Forderung beim Grünen-Parteitag: EZB soll normal werden
Die Grünen aus Münster wollen die Finanzmärkte entmachten. EU-Parlamentarier Giegold befürwortet eine „modifizierte Übernahme“ des Antrags.

Die Idee: Die EZB soll immer dann eingreifen, wenn die Zinsen für einzelne Euroländer in unbezahlbare Höhen schießen, weil die Finanzanleger diese Staaten als unsicher einstufen. Die „Disziplinierung durch die Finanzmärkte“ soll also beendet werden. Denn es sei „wirtschaftsschädlich, unfair, unsozial und undemokratisch“, hohe Zinsen als Druckmittel gegen Staaten einzusetzen.
Die Münsteraner wollen daher das grüne Grundsatzprogramm unter anderem um folgenden Satz ausbauen: „Um Staatsanleihen aller Mitgliedstaaten zu sicheren Anlagen zu machen und die Zinsunterschiede gering zu halten, muss es der EZB, so wie es bei praktisch allen Notenbanken der Welt ist, erlaubt sein, die Rolle des Kreditgebers der letzten Instanz (‚Lender of Last Resort‘) einzunehmen.“
Der grüne Europaabgeordnete Sven Giegold findet diese Formulierung „nicht besonders sinnvoll“. Denn die Münsteraner würden doch nur die Realität beschreiben. „Faktisch hat die EZB die Zinsen für alle Eurostaaten längst nach unten gedrückt, um den Euro zusammenzuhalten.“
Münsteraner sind an Kompromiss interessiert
Auch sei es nicht klug, der EZB nahezulegen, dass sie den Ländern unter allen Umständen beispringen soll: „Die Mitgliedstaaten müssen eine halbwegs vernünftige Fiskalpolitik machen. Es kann nicht sein, dass sich Länder verschulden, bis die Ärztin kommt – und die Zentralbank dann die Staatsanleihen aufkaufen soll.“
Giegold plädiert daher für eine „modifizierte Übernahme“ des Antrags. Die Münsteraner sind an einem Kompromiss interessiert; jetzt wird nach einer einvernehmlichen Formulierung gesucht.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Werben um Wechselwähler*innen
Grüne entdecken Gefahr von Links
Kanzler Olaf Scholz über Bundestagswahl
„Es darf keine Mehrheit von Union und AfD geben“
Weltpolitik in Zeiten von Donald Trump
Schlechte Deals zu machen will gelernt sein
Berlinale-Rückblick
Verleugnung der Gegenwart
Einführung einer Milliardärssteuer
Lobbyarbeit gegen Steuergerechtigkeit
Nichtwähler*innen
Ohne Stimme