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Fördergelder für Langzeitarbeitlose522 Millionen blieben im Jobcenter

Um ihre steigenden Verwaltungskosten zu decken, greifen die Jobcenter in den Fördertopf für Wiedereingliederungs-Maßnahmen – 2014 nutzten sie 15 Prozent des Geldes.

Was allein dieser Kugelschreiberhalter gekostet haben muss … Bild: dpa

DÜSSELDORF afp | Die Jobcenter der Bundesagentur für Arbeit (BA) haben im vergangenen Jahr eine halbe Milliarde Euro, die für die Förderung von Langzeitarbeitslosen vorgesehen war, zur Deckung ihrer Verwaltungskosten verwendet. Das geht nach Angaben der Grünen-Bundestagsfraktion aus einer Antwort des Bundesarbeitsministeriums hervor. Das berichtet die Rheinische Post.

Von den 3,1 Milliarden Euro, die für Wiedereingliederungsmaßnahmen bereitgestanden hätten, seien 522 Millionen Euro oder fast 15 Prozent in die Verwaltungsbudgets der Jobcenter umgeschichtet worden.

„Das ist ein neuer Negativrekord“, sagte die Grünen-Politikerin Brigitte Pothmer der Zeitung. „Die Chancen der Arbeitslosen auf eine Förderung sind 2014 nochmals gesunken.“ Das zeigten auch die „geringen Aktivierungsquoten“.

Tariflohnerhöhungen, steigende IT- und Heizkosten führten in den Jobcentern dem Bericht zufolge zu steigenden Verwaltungskosten. Das dafür vorgesehene Budget sei in den vergangenen Jahren jedoch eingefroren worden. Die Jobcenter griffen deshalb zunehmend auf den sogenannten „Eingliederungstitel“ zurück. Das sei erlaubt, weil Verwaltungs- und Eingliederungstitel gegenseitig deckungsfähig seien.

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5 Kommentare

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  • Damit sich Arbeitslosigkeit wieder lohnt - also zumindest für die in der BA, die immer noch davon überzeugt sind, einer ehrbaren Arbeit nachzugehen.

  • Da das Job-Center selbst eine große ABM-Massnahme ist, ist es auch ok, wenn sie noch mehr Geld nehmen.

  • Natürlich zerren die Jobcenter noch die Mittel auf, die eigentlich nicht dafür bestimmt sind. Aber das ist beim Jobcenter so: Die Arbeitslosen zählen nicht, die spielen keine Rolle. Und die Kosten werden auch weiterhin explodieren. Weil die Jobcenter ja alles nachrechnen, brauchen sie immer mehr Verwaltungsakte und Mitarbeiter, um sich selbst zu beschäftigten. Die interessante Frage ist eigentlich: Warum stoppt man diesen Wahnsinn nicht und führt das alte System wieder ein, es war deutlich billiger und viel besser gegen Armut geschützt?

    • @Andreas_2020:

      Ich denke, mit dem neuen System lässt sich "der alte Affe Angst" besser streuen und je nach Lage der Dinge lassen sich Einzelschicksale besser in den Abgrund steuern.

  • 522 Mill von 3,1 Mrd sind 16,8387%, also fast 17%.