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UNHCR-Bericht zu FlüchtlingsbewegungenRund 7 Millionen Menschen mehr

Der UNHCR-Bericht 2021 zeigt, dass Flucht meist eine Folge bewaffneter Konflikte bleibt. Mehr als 100 Millionen sind weltweit auf der Flucht.

Der neue UNHCR-Bericht zeigt: 42 Prozent aller Vertriebenen weltweit sind minderjährig Foto: reuters

Berlin taz | Die Zahl hatte erschütternden Symbolwert: Schon am 23. Mai berichtete der UNHCR, dass die Zahl der Vertriebenen auf der Welt erstmals die Schwelle von 100 Millionen überschritten hat. Vor allem Russlands Überfall auf die Ukraine hat den Wert zuletzt deutlich nach oben getrieben. Aber auch ohne den Krieg in der Ukraine zählten die UN in ihrem am Donnerstag veröffentlichen Jahresbericht bis Ende 2021 insgesamt 89,3 Millionen Menschen, die wegen Verfolgung, Krieg oder Gewalt den Ort verlassen mussten, an dem sie lebten. Das waren rund 7 Millionen mehr als ein Jahr zuvor – und etwa doppelt so viele wie vor zehn Jahren.

Foto: taz-grafik/infotext-berlin.de

42 Prozent aller Vertriebenen weltweit sind minderjährig. Die weitaus meisten, nämlich 53,2 Millionen, suchen Zuflucht in anderen Teilen des eigenen Landes. Drei Viertel aller ins Ausland Vertriebenen bleiben in einem Nachbarstaat. Arme und Schwellenländer tragen somit auch weiter die Hauptlast dieser Flüchtlingsbewegungen: Sie nehmen weltweit etwa vier von fünf Flüchtlingen auf.

Flucht bleibt in allererster Linie eine Folge bewaffneter Konflikte. Vor allem im Sahel, Zentral- und Ostafrika sowie den Krisenstaaten Syrien, Afghanistan, Jemen und Myanmar wurden im Laufe des Jahres 2021 jeweils zwischen 100.000 und einer Million Menschen neu vertrieben.

Von den rund 30 Millionen Menschen, die ihr Land bis Ende 2021 verlassen mussten, stammen zwei Drittel aus nur fünf Staaten: Syrien, Venezuela, Afghanistan, Südsudan und Myanmar. 2021 sei auffällig wegen der „schieren Anzahl bestehender Konflikte, die eskalierten, und neuer Konflikte, die aufflammten“, heißt es im UN-Bericht – und die Ukraine­krise kam noch hinzu.

„In den letzten zehn Jahren sind die Zahlen jedes Jahr gestiegen,“ sagte der UN-Flüchtlingskommissar Filippo Grandi. „Was als Nächstes kommt, liegt in unserer Hand. Entweder wir ergreifen Maßnahmen, um dieser menschlichen Verzweiflung zu begegnen und dauerhafte Lösungen zu finden, oder wir sehen weiter neuen, schrecklichen Meilensteinen entgegen.“

Der UNHCR rief die Industriestaaten dazu auf, Aufnahmeplätze bereitzustellen. Besonderen Bedarf an Umsiedlung aus humanitären Gründen haben demnach aktuell rund 1,6 Millionen Menschen. Tatsächlich aufgenommen haben Industriestaaten im Zuge von UN-Umsiedlungsprogrammen im vergangenen Jahr 57.500 Menschen.

42 Prozent aller Vertriebenen weltweit sind minderjährig. Die weitaus meisten, nämlich 53,2 Millionen, suchen Zuflucht in anderen Teilen des eigenen Landes.

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1 Kommentar

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  • "Angesichts steigender Preise und einer drohenden Knappheit bei Lebensmitteln in Ägypten stellt die Europäische Union dem Land 100 Millionen Euro zur Verfügung. Das Geld solle Bauern und ländlichen Unternehmen helfen, sagte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen am Mittwoch in Kairo." (Stern)

    Ägypten erhält von den USA jährlich massive Militärhilfe!

    "Erst am Dienstag hatte Washington einen massiven Waffenverkauf über 2,5 Milliarden Dollar an das Land genehmigt. Den Verkauf von Transportflugzeugen und Radarsystemen erwähnte das Ministerium in der Stellungnahme aber nicht." (Quelle: rnd)

    Von der Leyen hat Ägypten 100 Millionen Hilfe zugesagt. Rausgeschmissenes Geld!

    Außerdem sollte sich Herr Sisi mal mit der Bevölkerungsexplosion beschäftigen und wie er die sozialen Katastrophen im Land begrenzen kann.



    Ägypten kauft auch deutsche Panzer. Geht alles.



    Nur das Volk muss hungern!

    Das sind keine inneren Angelegenheiten, denn die Welt ist global vernetzt und wenn einer krumm macht, hat das auch Auswirkungen auf die anderen - Siehe Putin.