Frankreichs Kritik an Großkonzernen: Schämt Euch, Nestlé und Pepsi!
Frankreichs Regierung will, dass Lebensmittelkonzerne ihre Preise senken. Dadurch soll die Inflation nachlassen. Doch die Großen machen nicht mit.
Bereits im Mai hatte er industriellen Lebensmittelproduzenten und -ketten mit einer „Name and shame“-Kampagne gedroht, falls sie nicht freiwillig ernsthafte Initiativen ergreifen sollten, die Preise zu senken. Nun hat Le Maire damit Ernst gemacht. Und nannte die Namen der Konzerne, die nicht mitwirken – und sich darum gehörig schämen sollten. Es sind die Großen der Branche: Nestlé, Unilever, Pepsi. Diese „sehr großen Multinationalen unternehmen nicht genug. Sie könnten viel mehr tun“, beschwerte sich Le Maire.
Auch Handelsministerin Olivia Grégoire ist mit der Preispolitik der Konzerne nicht zufrieden. Sie hatte wie andere Regierungsmitglieder den Konsument*innen noch vor dem Sommer versprochen, bis zur „Rentrée“ (dem Schulbeginn nach den Urlaubswochen) Anfang September würden vor allem die Nahrungsmittel und andere wichtige Versorgungsprodukte (Hygiene, Schulmaterial) wieder günstiger. Nun aber ist weitgehend das Gegenteil der Fall: Die Teuerungsspirale dreht sich weiter. Die Verbraucherpreise legten im August um durchschnittlich 5,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat zu. Im Juli hatte die Rate noch bei 5,1 Prozent gelegen.
Was die Regierung außer der öffentlichen Anprangerung gegen steigende Preise unternehmen kann, ist unklar. Sie hofft aber nun, dass bei den früher als vorgesehen startenden Verhandlungen zwischen Produzenten und Supermärkten eine Einigung erzielt wird, dank der die Preise von 5.000 Produkten im Endverkauf nicht weiter steigen, sondern eher gesenkt werden.
Auch die Branche wünscht sich was von der Regierung
Umgekehrt wünschen sich die Supermärkte ein Entgegenkommen der Regierung. Diese hat ein Gesetz verabschieden lassen, das ab 2024 die Ermäßigungen bei Sonderaktionen für Körperpflege- und Hygieneartikel auf maximal 34 Prozent begrenzt.
Das sei nicht im Interesse der Verbraucher*innen, erklärte beim Treffen mit Le Maire der Verbandsvorsitzende der Branche, Alexandre Bompard vom Konzern Carrefour: „Bisher konnte ich ein Waschmittel mit einem Rabatt von 50 oder 60 Prozent anbieten.“ Das aber sei ab Januar nicht mehr erlaubt. Darum dürfe dieses „schlechte Gesetz“, von dem in Wirklichkeit nur die drei Marktführer Henkel, Unilever und Procter & Gamble profitierten, nicht wie vorgesehen in Kraft treten, wünschen die Supermärkte in einem Schreiben an die beiden Parlamentskammern.
Im Juli 2023 waren in Frankreich die Lebensmittelpreise im Vergleich zum Vorjahr um 12,7 Prozent gestiegen. Als Folge davon sank der Verbrauch: um 7,9 Prozent im Vergleich zum Juli 2022. Es sind vor allem die Haushalte mit geringem Einkommen, die unter der Inflation leiden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Kinderbetreuung in der DDR
„Alle haben funktioniert“
Hybride Kriegsführung
Angriff auf die Lebensadern
BSW in Koalitionen
Bald an der Macht – aber mit Risiko
Dieter Bohlen als CDU-Berater
Cheri, Cheri Friedrich
Niederlage für Baschar al-Assad
Zusammenbruch in Aleppo
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag