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Flüchtlinge im ÄrmelkanalBritische Regierung will Patrouille

Die britische Regierung will Flüchtlinge, die aus Frankreich kommen, an der Einreise hindern. Der Ärmelkanal soll überwacht werden.

Mitglieder des Grenzschutzes patrouillieren im Hafen von Dover auf einem Schlauchboot Foto: dpa

Amsterdam taz | Nach den jüngsten Boot-Überquerungen von Geflüchteten verschärft sich die Lage am Ärmelkanal: der britische Innenminister Sajid Javid beorderte an Silvester zwei Patrouillenboote der UK Border Force aus dem Mittelmeer in die vielbefahrene Straße von Dover. Künftig sollen sie die Verbindung zwischen Großbritannien und dem Festland überwachen. Mit seinem französischen Amtskollegen Christophe Castaner vereinbarte ­Javid zudem einen Aktionsplan.

Javid, der wegen der klandestinen Schiffspassagen seinen Urlaub abbrach, hatte sich zuvor gegen Grenzschutzpatrouillen gewehrt, die eher zu noch mehr Flüchtlingsbooten führen würden. Alleine über Weihnachten versuchten sich mehr als 80 Personen an der Überfahrt, die wegen Strömungen, hohen Schiffsaufkommens und winterlich kalten Wassers sehr gefährlich ist. Politiker und Anwohner äußerten ihre Sorge, dass es im Kanal zu Todesfällen kommen könnte.

Auch am Silvestermorgen erreichten zwölf Personen, die sich als Iraner ausgaben, mit einem Schlauchboot einen Strand südwestlich von Folke­stone – darunter zwei Frauen und ein zehnjähriges Kind. Sie wurden medizinisch versorgt und von der Einwanderungsbehörde befragt. Am Sonntag waren sechs Menschen per Schlauchboot in der Nähe von Dover angekommen. Auch sie gaben an, aus dem Iran zu stammen, wie die meisten der knapp 240 Migranten, die seit November die Küste der Grafschaft Kent erreichten.

Diese Zahl hängt vermutlich mit der Visapolitik der serbischen Regierung zusammen. Bis zum Oktober konnten Iraner ohne Visum einreisen. Britische Medien berichten von geschätzten 40.000 Iranern, die davon Gebrauch gemacht hätten. Rund 12.000 sollen nicht zurückgekehrt sein.

Boote als Alternative – nicht für alle

Für die Versuche, den Kanal zu überqueren, sind wohl Schleusernetzwerke verantwortlich. Iranische Geflüchtete haben die Mittel, deren Preise zu zahlen. Ein Universitätsdozent, den die französische Küstenwache zurück nach Calais brachte, berichtete der Londoner Times, er habe 3.000 Euro bezahlt, um nach England zu gelangen.

Die Mehrheit derer, die auch zwei Jahre nach der Räumung des „Jungle“ von Calais an der französischen Küste ausharren, sind mittellos und versuchen per Lkw die andere Seite zu erreichen. Die französische Polizei räumt regelmäßig kleine Camps im Umland von Calais und Dunkerque und geht auch gewaltsam vor. Kombiniert mit der immer schwierigeren Überfahrt per Lkw und dem Brexit macht auch diese Situation Boote zu einer Alternative – für jene, die sie bezahlen können.

Ungeachtet der Dynamik der letzten Wochen erscheint der Begriff der „Migrants Crisis“, den britische Politiker und Medien verwenden, ein starkes Kaliber für einige hundert Migranten, die die Überfahrt wagten. Um sie vor Ausbeutung durch Schleuser zu schützen, so Innenminister Javid, bringe man die Patrouillenboote an den Kanal.

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