Flüchtlingsdrama im Mittelmeer: „Nach fünf Tagen gerettet“
Mehrere hundert Flüchtlinge sollen im Mittelmeer ertrunken sein. Eine offizielle Bestätigung gibt es nicht. Ein Überlebender erzählt.
„Wir haben keine genaue Zahl, aber es sind zwischen 200 und 300 Somalis“, sagte der Informationsminister der internationaĺ anerkannten Regierung in Somalias Hauptstadt Mogadischu gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. Das Boot habe rund 500 Menschen an Bord gehabt, davon bis zu 300 Somalis, und „fast alle“ von ihnen seien ertrunken, als das Boot kenterte. In Diskussionen unter Somalis auf sozialen Netzwerken hieß es, die meisten Toten seien somalische Studenten an Universitäten in Ägypten und Sudan gewesen.
Einem Bericht der somalischen Webseite Goobjoog News zufolge, der sich auf einen Überlebenden namens Awale Warsame beruft, waren „500 Passagiere, zumeist Somalis“, an Bord des Schiffes. „Wir mussten Holzteile vom gekenterten Boot benutzen, um über Wasser zu bleiben, bis wir gerettet wurden“, gibt die Webseite den Bericht des Überlebenden wieder.
„Wir brachen aus Ägypten, vor allem aus Alexandria, am 7. April auf. Am 12. April sank das Boot. Nach fünf Tagen wurden wir von einem philippinischen Schiff nahe einer griechischen Insel gerettet.“ Nur 23 Menschen hätten überlebt, darunter Somalis, Sudanesen, Äthiopier und Ägypter. Sie befänden sich jetzt in der Obhut der griechischen Küstenwache.
Beileidsbekundungen aus Somalia
Diese Information wurde von der somalischen Botschaft in Ägypten bestätigt, meldeten andere somalische Webseiten. Die griechischen Behörden hätten ihrerseits bestätigt, dass ein philippinischer Frachter am Samstag 175 Kilometer südlich von Griechenland 41 Schiffbrüchige geborgen habe. Sie seien am Sonntag in den südgriechischen Hafen Kalamata gebracht worden.
Somalias Regierung
Somalias Präsident Hassan Sheikh Mohamud in der Hauptstadt Mogadischu sprach in einer offiziellen Erklärung den Hinterbliebenen sein Beileid für die „fast 200“ Toten aus. „Dies ist ein wirklich schmerzhafter Tod, der uns tief berührt“, sagte der Präsident. „Diese Jugendlichen sind ein Verlust für ganz Somalia. Es ist ein großes Leid für die somalische Jugend, ihr Leben auf solchen gefährlichen Reisen zu verlieren.“
Ähnliche Erklärungen kamen von den Regierungen der abgespaltenen Republik Somaliland im Norden Somalias und der autonomen Regionen Puntland und Jubaland.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Rechte Gewalt in Görlitz
Mutmaßliche Neonazis greifen linke Aktivist*innen an
Deutungskampf nach Magdeburg
„Es wird versucht, das komplett zu leugnen“
Lohneinbußen für Volkswagen-Manager
Der Witz des VW-Vorstands
Aktionismus nach Magdeburg-Terror
Besser erst mal nachdenken
Polizeigewalt gegen Geflüchtete
An der Hamburger Hafenkante sitzt die Dienstwaffe locker
Gedenken an den Magdeburger Anschlag
Trauer und Anspannung