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Foodtrends im neuen JahrWeniger Dubai und mehr Malaga wagen!

Unser Kolumnist wirft einen Blick auf Trendprognosen rund ums Essen und Trinken. Und hat drei große kulinarische Wünsche für 2025.

Im Trend: black Tahini, eine schwarze Variante der Sesampaste Tahini

F ood-Trendscout zu sein ist bisweilen hartes Brot, aber immerhin ist es aus rechtsdrehendem Sauerteig. Blickt man auf den neuesten „Food Report“, hatte auch Deutschlands führende Expertin Hanni Rützler schwer zu kauen. „Food Trends sind keine statischen Phänomene“, steht dort, doch bevor man „Häh, klar sind sie nicht statisch, das ist ja genau das Wesen von Trends“ antworten kann, führt Rützler weiter aus: „Sie befinden sich in einer permanenten Evolutionsschleife, verstärken oder präzisieren sich, stagnieren oder werden schwächer.“

Nachdenkliche Metaworte, die wohl ein wenig entschuldigen sollen, dass viele der von Rützler für 2025 ausgemachten Großtrends so ähnlich auch in früheren Food Reports vorkamen – ob Plant-based Meat, Zero Waste, Circular Food oder Regenerative Landwirtschaft. Als Großtrends für die Gastronomie in 2025 nennt Rützler zudem „Pure Prioriäten“ (Reduktion auf eine authentische und nachhaltig geprägte Wirtshauskultur) sowie „Dynamic Change“ (die Bedürfnisse der Gäste werden variabler, Wein und Fleisch weniger wichtig).

Dagegen ist die Vorhersage der US-amerikanischen Hotelmarke Kimpton erfrischend konkret. Prophezeit werden hier unter anderem: eine schwarze Variante der Sesampaste Tahini, die in Nudeln, Eiscreme und sogar in Cocktails ihren Platz finden soll; neue Chili-Crunch-Varianten mit Beigaben wie Fenchelsamen oder Mandeln; gepökeltes Eigelb, eine Umami-Bombe aus der chinesischen Küche.

Auch Bacardi hat den Trendbericht als Marketingtool erkannt, bleibt in seiner Cocktailkultur-Prognose aber eher wässrig. So soll es etwa beim „In-The-Know Imbibing“ um die „If you know, you know“-Momente gehen. Aha. Etwas klarer sind die „Savory Serves“, Cocktails mit würzigen Zutaten – wofür es in der Wochentaz bereits im März 2023 einige Rezepte gab. Tja!

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Ich selbst wage dieses Mal keine Vorhersagen, habe aber drei Wünsche für 2025:

1. Lautes Stimmengewirr in ästhetisch bedingt kahlen Räumen – wenige Orte haben so eine miese Akustik wie Restaurants. Dabei wäre eine geschmackvolle und schallschluckende Einrichtung möglich. Und „leise“ hat garantiert eine große Zielgruppe. Liebe Wirt:innen, wir wollen Restful Restaurants.

2. So sehr ich Pistazien liebe, bitte gönnt meinen kleinen grünen Freunden eine Pause. Some Dubai Demure would be very mindful.

3. Über achtsame Doppelnamen-Eissorten (Holunder-Gurke) wurde genug geredet, wir sind bereit für das Comeback eines BRD-der-80er-Jahre-Stars: Malaga! Quietschgelb, überzuckert und ungesund, mit Ei, Dessertwein und Rosinen – möge 2025 der Sommer der Malaga Memories werden.

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Michael Brake
wochentaz
Jahrgang 1980, lebt in Berlin und ist Redakteur der Wochentaz und dort vor allem für die Genussseite zuständig. Schreibt Kolumnen, Rezensionen und Alltagsbeobachtungen im Feld zwischen Popkultur, Trends, Internet, Berlin, Sport, Essen und Tieren.
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1 Kommentar

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  • Ich schließe mich den Wünschen des Kolumnisten vorbehaltlos an.



    Ein lautes Restaurant kann kein gutes Restaurant sein - wenn man schon Kopfweh vom Krach bekommt, kann man auch zur falschen Uhrzeit in der Kantine essen, da ist es wenigstens billiger.



    Pistazieneis ist lecker, aber Dubaischokolade? Wer zu viel Geld hat, soll sie sich kaufen, da bleibt mehr reine dunkle Zartbitterschokolade für mich.



    Malagaeis, schon beim Gedanken daran geht es mir wieder gut, und am besten noch mit warmer Himbeersoße :-)