Folgen des Ukrainekriegs: 220.000 Geflüchtete in Deutschland
Die UN-Flüchtlingshilfe zählt insgesamt zehn Millionen Geflüchtete. Innenministerin Faeser verspricht Schutz vor Menschenhändlern und Sexualstraftätern.
Die Zahl der in Deutschland registrierten Flüchtlinge übersteigt inzwischen die Marke von 220.000. Nach Angaben des Bundesinnenministeriums waren bis zum Sonntag exakt 218.301 Kriegsflüchtlinge registriert worden. Tatsächlich dürften wesentlich mehr Menschen die Bundesrepublik erreicht haben, denn erfasst werden nur Geflüchtete, die von der Bundespolizei angetroffen werden.
Die Verteilung der Kriegsflüchtlinge funktioniert aus Sicht des Deutschen Städtetags noch immer nicht richtig. Städte, die sehr viele Flüchtlinge aus der Ukraine aufgenommen hätten, brauchten dringend Entlastung, sagte Hauptgeschäftsführer Helmut Dedy. Es dürfe nicht sein, dass Großstädte an Verkehrsknotenpunkten eine ganz außergewöhnliche Herausforderung zu stemmen hätten, während in anderen Kommunen Kapazitäten frei seien oder geschaffen werden könnten.
Geflüchtete sollten nach Dedys Auffassung an den Grenzen und in Erstaufnahmeeinrichtungen registriert werden. Da viele der Flüchtlinge biometrische Pässe hätten, sollte zudem geprüft werden, ob eine erkennungsdienstliche Behandlung wirklich in jedem Fall notwendig sei.
Zudem müssten bei der Verteilung der Geflüchteten nach dem Königsteiner Schlüssel auch Menschen berücksichtigt werden, die nicht mit angemeldeten Bus- und Zugreisen kämen. Mit dem Königsteiner Schlüssel wird auf Basis von Bevölkerungszahl und Steuereinnahmen festgelegt, wie viele Schutzsuchende ein Bundesland aufnehmen muss.
Um eine Überlastung einzelner Länder zu verhindern, koordiniere der Bund die über das Bundesamt für Güterverkehr abrufbaren Züge und Busse entsprechend, teilte eine Sprecherin des Bundesinnenministeriums mit. Eine Verteilung finde „nur bei Personen statt, die nicht bereits anderweitig untergekommen sind“.
Polizei kontrolliert an Bahnhöfen
Innenministerin Nancy Faeser (SPD) will in Deutschland ankommende Frauen aus der Ukraine durch eine hohe Polizeipräsenz vor Übergriffen von Menschenhändlern und Sexualstraftätern schützen. „Jeder, der es versucht, die Not der Geflüchteten auszunutzen, sollte wissen: Auf solche Taten reagieren wir mit aller Härte des Gesetzes“, sagte Faeser der Bild am Sonntag. Niemand dürfe das Leid der Flüchtlinge missbrauchen.
Es gebe daher massive Polizeipräsenz an den Bahnhöfen, „in Uniform und in Zivil“. Die Bundespolizei erteilte bereits mehrere Platzverweise, unter den Verdächtigen waren auch vorbestrafte Sexualtäter.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Ungerechtigkeit in Deutschland
Her mit dem schönen Leben!
Verkauf von E-Autos
Die Antriebswende braucht mehr Schwung
Warnstreiks bei VW
Der Vorstand ist schuld
Zuschuss zum Führerschein?
Wenn Freiheit vier Räder braucht
Neuer Generalsekretär
Stures Weiter-so bei der FDP
Die HTS in Syrien
Vom Islamismus zur führenden Rebellengruppe