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Flüchtlinge am ÄrmelkanalMit Militär und Hundestaffeln

Großbritanniens Premier Cameron macht Stimmung gegen Flüchtlinge. Nun will seine Regierung sogar die Armee am Eurotunnel einsetzen.

Verzweifelte Versuche: Flüchtlinge am Zaum zum Eurotunnel-Gelände. Foto: reuters

London taz | Die britische Regierung will am Eurotunnel zwischen Frankreich und Großbritannien Hundestaffeln der Polizei und die Armee einsetzen. Damit will die konservative Regierung auf fortgesetzte Versuche von Flüchtlingen reagieren, durch den Eurotunnel nach Großbritannien zu gelangen.

Am Freitagmorgen hatte Premier David Cameron eine Krisensitzung von Kabinett und Sicherheitsdiensten einberufen. Bereits vorher war ein neuer zwei Kilometer langer Sicherheitszaun neben den Bahnsteigen in Coquelles angekündigt worden, für den Großbritannien 10 Millionen Euro ausgeben will.

Am Montag hatten angeblich fast 2.000 Personen in Calais versucht, in die geschlossene Zone der Eurotunnel-Züge zu gelangen. Die Versuche der Flüchtlinge hielten am Freitag weiterhin an.

Als Cameron am Donnerstag vor laufender Kamera von „Schwärmen von Migranten“ sprach, die in Großbritannien „ein besseres Leben suchen würden“, „weil dort so viele Jobs geschaffen wurden und weil „es ein so großartiges Land zum Leben sei“, wurde seine Wortwahl gleich von mehreren Seiten kritisiert, vor allen aber vom UN-Sonderbeauftragten für Migration, Peter Sutherland, der die britische Reaktion als „stark übertrieben und xenophob“ bezeichnete.

Schlagzeilen in der Boulevardpresse

Bei den meisten der betroffenen Personen handele es sich tatsächlich um Flüchtlinge. Weiter sagte er: „Jeder, der glaubt, dass Grenzen und Zäune vor sogenannten Fluten von Migranten schützen könnten – die alles andere als eine Flut darstellen –, lebt in einer Welt von Hirngespinsten“.

Einige Migranten kommen jedoch weiterhin nach England durch. Bilder von jenen, die entdeckt wurden, erscheinen besonders in der britischen Boulevardpresse, dem Daily Mail und The Sun. So zitierte der Daily Mail auf seinen Titelblatt am Freitag David Cameron mit der Schlagzeile „Der ‚Schwarm‘ auf unseren Straßen“. Fotos dazu suggerieren, dass Immigranten alle Regionen Südostenglands infiltrieren.

Beim Versuch zahlreicher Flüchtlinge in Calais, vor der Einfahrt der Züge in den Tunnel aufzuspringen, hat es inzwischen etliche Verletzte und mindestens einen Todesfall gegeben. In der letzten Woche starb ein Sudanese beim Versuch, auf einen fahrenden Zug zu springen. Ein Ägypter soll außerdem an die Hochspannungsleitung gekommen sein und sich dabei lebensgefährlich verletzt haben.

Verglichen mit anderen EU-Ländern hat Großbritannien mit bislang 24.000 Flüchtlingen nur sehr wenige Menschen aufgenommen. Cameron gab auf einer Pressekonferenz nach dem Sicherheitstreffen an, dass Großbritannien sich bemühe, das Problem ganzheitlich anzugehen. Man wolle in Nordafrika investieren, um die Region zu stabilisieren, und mit Partnern in Italien und Frankreich reden.

Am Freitagnachmittag fand ein weiteres Gespräch zwischen ihm und dem französischen Ministerpräsidenten François Hollande statt. Die Krise um den Eurotunnel, sagte Cameron zuvor, würde sich wahrscheinlich noch weiter in den Sommer ziehen.

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3 Kommentare

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  • "Wenn wir den Schmerz der Menschen nicht mehr spüren - dann sind wir keine Menschen! Was bist Du?" ukama2015

     

    Der Aufschrei gegen das was mit uns allen gerade passiert - der schleichende Verfall jeder Menschlichkeit - ist unangenehm leise!

  • „Der ‚Schwarm‘ auf unseren Straßen“. Fotos dazu suggerieren, dass Immigranten alle Regionen Südostenglands infiltrieren.

     

    Schlimm.... da nimmt Großbritannien im Vergleich zum Rest Europas extrem wenige Flüchtlinge auf und legt so ein Verhalten an den Tag. Viele Briten schämen sich zurecht für ihre Regierung! Der Sonderweg der Briten in der EU nervt. Mögen Sie doch bitte den Austritt beschließen.

  • Kommt der soziale Wohlstand nicht zu den Armen in den Armuts- und Rohstoffregionen, dann kommen eben die (sozial-emanzipatorisch) Armen in die kapitalistisch-imperialistischen Wohlstands- und Reichtumsmetropolen.

     

    Hier in Deutschland könnten sich auch Millionen Menschen, noch immer offenen Hartz-IV-Strafvollzug und im sozialdemokratischen und gewerkschaftlichen Mini-Mindestlohn, daran ein Beispiel nehmen. Ein Beispiel an der Entschlossenheit der Armen aus den europäischen und außereuropäischen Schwellen- und Entwicklungsländern. Wie entschlossen diese Menschen ihre Zukunft in die eigenen Hände nehmen und versuchen, ihre Zukunft sozial-ökonomisch zu realisieren.

     

    Allerdings, auch Armutsflucht ist für die Menschen in und aus den Armutsregionen keine soziale und ökonomische Lösung. Notwendig wäre die Umwälzung der Eigentums- und Vermögensverhältnisse in den Herkunftsstaaten. Die Überführung der ausländischen Unternehmen, der Banken und Rohstoffkonzerne, in gesellschaftliches Gemeineigentum.

     

    Auch in den Wirtschaftsmetropolen wäre die Überführung der gesellschaftlichen Produktions- und Reproduktionsmittel in Gemeineigentum bereits ein überfälliges Erfordernis, so auch in EU-Europa, Asien und Nordamerika.