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Fragen und Antworten zur CoronapandemieNach der Welle ist vor der Welle

Die Covid-Neuinfektionen sinken derzeit. Aber was erwartet uns im Herbst? Ein paar Antworten auf die derzeit drängendsten Fragen.

Die Maske als unverzichtbares Accessoire – weiterhin nur in der U-Bahn? Foto: Anja Lehmann/Ostkreuz

Wo stehen wir in Deutschland mit Corona?

Die Sommerwelle scheint abzuflauen. Das spiegelt sich in den Zahlen der Neuinfektionen, die schon seit zwei Wochen sinken. Auch in den Krankenhäusern sieht es so aus, als ob weniger Patienten wegen Covid eingeliefert werden, wobei endgültige Informationen dazu noch nicht vorliegen. Dazu passt aber, dass das Robert-Koch-Institut aktuell einen R-Wert von unter 1 angibt. Die Zahl der Todesfälle steigt derzeit noch leicht, könnte, wenn sich die anderen Trends bestätigen, aber wieder abnehmen.

Damit wäre die insgesamt sechste – oder, je nach Zählweise, siebte – Welle vorbei und vergleichsweise glimpflich verlaufen. Allerdings hat sich bislang gezeigt: Nach der Welle ist vor der Welle. ExpertInnen gehen davon aus, dass auch eine Winterwelle nicht die letzte sein wird.

Wie wird der Winter?

Es kommt in erster Linie darauf an, welche Variante von Sars-CoV-2 sich in der kalten Jahreszeit ausbreitet. Sollte sich eine weitere Omikron-Mutante durchsetzen, die ähnliche Krankheitsverläufe verursacht wie BA.5, dann wird Modellen zufolge zwar eine weitere Coronawelle durchs Land gehen. Aber das Gesundheitssystem wird mit wenigen Maßnahmen vor der Überlastung geschützt sein.

Anders sieht es aus, wenn ein verschärftes Omikron oder eine neue, sehr krankmachende Variante ins Spiel kommt: Nach aktuellen Berechnungen kann es dann binnen Wochen zu katastrophalen Zuständen in den Kliniken und sehr vielen Todesfällen kommen. Das ließe sich nur durch umfangreiche Maßnahmen verhindern.

Brauche ich eine vierte Impfung?

Eine vierte Impfung schadet wahrscheinlich nicht. Nützen wird sie nur, wenn das Immunsystem infolge hohen Alters oder anderer gesundheitlicher Vorbelastungen eingeschränkt ist und noch nicht gut geschützt. Bei Gesunden mit gutem Impfschutz fängt das Immunsystem einen zweiten Booster ab, bevor er überhaupt wirken kann. Entsprechend empfiehlt die Ständige Impfkommission am Robert-Koch-Institut eine vierte Dosis nur für mehr als 70-Jährige und für andere Menschen mit erhöhtem Risiko.

Wichtig: Was für die vierte Dosis als zweiten Booster gilt, gilt in keiner Weise für die dritte Impfdosis, die bisher als erster Booster bezeichnet wurde. „Viele Studien, auch unsere eigenen, zeigen ganz deutlich, dass die dritte Impfung auch bei Jüngeren ein Muss ist, um länger anhaltende Immunantworten zu induzieren“, sagt Andreas Thiel vom Berlin Institute of Health. Nur dreifach geimpft heißt daher vollständig geimpft.

Wann kommt der nächste Impfstoff?

Pfizer und Biontech haben die Zulassungsstudien für einen Omikron-Impfstoff bereit bei der europäischen Zulassungsbehörde eingereicht. Wann die Zulassung erfolgt, steht noch nicht fest. Nach Angaben der Europäischen Arzneimittelbehörde EMA wird eine Zulassung aber im September angestrebt – also vor dem Herbst und Winter.

Wie groß ist derzeit das Risiko, an Long Covid zu erkranken?

Eine Analyse aus Großbritannien hat gezeigt, dass das Risiko für Long Covid nach einer Infektion mit den Omikron-Varianten geringer ist, als es bei Delta der Fall war. Trotzdem bleibt das absolute Risiko vermutlich hoch. Schätzungen gehen davon aus, dass etwa ein Drittel der Delta-PatientInnen längerfristige gesundheitliche Probleme hatte, viele sind bis heute nicht gesund. Vollständig Geimpfte haben nach derzeitigem Kenntnisstand ein deutlich geringeres Risiko, an Long Covid zu erkranken.

Was steckt hinter dem Post-Vac-Syndrom?

Zu einer sehr seltenen, aber dennoch möglichen Nebenwirkung der Impfungen gehört ein Krankheitsbild, das praktisch identisch mit Long Covid ist, sich also in Erschöpfung, Konzentrationsschwächen, Kopfschmerzen und anderen Symptomen äußert. Das Risiko dafür liegt ersten Schätzungen zufolge bei 0,01 bis 0,02 Prozent.

Fachleute vermuten, dass dahinter ein ganz ähnlicher Mechanismus steckt wie bei der Infektion: Das Virusprotein aus dem Impfstoff triggert eine Fehlreaktion der körpereigenen Abwehr. Ein Risikofaktor für eine solche Fehlreaktion könnten zum Teil unerkannte Krankheiten wie Morbus Crohn oder eine Glutenunverträglichkeit sein. Zugleich ist aber völlig klar: Das Risiko, ungeimpft an Long Covid zu erkranken, ist sehr viel höher als das Risiko der Impfkomplikation.

Wird man irgendwann immun gegen Covid?

Virusbedingte Atemwegsinfektionen erzeugen in der Regel keine dauerhafte und auch keine vollständige Immunität. Der Körper lernt durch Impfungen und Infektionen jedoch nach und nach, besser mit dem Virus und seinen näheren Verwandten umzugehen. Das gilt zumindest für Corona und nach bisherigem Stand des Wissens.

Wie gut dreifach Geimpfte in zwei Jahren noch geschützt sind, ist aber genauso wenig bekannt wie der Schutzstatus von Menschen, die ungeimpft sind und mehrere Coronainfektionen überstanden haben. Allerdings steht fest, dass eine Infektion nicht so gut und lang anhaltend schützt wie eine Impfung.

Warum wird derzeit so heftig über die Quarantänepflicht diskutiert?

Bislang müssen sich nachweislich Infizierte zu Hause separieren, bis sie freigetestet sind. Der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Andreas Gassen, hatte zuletzt jedoch gefordert, die Quarantänepflicht abzuschaffen. Wer infiziert ist, aber keine Symptome hat, soll nach Gassens Ansicht normal zu Arbeit gehen können.

MedizinerInnen warnen jedoch davor, die Konsequenzen zu unterschätzen – insbesondere in den Krankenhäusern, die aufgrund der Quarantäne zwar selbst unter erheblichem Personalmangel leiden und deshalb noch immer Operationen verschieben müssen. Andererseits sind hier auch besonders viele Menschen durch das Virus gefährdet.

„Wenn wir jetzt sagen, dass jeder wiederkommen kann, wenn er sich gut fühlt, werden wir auch mehr Infektionen bei Patienten oder Mitarbeitenden in den Kliniken sehen“, sagt Stefan Kluge, Leiter der Intensivmedizin am Hamburger Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. Ob man diese Infektionen letztlich in Kauf nehmen wolle, sei sehr schwer abzuwägen. „Und: Im Herbst und Winter wird es sicher nicht besser.“

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12 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Endlich hat es unseren Gesundheitsminister auch erwischt: trotz ständig Maske, 4facher Impfung und Übervorsicht. Niemand kann diesem Virus entkommen. Der ganze Aufwand der Maßnahmen lohnt nicht sondern schadet mittlerweile nur noch. Hoffentlich sieht der Mann das jetzt als einer der letzten ein … den FDP-Buschmann muss er nur noch anstecken, der ist ja trotz liberalem Parteibuch ähnlich ängstlich.

    • @Taztui:

      "Endlich hat es unseren Gesundheitsminister auch erwischt"



      Sie freuen sich darüber, dass sich jemand mit einer Krankheit infiziert hat die potentiell auch zu schweren Langzeitschäden und Tod führen kann?



      "Der ganze Aufwand der Maßnahmen lohnt nicht"



      Und woran bemessen sie dass sich Seuchenschutzmaßnahmen lohnen? Wieviel BIP sind 10.000 Tote wert? Tagesaktuell haben wir trotz aufwändiger Maßnahmen über 144.000 Tote durch Corona zu verzeichnen. Wieviele wären es ohne Maßnahmen? Und wieviele sollen es noch werden?

  • Tz, tz neuerdings lauter Querdenker unter den Leserbriefschreibern, erschreckend. Höchste Zeit wieder mal für Peitsche statt Zuckerbrot - gell Frau Zinkert?

  • Ich leide auch seit über einem Jahr unter den Nebenwirkurgen meiner 2. Impfung. Keine medizinische Hilfe bisher erhalten, das post vac Syndrom ist zu komplex für niedergelassene Ärzte und vor allem bis vor kurze ein Tabu-Wort. Ich war eine gesunde Person, aktiv, mit viel Energie, ohne Vorerkrankungen. Jetzt bin ich ein Wrack.



    Es ist Zeit, dass wir über das Problem reden. Es ist Zeit, dass wir Betroffenen gezählt werden. Und, dass es endlich Forschung und medizinische Hilfe für die Betroffenen gibt. Wir haben uns impfen lassen weil wir solidarisch sein wollten. Wer ist jetzt solidarisch mit uns?

    • @Eli_67:

      "Wer ist jetzt solidarisch mit uns?"



      Laut Ärzteblattt wurden zwei Anlaufstellen eingerichtet, am Uniklinikum Marburg und an der Cahrité Berlin. Da Post-Vac nur in 0,02% der Fälle auftritt und die Symptome wohl sehr heterogen sind steht man dort wohl noch sehr am Anfang. Bislang haben sich dort wohl etwa 1800 Menschen gemeldet.



      www.aerzteblatt.de...olgen-nach-Impfung

  • Dass der Verweis auf die zu überdenkende Quarantänepflicht wieder alleine mit dem Extrembeispiel Krankenhaus diskutiert wird, ist unzureichend.

    Im Krankenhaus gelten ohnehin separate Regelungen und Vorschriften. Die Diskussion darüber sollte nicht dazu führen, die im Alltag mittlerweile mehr Nachteile als Vorteile bringende, verpflichtende(!) Quarantäne aufzuheben.

  • 3x geimpft, einmal im Sommer infiziert mint zwei Tagen leicht erhöhter Temperatur, ein paar Tagen Halskratzen und etwa 5 Tagen verschnürt. Ich fühle mich für den Winter bestens gewappnet.

    Wenn nicht mit Jahresanfang eine neue Supermutante kommt, sehe ich vor Herbst '23 keinen Grund für eine weitere Impfung.

  • "Allerdings steht fest, dass eine Infektion nicht so gut und lang anhaltend schützt wie eine Impfung."



    Das ist so absolut nicht korrekt. Es gibt durchaus einige seriöse Studien, die zumindest für die Kombination von Impfung und Infektion einen langanhaltenden Schutz prognostizieren.



    Die 90-Tage Frist im neuen Entwurf des Infektionsschutzgesetzes für "frisch geimpft" oder "frisch genesen" orientiert sich daher nicht unbedingt an den wissenschaftlichen Erkenntnissen.

    • @J_CGN:

      Also sollen sich die Menschen eben neben der Impfung auch alle eine Infektion abholen um dann einen langanhaltenden Schutz vor einer weiteren Infektion zu haben? Dumm nur, dass dieser Weg für allzu viele eben auch zu Tod oder Invalidität führt.

      • @Ingo Bernable:

        Die Chance an Omikron zu sterben ist sehr gering, nach Impfung fast unmöglich. Da holen Sie sich eher einen anderem Keim oder Virus, wenn Sie sowas vorhaben. Sie dürfen den Panik-Modus jetzt langsam verlassen, auch wenn es schwer fällt. Es gibt andere Gefahren, die da draussen lauern. Zum Beispiel: Nicht wenige Menschen werden diesen Winter erfrieren ...

        • @Taztui:

          "Die Chance an Omikron zu sterben ist sehr gering"



          Letzte Woche hatten wir 862 Corona-Tote, mutmaßlich durch Omikron, demgegenüber waren es vor einem Jahr 'nur' 123 Tote. Und ich würde es eher nicht als Grund zur Entwarnung sehen wenn man feststellt, dass das Virus immer noch jede Woche das Äquivalent der Bevölkerung einer kleinen Gemeinde ausradiert.



          Und einfach zu ignorieren, dass wir inzwischen eine wohl sechs- bis siebenstellige Zahl an Geschädigten durch Post-Covid, das von der Verlaufsschwere unabhängig auftreten kann, haben deren langfristige Genesungsaussichten noch immer nicht absehbar, aber keinesfalls gewiss sind, halte ich auch nicht für besonders klug.



          Auf diese Fakten hinzuweisen und entsprechendes Verhalten und entsprechende Maßnahmen einzufordern ist kein "Panik-Modus" wie sie - doch eher polemisch - schreiben, sondern das Beharren auf einem noch immer ungelösten Problem, auch wenn sich der Fokus der medialen und politischen Aufmerksamkeit inzwischen zu neueren Themen verlagert hat.



          "Nicht wenige Menschen werden diesen Winter erfrieren ..."



          Davon gehe ich nicht aus, auch wenn es für Alle heftig teuer wird, viele wohl frösteln und einige auch frieren werden; erfrieren wird niemand müssen.

  • Freunde, ich würde mir unabhängigere Berichterstattung wünschen, die Satzbausteine kenne ich doch.



    Mir persönlich reichten zwei Impfungen, danach Impfschaden bis heute, inklusive monatelangen Gaslightings vom Hausarzt bis zur Notaufnahme. Über ein Jahr her und ich erhole mich nicht, es wird eher schlimmer. Ich bin 35 und habe plötzlich die Konstitution eines 80-Jährigen. Keine Vorerkrankungen.



    Bis mindestens Ende Mai noch immer kein Corona gehabt, kriegt man aber auch schlecht wenn man monatelang nur noch für Arztbesuche aus dem Haus kommt. Die zweite



    Lungenärztin hat nun doch mal Verdacht auf post vac gestellt, aber die gesamte Ärzteschaft hat die Hosen zu voll, um es zu diagnostizieren. Darf auf einen Termin in der einzigen post-vac-Ambulanz Deutschlands warten, wenn ich Glück habe, bekomme ich einen Termin MITTE NÄCHSTEN JAHRES. Solang darf ich mit einer chronifizierenden, sich verschlimmernden Erkrankung, ohne jegliche medizinische Hilfe warten und kann zugucken, wie mein Körper zerfällt. Hätte so etwas niemals für möglich gehalten.