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Folge der hohen US-ZölleChinesische Firmen drücken Waren auf den deutschen Markt

Hohe Zölle erschweren Exporte aus China in die USA. Viele Waren werden zu Niedrigpreisen nach Deutschland umgeleitet, zeigt eine Studie.

Es kommt ein Container geladen: Der deutsche Markt wird mit billigen Produkten aus China geflutet Foto: Michael Turner/imago

Chinesische Waren, die wegen der hohen US-Zölle in den Vereinigten Staaten schlechter absetzbar sind, landen zu niedrigen Preisen auf dem deutschen Markt. Zu diesem Ergebnis kommt eine Analyse des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln. „Weil sich die USA stärker von China abschotten, wird Deutschland zunehmend zum Ausweichmarkt für chinesische Unternehmen“, sagt IW-Experte Jürgen Matthes.

US-Präsident Donald Trump hat hohe Zölle auf Importe aus China und vielen anderen Ländern verhängt. Mittlerweile wurden die Abgaben teilsweise herabgesetzt. Im ersten Halbjahr 2025 zeigten sie eine deutliche Wirkung: Der Studie zufolge sanken die Exporte chinesischer Waren in die USA im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 16 Prozent, die nach Deutschland stiegen um 9 Prozent. Die Preise der aus China in die Bundesrepublik gelieferten Produkte sanken um 4 Prozent. Das zeigt dem IW zufolge, „dass die chinesischen Anbieter mit Niedrigpreisen auf den deutschen Markt drängen“.

Im 2. Quartal stiegen in 1.558 Warengruppen, in denen die US-Importe aus China sanken, die deutschen Einfuhren von dort gegenüber dem Vorjahreszeitraum um mindestens 10 Prozent. Insgesamt machten diese Waren 52 Prozent der Importe aus China aus. Bei einigen Produkten sind die Importe um mehr als 100 Prozent gewachsen. So lieferten chinesische Firmen 130 Prozent mehr Hybrid-Pkw nach Deutschland und 99 Prozent weniger in die USA.

Auch bei Autoteilen stiegen die Einfuhren in die Bundesrepublik, bei Schaltgetrieben zum Beispiel um 182 Prozent, während Lieferungen in die USA um 5 Prozent sanken. Auch in der chemischen Industrie wuchsen die Importe auffällig. Die Einfuhren von Polyamiden nach Deutschland stiegen um 100 Prozent, während der Verkauf in den USA um fast 11 Prozent zurückging.

China setze deutsche Schlüsselindustrien zunehmend unter Druck, so das IW. Aufgrund großzügiger staatlicher Unterstützung und einer unterbewerteten Währung profitiere die chinesische Industrie von unfairen Wettbewerbsverzerrungen und könne zu extremen Niedrigpreisen anbieten. „Brüssel muss deshalb stärker und umfassender auf Ausgleichszölle setzen, um wieder faire Wettbewerbsbedingungen zu ermöglichen“, fordert IW-Experte Matthes.

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