piwik no script img

Filmempfehlungen für BerlinJenseits der roten Teppiche

Ein Porträt von Erika und Ulrich Gregor, die Anfang der 70er das Arsenal mitbegründeteten, 24 Stunden Horrorfilme und UFA-Filmnächte mit Live-Musik.

Arsenal-Geschichte: Ulrich und Erika Gregor in „Komm mit mir in das Cinema. Die Gregors“ (2022) Foto: Thomas Ernst

A ls sich kongenial ergänzendes Paar waren Erika und Ulrich Gregor eine Institution der Berliner Kinoszene: Sie waren 1971 die Mit­be­grün­de­r:in­nen des Internationalen Forums des jungen Films, das sie zunächst als Gegenveranstaltung, dann als Ergänzung der Berlinale noch bis ins Jahr 2000 leiteten und mit ihrer Kenntnis und ihrem Enthusiasmus für das Kino jenseits der roten Teppiche prägten. Gespräche mit den Fil­me­ma­che­r:in­nen auf der Bühne des Delphi-Kinos waren dabei ebenso wichtig wie die sagenhaft umfangreichen Informationsblätter, die zu jedem Film herausgegeben wurden.

Im Alltag noch wichtiger war das Kino Arsenal, das die von den Gregors mitbegründeten Freunde der Deutschen Kinemathek seit 1970 in der Welserstraße betrieben und das mit seinem Programm einen (Film-)Blick in alle Welt anbot, historisch wie zeitgemäß aktuell.

Die Dokumentarfilmerin Alice Agneskirchner hat mit „Komm mit mir in das Cinema – Die Gregors“ jetzt ein dokumentarisches Porträt von Erika und Ulrich Gregor geschaffen, das durch Interviews, Archivmaterial und insgesamt vierzig Filmausschnitte Leben und Schaffen des Paares mit der Zeitgeschichte und der Wirkungsgeschichte bestimmter Filme verknüpft, die von den Gregors angeschoben und mitbestimmt wurde. Die Vorführung im Kino Arsenal (wo sonst?) ist die Vorpremiere zum regulären Kinostart, als Gäste sind neben Erika und Ulrich Gregor auch Regisseurin Alice Agneskirchner und die Produzentin Sandra Ehlermann anwesend (31.8., 19 Uhr, Arsenal 1).

An Freunde einer doch recht anderen Art von Kino richtet sich das „Berlin 24 Hour Horror-A-Thon“, ein Filmprogramm mit acht Horrorfilmen, darunter „Der Exorzist“, Kathryn Bigelows Vampirfilm „Near Dark“, George A. Romeros großer Zombieklassiker „Dawn of the Dead“ sowie „Nekromantik“ von Berlins Splatter-Spezialisten Jörg Buttgereit. Da wird dann reichlich in Eingeweiden gewühlt, und weil einige der Filme eine lange Geschichte von Zensureingriffen aufzuweisen haben, dreht sich auch das Gespräch der anwesenden Gäste um dieses Thema: Ken Foree, einer der Hauptdarsteller aus „Dawn of the Dead“ diskutiert dabei mit Jörg Buttgereit, moderiert wird das Gespräch von David DMP Moore (26.8., 18 Uhr, Babylon Mitte).

tazplan

Der taz plan erscheint auf taz.de/tazplan und immer Mittwochs und Freitags in der Printausgabe der taz.

Vom Stummfilm zur Tonfilmoperette

Denkt man an Lilian Harvey und Willy Fritsch dann steht einem natürlich immer das vielbeschworene „Traumpaar“ der Tonfilmoperetten (die eher Musicals waren) aus den 1930er Jahren vor Augen. Doch Harvey und Fritsch waren das erste Mal tatsächlich bereits in einem Stummfilm gemeinsam auf der Leinwand zu sehen und zwar in „Die keusche Susanne“, einer flotten Komödie, die Regisseur Richard Eichberg 1926 nach Vorlage einer populären Operette von Jean Gilbert inszenierte.

Allerdings ist Harvey nicht die titelgebende Susanne, sondern deren adlige Konkurrentin Jacqueline um die Gunst des feschen René (Fritsch). Susanne, die in einem Doppelleben das brave Mädchen in der heimischen Provinz mimt, während sie in Paris ausgelassen auf den Tischen tanzt, wird verkörpert von Ruth Weyher, die einer interessierten Öffentlichkeit heute nicht mehr so präsent ist – sie beendete ihre Karriere mit Ende der Stummfilmzeit. Zu sehen ist der selten gespielte Film bei den UFA-Filmnächten mit Live-Musik vom Silent Light Ensemble (26.8., 21 Uhr, Kolonnadenhof der Alten Nationalgalerie).

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

Lars Penning
Lars Penning, geboren 1962. Studium der Publizistik, Theaterwissenschaft und der Allgemeinen und Vergleichenden Literaturwissenschaft an der FU Berlin. Freier Filmjournalist. Buchveröffentlichungen: Cameron Diaz (2001) und Julia Roberts (2003). Zahlreiche filmhistorische und –analytische Beiträge für verschiedene Publikationen. Lebt in Berlin.
Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!