Firma sammelt Spenden fürs Tierheim: Haben Sie mal einen Euro?
Der Tierschutz soll auf 96 Prozent seines Etats verzichten. Deshalb bittet eine Firma um Spenden. Das ist schön. Doch wer sammelt Geld für Menschen?
Mir reicht der Kontakt mit den fünf Tieren, die bei mir im Vorderhaus ein und aus gehen. Paula ist mir dabei die Liebste. Die Boxer-Hündin darf an mir schnüffeln und kriegt ein paar Streicheleinheiten, mit Frau Nachbarin schwatze ich derweil ein bisschen. So ein kurzer Kontakt zu einem Tier tut einfach gut (und soll ja blutdrucksenkend wirken).
Und nun das: Die schwarz-rote Koalition hat kein Herz für Tiere! Und schafft den Tierschutz in Berlin de facto ab. Als ich davon Paulas Frauchen erzähle, hat die nur einen knappen Kommentar zur Hand: „Eine Frechheit, die sollen woanders sparen!“
Aber der Reihe nach: Von den notwendigen Etatkürzungen des Senats sind alle Ressorts gleichermaßen betroffen und müssen 2 Prozent ihres Budgets einsparen – nur der Tierschutz soll auf 96 Prozent seines Etats verzichten. Dem Ressort der Landestierschutzbeauftragten Kathrin Herrmann bleibt dann fast nichts übrig.
Die Grünen kritisieren das scharf
Laut RBB-Bericht wurden ihr 377.700 Euro gestrichen. Neben den laufenden Kosten für Verwaltung und Personal habe sie jetzt nur noch wenige tausend Euro für ihre Arbeit zur Verfügung, 4 Prozent des eigentlichen Etats.
Die Grünen haben die geplante massive Etatkürzung scharf kritisiert. Stefan Taschner, der tierschutzpolitische Sprecher der Fraktion, sprach am Montag, von „großer Bestürzung und Enttäuschung“. Die fast komplette Streichung des Budgets der Tierschutzbeauftragten bedeute, dass in diesem Bereich nur noch „ein winziger Restbetrag“ zur Verfügung stehe. Offensichtlich habe die CDU „kein Herz für Tiere“.
Dafür haben andere eins. Die Firma Stern+Kreis, die Schiffsfahrten in und um Berlin seit 1888 anbietet, ruft zu einer Sammelaktion fürs Tierheim Berlin auf. Auf allen Schiffen gibt es künftig eine Spendenbüchse. Am Ende will der Initiator die Summe aufrunden. Das freut das Tierheim Berlin, wie es in einer Pressemitteilung heißt. Dort leben rund 1.300 Tiere „vom kleinen Hundewelpen über die betagte Katzenomi bis hin zum kranken Kaninchen und dem einsamem Papagei“.
Tiere in Not rühren viele Menschen an. Das ist völlig okay. Doch was ist mit Menschen in Not? Von denen gibt es viele in Berlin, und es werden immer mehr. Wie wäre es mit Spendenaktionen für Jugendclubs oder Seniorentreffs, die wegen Geldnöten von Schließung bedroht sind? Oder für obdachlose Menschen oder andere marginalisierte Gruppen? Denn sie alle sind von Budgetkürzungen, vor allem im sozialen Bereich, betroffen.
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