Corona setzt Paare unter Stress

Nicht immer während der Pandemie machen Frauen mehr Familienarbeit. Manchmal packen auch Väter mehr an. Aber das passiert nach wie vor selten, zeigt eine neue Befragung von 3.000 TeilnehmerInnen

Von Barbara Dribbusch

Die These, dass in Coronazeiten angeblich viele Paare wieder in traditionelle Muster fallen, dass also Frauen die allermeiste Haus- und Familienarbeit leisten, machte in den letzten Monaten die Runde. Eine Befragung von 3.000 StudienteilnehmerInnen kommt jetzt zu einem differenzierten Ergebnis. Die Befürchtung, dass die Coronakrise zu einem Rückfall in alte Rollenmustern führe, sei „weitgehend unbegründet“, erklärte in einer Mitteilung Karsten Hank von der Universität Köln, die gemeinsam mit der Universität Duisburg-Essen an der Studie beteiligt war.

Betrachtet man die Veränderungen innerhalb von Paarbeziehungen durch die Corona­krise, so finden sich in der Studie etwa gleich große Anteile an Paaren, nämlich etwa 20 Prozent, bei denen der relative Beitrag der Frau an der Hausarbeit und Kinderbetreuung wegen Corona gestiegen oder gesunken ist.

Laut den Daten, die im Journal of Familiy Research veröffentlicht wurden, hatten sich allerdings schon vor Corona bei 60 Prozent der befragten Paare vor allem die Frauen um Hausarbeit und Kinderbetreuung gekümmert – und daran hat sich wenig geändert. Der Anteil der Paare, in denen der Mann die Hauptverantwortung für Haushalt und Kinder trägt, ist zwar im Vergleich zu vorher gestiegen, bleibt aber mit 5 bis 7 Prozent aller Paare weiterhin sehr klein.

25 bis 30 Prozent der Frauen, die sich Haus- und Familienarbeit vorher gleichberechtigt mit dem Mann teilten, übernahmen in der Coronakrise dafür die Hauptverantwortung – dies spricht schon für eine Retraditionalisierung gerade bei vergleichsweise progressiven Paaren. Frühere Befragungen vom WZB-Institut in Berlin ergaben, dass Mütter häufiger als Väter ihre Arbeitszeit während Corona reduzierten.

Wenn der Mann allerdings weniger arbeitete und demzufolge mehr zu Hause war, ­mussten die Frauen laut der Kölner Studie zu Hause weniger ackern. Das bedeutete aber nur selten einen tatsächlichen Rollentausch. Denn wenn männliche Partner ihren Anteil an Haus- und Familienarbeit gesteigert haben, geschah dies meist nur bis zum „Schwellenwert einer gleichgewichtigen Arbeitsteilung“, heißt es in der Mitteilung zur Studie.

Einiges hängt von der Entwicklung des Arbeitsmarktes ab. Eine Erhebung des arbeitgebernahen IW-Instituts zeigte, dass vor allem Männer von Kurzarbeit betroffen sind, weil sie in Industriebranchen arbeiten. Es sind laut Statistik der Bundesagentur für Arbeit zudem etwas mehr Frauen als Männer in sogenannten systemrelevanten Berufen zum Beispiel im Gesundheits- und Erziehungsbereich tätig, was eine außerhäusige Tätigkeit erfordert. Durch den Lockdown im Einzelhandel und in der Gastronomie waren aber vor allem Frauen betroffen, viele Frauen verloren ihre Mini­jobs. Die häusliche und fami­liä­re Arbeitsteilung der Paare sei „sehr unterschiedlich“, heißt es in der Mitteilung zur Studie.