerInnen des Pamphlets gegen Migration nach Deutschland zählten damals auch Thilo Sarrazin und Max Otte.
Dozent hat entsprechende Inhalte mittlerweile entfernt
Grünstäudl selbst streitet ab, rechtes Gedankengut an Studierende weitergeleitet zu haben. In einer der taz vorliegenden Stellungnahme Grünstäudls vom 9. Januar gegenüber dem Fachbereich Mathematik-Informatik erklärt er, dass die Inhalte noch aus seiner Zeit an einer Universität in den USA (2013–2015) stammten und nichts mit seiner Lehre in Berlin zu tun hätten. Zudem hätten auch andere Menschen Zugriff auf seinen Arbeitscomputer gehabt und Beiträge auf der Website GitHub unter seinem Namen veröffentlichen können. Die betroffenen Inhalte hat Grünstäudl mittlerweile entfernt.
Die Pressestelle der Freien Universität verweist auf taz-Anfrage auf ein im Februar 2021 verabschiedetes Diversity-Konzept, welches zu einem „diskriminierungsfreien und diversitätsgerechten Studier- Forschungs und Arbeitsumfeld“ beitragen soll. Zudem wird beteuert, dass die Hochschule Vorwürfen grundsätzlich nachgehe und mit allen Seiten in kontinuierlichem Austausch stehe. Zur Personalie Grünstäudl und den Vorwürfen beziehungsweise dem Stand seines Habilitationsverfahrens äußerte sich die FU aus personalrechtlichen Gründen nicht.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
Bis Freitag war er einer von uns
Elon Musk und die AfD
Die Welt zerstören und dann ab auf den Mars
Magdeburg nach dem Anschlag
Atempause und stilles Gedenken
Bankkarten für Geflüchtete
Bezahlkarte – rassistisch oder smart?
Tarifeinigung bei Volkswagen
IG Metall erlebt ihr blaues „Weihnachtswunder“ bei VW
Nordkoreas Soldaten in Russland
Kim Jong Un liefert Kanonenfutter