Forderung nach Diesel-Fahrverboten: Barbara Hendricks blitzt ab
Nicht nur der CSU-Verkehrsminister fällt der Umweltministerin in den Rücken. Auch ihr eigener Parteichef will keine Fahrverbote.
„Neue Möglichkeiten für Fahrverbote zu schaffen, halten wir für nicht zielführend“, sagte Dobrindts Sprecher Sebastian Hille auf taz-Anfrage. „Schon heute haben Städte, die Möglichkeit, Fahrverbote zu erlassen.“ Das Umweltministerium erklärte hingegen, viele Länder und Kommunen hätten eine neue Rechtsgrundlage gefordert.
Das bestätigt das Verkehrsministerium in Baden-Württemberg. Die bisher strengste grüne Plakette biete keinen ausreichenden Schutz, weil diese auch Dieselfahrzeuge mit hohem Stickoxidausstoß erhalten. Und der von Dobrindt in einem Schreiben geäußerte Vorschlag, alle Fahrzeuge in der Umweltzone zu verbieten und dann Ausnahmen zu definieren, sei nicht praktikabel. „Eine solche Regelung wäre kaum zu kontrollieren“, sagte Ministeriumssprecher Edgar Neumann. Denn solange es keine neue Plakette gibt, seien Motorart und Schadstoffwerte nur durch Überprüfung der Fahrzeugpapiere zu ermitteln.
Hendricks will das ändern, indem graue und weiße Plaketten für Fahrzeuge mit niedrigem Stickoxidausstoß eingeführt werden. Kommunen könnten dann eigenständig über dauerhafte oder temporäre, örtlich begrenzte Verbote für andere Fahrzeuge entscheiden.
Echte Unterstützung findet die Bundesumweltministerin aber nicht einmal bei ihrem eigenen Parteichef. Zwar sagte Sigmar Gabriel am Montag, er unterstütze es, „alles dafür zu tun, dass Stickoxide in den Städten reduziert werden“. Allerdings erklärte der Bundeswirtschaftsminister auch, er halte es für sinnvoller, in den Innenstädten zunächst mehr für den ÖPNV zu tun. „Mit so etwas mal loszulegen, würde zeigen, wir können mehr, als jedes Jahr über ein neues Verbot zu diskutieren“, sagte Gabriel.
Der politische Streit hat einen ernsten Hintergrund: Stickoxid reizt die Atemwege und führt zu Kreislauferkrankungen. In 80 deutschen Städten waren die Grenzwerte im letzten Jahr teils deutlich überschritten. Die EU hat darum bereits ein Verfahren gegen Deutschland eingeleitet; mehrere Gerichte haben von Kommunen wirksamen Maßnahmen verlangt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
James Bridle bekommt Preis aberkannt
Boykottieren und boykottiert werden
Krise der Linke
Drei Silberlocken für ein Halleluja
Die Wahrheit
Der erste Schnee
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Biden genehmigt Lieferung von Antipersonenminen