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Frankreichs Abzug aus NigerJetzt mal ohne Waffen

Dominic Johnson
Kommentar von Dominic Johnson

Der Abzug französischer Truppen aus Niger auf dem Landweg droht zur Prozession der Schande zu werden. Warum ist Deutschland eigentlich noch dort?

Ein Konvoi französischer Militärfahrzeuge in Niamey bei Verlassen des Niger am 10. Oktober Foto: Mahamadou Hamidou/reuters

E rst Mali, dann Burkina Faso, nun also auch Niger. Frankreich zieht seine 1.400 Soldaten ab und hinterlässt einen politischen Scherbenhaufen. Nach dem Militärputsch in Niger Ende Juli hatte Frankreich ziemlich unverblümt seine westafrikanischen Verbündeten in die Spur geschickt, um eine völlig unrealistische Militärintervention gegen die Putschisten auf den Weg zu bringen – Nigeria, die Großmacht nebenan, stoppte das unausgegorene Vorhaben rechtzeitig, bevor es endgültig beschlossen werden konnte. Nigers Putschisten saßen danach umso fester im Sattel. Nun konnten antifranzösische Demonstranten fröhlich französische Einrichtungen belagern und Croissants beschlagnahmen, bis Ma­cron schließlich Einsicht zeigte und zum Abzug blies.

Es wird ein denkwürdiger Abzug. Die französischen Soldaten müssen, so heißt es in Paris, im Konvoi 1.600 Kilometer durch die Wüste nach Tschad fahren, wo sich die letzte verbliebene französische Sahel-Militärbasis befindet. Denn der normale kurze Weg aus Nigers Hauptstadt Niamey nach Süden Richtung Benin ist wegen der von den Nachbarn verfügten Grenzschließung unpassierbar, und für französische Flugzeuge ist Nigers Luftraum nur noch mit Sondergenehmigung offen. Der lange Landweg nach Tschad wird nun voraussichtlich eine Prozession der Schande, am Ende sogar durch unsicheres Boko-Haram-Gebiet.

Die rund 100 Soldaten Deutschlands bleiben noch in Niger, aber wozu, das ist unklar. Es rächt sich nun, dass die Beziehungen Europas zu den Sahelstaaten in den vergangenen Jahren militarisiert wurden und Vorhaben der Entwicklungspolitik immer stärker mit der militärischen Präsenz verquickt worden sind.

Können Paris und Berlin nicht auch ohne eigene Soldaten korrekte Beziehungen zu den Regierungen in Bamako, Ouagadougou und Niamey unterhalten? Wenn die Sahelregion wirklich so wichtig für Europas Sicherheit ist, wie in den Begründungen für die Truppenentsendung immer behauptet wurde, dann muss man auch mit den neuen Militärregierungen zusammenarbeiten.

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Dominic Johnson
Ressortleiter Ausland
Seit 2011 Co-Leiter des taz-Auslandsressorts und seit 1990 Afrikaredakteur der taz.
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