Folgen der Klimakrise in der Antarktis: Finstere Aussichten
Eine Studie aus Großbritannien warnt: Hitzewellen und Gletscherabbrüche werden häufiger. Das hat globale Auswirkungen – etwa für Küstenregionen.
Die Autor:innen fordern drastische und sofortige Maßnahmen zur Begrenzung der globalen Erderhitzung. Denn ein Zusammenhang zwischen den Extremwettersituationen und der menschengemachten Klimakrise wurde vom Weltklimarat bestätigt.
Bereits heute leidet die Antarktis unter schwerwiegenden klimatischen Veränderungen. Nie gab es weniger schwimmendes Eis rund um den Kontinent, im März 2022 wurden Temperaturen von bis zu 38,5 Grad über der lokalen Durchschnittstemperatur von minus 50 Grad gemessen und erst im Juli verschwand eine Eisfläche so groß wie Grönland.
Schon jetzt stimmt der Eisverlust in der Antarktis und Grönland mit den pessimistischsten Projektionen des Weltklimarats überein. Mit jedem Grad, um das sich die Erde weiter erhitzt, werden solche Extremereignisse in Zukunft häufiger vorkommen und sich verschlimmern, warnt das britische Forschungsteam.
Weit weg, aber doch ganz nah
Obwohl die Antarktis weit weg erscheint, betreffen die Wetterphänomene uns alle. Denn der beobachtete klimatische Wandel in der Antarktis habe „globale Konsequenzen“, sagt der leitende Studienautor Martin Siegert von der Universität Exeter. Bereits heute stammt etwa 30-mal mehr Wasser im Ozean aus der Antarktis als noch vor 30 Jahren.
Frühere Studien zeigen zudem, dass das Schmelzen von Eisflächen in Grönland und der Antarktis von 1992 bis 2020 zu einem Meeresspiegelanstieg von 2,1 Zentimetern beigetragen hat. Laut der Umweltorganisation WWF werden insbesondere in Küstenregionen im Jahr 2050 weltweit bis zu eine Milliarde Menschen von den Folgen der Eisschmelze betroffen sein. Dazu gehören auch Bewohner:innen deutscher Nordseeinseln.
Die Studien-Autor:innen fordern vehement ein Ende der fossilen Energiegewinnung. „Die Reduzierung der Treibhausgasemissionen auf Netto-Null ist unsere größte Hoffnung für den Erhalt der Antarktis“, sagt Siegert. Eine große Verantwortung sieht er bei den Unterzeichner:innen des Antarktis-Vertrags, zu denen auch Deutschland zählt. Insgesamt 48 Staaten verpflichteten sich darin unter anderem, die Antarktis als Naturreservat zu bewahren und dort keine Rohstoffe zu fördern.
Mit der fortgesetzten Nutzung fossiler Brennstoffe überall auf der Welt beeinträchtige die internationale Staatengemeinschaft die Umwelt der Antarktis jedoch so sehr, dass sie ihre Versprechen breche, kritisiert der Forscher.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Klimaneutral bis 2045?
Grünes Wachstum ist wie Abnehmenwollen durch mehr Essen
Leak zu Zwei-Klassen-Struktur beim BSW
Sahras Knechte
Friedensforscherin
„Wir können nicht so tun, als lebten wir in Frieden“
Nach Hitlergruß von Trump-Berater Bannon
Rechtspopulist Bardella sagt Rede ab
CDU-Chef Friedrich Merz
Friedrich der Mittelgroße
Wahlentscheidung
Mit dem Wahl-O-Mat auf Weltrettung