Flughafenstreik in Berlin: Flieger bleiben am Boden
An den Flughäfen Tegel und Schönefeld streikte am Freitag das Bodenpersonal. Fast alle Flüge fielen aus. Viele Passagiere waren darauf vorbereitet.
Dass der geplante Kurzurlaub in Lissabon wegen des Flugausfalls noch kürzer wird, wollte der 50-Jährige aus Treptow nicht riskieren. In weiser Voraussicht habe er drei Tage vorher umgebucht, erzählte er am Freitag am Telefon – er saß schon im Zug nach München, um von dort nach Portugal zu fliegen.
Das war wohl die richtige Entscheidung, denn in Berlin ging am Freitag nichts mehr. Wegen eines Streiks des Bodenpersonals fielen an den Flughäfen nahezu alle Flüge aus. In Tegel wurden laut Flughafengesellschaft 466 Verbindungen gestrichen, in Schönefeld 204. Chaos habe es deswegen aber nicht gegeben, sagte der Sprecher der Gesellschaft, Daniel Tolksdorf. Viele Reisende seien vorab über den Streik informiert worden und gar nicht erst am Flughafen erschienen.
Die Gewerkschaft Verdi hatte die rund 2.000 Beschäftigten des Bodenpersonals zum Streik aufgerufen. Er begann am Freitag um 4 Uhr und sollte bis zum frühen Samstagmorgen dauern. Auch nach Ende der Arbeitsniederlegungen seien noch Einschränkungen zu erwarten, hieß es vonseiten der Flughafengesellschaft.
Verdi will mit dem Streik eine bessere Bezahlung durchsetzen. Die Gewerkschaft fordert innerhalb eines Jahres pro Stunde 1 Euro mehr sowie zusätzlich strukturelle Verbesserungen im Tarifvertrag. Die Arbeitgeber wollen die Gehaltserhöhung auf vier Jahre strecken. Das Bodenpersonal verdient derzeit im Schnitt etwa 11 Euro brutto pro Stunde. In einer Urabstimmung vor rund einer Woche hatten sich 98,6 Prozent der Verdi-Mitglieder für den Ausstand ausgesprochen. Im Februar hatte das Bodenpersonal schon einmal für einen halben Tag die Arbeit niedergelegt.
Besondere Vorfälle oder Streikbrecher gebe es nicht, sagte Verdi-Verhandlungsführer Enrico Rümker am Freitag. „Leider reagieren die Arbeitgeber nicht, sie sind für die Verschärfung des Konfliktes verantwortlich.“ Am Samstag werde man die Arbeit wieder aufnehmen, um der anderen Seite die Möglichkeit zu geben, einen „vernünftigen Tarifvertrag“ vorzulegen, so Rümker. Das Ende des Streiks bedeute das aber nicht automatisch. „Die Urabstimmung gibt uns das Recht, jederzeit wieder zu streiken.“
Auch die Internationale Tourismusbörse (ITB) war von dem Ausstand betroffen. Die Messe findet noch bis Sonntag statt. Ein Pressesprecher bezeichnete es gegenüber dem RBB als bedauerlich, dass just zu diesem Zeitpunkt gestreikt werde. Man habe sich aber darauf eingestellt und sei eine Kooperation mit Flixbus und der Deutschen Bahn eingegangen, damit Besucher auf andere Flughäfen ausweichen könnten.
Für den 50-Jährigen aus Treptow hat der Umweg über München auch finanzielle Nachteile: Die Kosten für das Zugticket und den Ersatzflug bekomme er nicht erstattet, berichtete er. Die Fluggesellschaften sähen sich erst ab dem Zeitpunkt zu Ersatzleistungen verpflichtet, ab dem die Gewerkschaften den Streik offiziell bekannt geben. Das hat Verdi erst am Donnerstag getan. So lange wollte der Mann mit dem Umbuchen nicht warten.
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