Firma von René Benko: Signa vor der Insolvenz
Es fehlen offenbar hunderte Millionen Euro. Die Signa-Gruppe von Investor René Benko kann ihre Rechnungen nicht mehr begleichen.
Bis Jahresende braucht das österreichische Immobilien- und Handelsunternehmen 500 Millionen Euro neues Kapital, wie seit längerem bekannt ist. Laut Handelsblatt ist schon Ende November, also in der kommenden Woche, eine 200 Millionen Euro schwere Anleihe fällig. Experten schätzen den Finanzbedarf aber noch deutlich höher ein. Das wahre Ausmaß der Probleme ist noch nicht bekannt, da die Signa in Hunderte einzelne Unternehmen zerstückelt ist. Allein einen Überblick über die Außenstände zu bekommen, dauert laut Insidern Wochen.
Benko hatte sich Anfang des Monats operativ zurückgezogen, agiert aber immer noch aus dem Hintergrund. Am 8. November übernahm Wirtschaftsprüfer Arndt Geiwitz den Vorsitz des Beirats und des Gesellschafter-Komitees der Familie Benko Privatstiftung, die nach früheren Angaben weiter größter Gesellschafter bleibt. Geiwitz hat Erfahrung mit schwierigen Sanierungen, bereits 2012 hat er die Schlecker-Insolvenz abgewickelt. 2020 führte er das Insolvenzverfahren von Galeria Karstadt Kaufhof durch, die sich Benkos Signa erst ein Jahr zuvor einverleibt hatte.
Ins Strudeln gekommen war Benkos Signa auch wegen des Endes der Niedrigzinspolitik. Lange wurde Benko als Erfolgsunternehmer gefeiert, der von guten Kontakten zu Österreichs konservativem Exkanzler Sebastian Kurz profitierte. Benko wie Kurz sind außergewöhnliche Aufsteigertypen, Kurz ist nun der jüngste Exkanzler Österreichs.
Geschäftsmodell nicht nachhaltig
Im Falle Signas stellte sich heraus, dass das Geschäftsmodell basierend auf aggressiver Expansion mit Geld auf Pump alles andere als nachhaltig war. Jetzt muss alles ganz schnell gehen. Signa hatte zuletzt intensiv versucht, neue Finanziers aufzustellen. Dem Vernehmen nach blieb die Suche bis dato erfolglos. Medienberichten zufolge verscherbelt Benko sogar seine Kunstsammlung, um an frisches Geld zu kommen. So will Signa offenbar ein Werk Picassos und ein Selbstporträt Basquiats verkauft haben, die er für insgesamt rund 28 Millionen Euro erworben hatte.
Diese Woche geriet nun auch Alfred Gusenbauer in die Kritik, österreichischer Bundeskanzler (SPÖ) zwischen 2007 und 2008. Nach seiner Kanzlerschaft hatte er diverse zweifelhafte Lobby-Positionen inne, etwa für den autokratischen kasachischen Präsidenten Nasarbajew. Wie die Wochenzeitung News berichtet, stellte Gusenbauer der Signa zwischen 2020 und 2022 Beraterhonorare von mehr als sieben Millionen Euro in Rechnung. Unter anderem für die „Restrukturierung und Finanzierung“ der Kaufhof Karstadt-Gruppe. Sie versucht derzeit, sich mit Schließungen zu sanieren. Ende Januar 2024 sollen weitere 31 Standorte geschlossen werden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Debatte um SPD-Kanzlerkandidatur
Schwielowsee an der Copacabana
BSW und „Freie Sachsen“
Görlitzer Querfront gemeinsam für Putin
Urteil nach Tötung eines Geflüchteten
Gericht findet mal wieder keine Beweise für Rassismus
Papst äußert sich zu Gaza
Scharfe Worte aus Rom
Wirtschaftsminister bei Klimakonferenz
Habeck, naiv in Baku
Hype um Boris Pistorius
Fragwürdige Beliebtheit